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"Wir suchen meistens nachts und im Wald oder im Feld"

  • Fr, 23. März 2018
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Rettungshundeführer Christian Suchomel über seine beiden Suchhunde Rani und Toni, die Menschen aus 150 Meter Entfernung riechen können.

Christian Suchomel mit seinem Toni   | Foto: Morhat
Christian Suchomel mit seinem Toni Foto: Morhat

Ende Februar hatten wir, die Klasse 4b der Weiherhof-Grundschule in Freiburg, Besuch von Rettungshundeführer Christian Suchomel und seinen beiden Rettungshunden Rani (neun Jahre) und Toni (neun Monate). Jonathan Morhart hat Christian Suchomel interviewt.

Zisch: Wie oft pro Woche trainieren Sie?
Suchomel: Wir trainieren zweimal in der Woche, immer Dienstagabend drei Stunden und am Samstag so vier bis fünf Stunden.
Zisch: Wie werden die Hunde nach dem Training belohnt, oder werden sie auch schon im Training belohnt?
Suchomel: Ja, sie werden immer belohnt, wenn sie jemanden gefunden haben, deshalb machen sie das Ganze, weil sie Spaß daran haben, wenn sie ihre Belohnung bekommen. Rani wird mit Futter belohnt, irgendetwas, was sie gerne frisst, Fleisch meistens oder Wienerle und der Toni wird mit Spielzeug belohnt. Er darf spielen, wenn er jemanden gefunden hat.
Zisch: Wie weit können denn die Rettungshunde riechen?
Suchomel: Das kommt ein bisschen darauf an, wie der Wind weht, aber wenn der Wind gut steht und der Wind den Geruch zum Hund treibt, dann können sie bis ungefähr 150 Meter weit riechen.
Zisch: Werden Sie gefragt oder müssen Sie immer zu den Einsätzen?
Suchomel: Es läuft so, dass die Polizei entscheidet, dass Rettungshunde kommen sollen, und die fragt dann über die Rettungsleitstelle an uns als Rettungshundestaffel und dann meldet sich jeder zurück, der Zeit hat und sagt, dass er kommen kann, oder aber er sagt, dass er keine Zeit hat und nicht kommen kann. Also man muss nicht kommen, wenn man keine Zeit hat. Wenn man zum Beispiel arbeiten muss, dann kann man ja nicht kommen, aber meistens ist es abends oder nachts und da geht es meistens.
Zisch: Wie viele sind Sie in der Gruppe?
Suchomel: Wir sind ungefähr 25 Personen mit rund 25 Hunden.
Zisch: Auf was sind Rani und Toni denn spezialisiert?
Suchomel: Mit Rani mache ich sogenannte Flächensuchen, da wird ein Waldstück auf vermisste Leute abgesucht und wir schauen, ob die Person sich dort aufhält, im Wald oder in einem Feldstück. Toni macht auch Flächensuche. Rani kann noch Ertrunkene suchen, also riechen, wenn jemand unter Wasser ist, und zeigt mir das dann an. Bei Toni weiß ich noch nicht ganz genau, was ich mit ihm machen werde, er ist noch sehr jung. Also eventuell auch Ertrunkenen-Suche, vielleicht auch Trümmersuche, das heißt Suche nach Verschütteten, nach einem Erdbeben zum Beispiel, oder wenn ein Haus zusammengestürzt ist.
Zisch: Wie lange dauert denn die Ausbildung für einen Rettungshund?
Suchomel: Man muss etwa zwei Jahre rechnen, bis man so weit ist, dass man in den Einsatz gehen kann. Sie können vielleicht davor schon Leute suchen und finden, aber bis es richtig zuverlässig geht und bis sie alle Situationen kennen, bis sie liegende, stehende, schreiende Leute gut anzeigen können und auch schwierige Verstecke gut ausarbeiten können, dauert es ungefähr zwei Jahre.
Zisch: Kann jeder Hund Suchhund sein oder muss es eine bestimmte Rasse sein?
Suchomel: Eine bestimmte Rasse muss es nicht sein. Der Hund muss menschenbezogen und menschenfreundlich sein und er muss Spaß haben, was zu arbeiten, und er muss eine funktionierende Nase haben. Bei unserer Staffel gibt es Mischlinge, es gibt auch reinrassige Hunde, kleine und große Hunde, also man kann das mit fast allen Hunden machen.
Zisch: Konnten Sie denn schon mal jemanden retten?

Suchomel: Ja, wir haben schon öfter Leute gefunden.
Zisch: Laufen die Hunde auf ein Kommando los und geht es bei den Hunden dann darum, wer als Erstes die Person gefunden hat, oder sind die Hunde eher als Gruppe unterwegs?
Suchomel: Wir suchen nicht alle zusammen. Jeder bekommt eine Fläche zugewiesen, die abgesucht werden soll. Dann sucht immer ein Team, bestehend aus Rettungshundeführer, einem Helfer und einem Hund, eine Parzelle oder ein Waldstück ab und meldet dann zurück, ob es jemanden gefunden hat oder nicht. Jeder sucht seine Parzelle ab und so kann man dann in kurzer Zeit eine sehr große Fläche absuchen.
Zisch: Bekommt man dann ein Kleidungsstück von der Person oder wie wird das gemacht?
Suchomel: Ja, das gibt es auch. Das sind dann die sogenannten Man-Trailer, die bekommen ein Kleidungsstück von der Person und laufen der Spur nach. Das setzt man vor allem in der Stadt ein, wo sehr viele Menschen sind. Rani und Toni suchen so, dass sie alle Menschen anzeigen. Wir haben kein Kleidungsstück. Wir suchen meistens nachts und im Wald oder im Feld, da sind sonst keine Leute unterwegs, und wenn sie jemanden finden, bellen sie ihn an.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 23. März 2018: PDF-Version herunterladen

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