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"Wir suchen vermisste Personen"

Jule Hölzle und Linn König, Klasse 4a, Grundschule Fahrnau, Schopfheim

Von Jule Hölzle, Linn König, Klasse 4a, Grundschule Fahrnau & Schopfheim

Sa, 14. Oktober 2017

Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Paul Burger von der Rettungshundestaffel Oberrhein über Hundetraining und Trainingshunde.

Paul Burger   | Foto: Privat
Paul Burger Foto: Privat

Die beiden Zisch-Reporterinnen Jule Hölzle und Linn König aus der Klasse 4a der Grundschule Fahrnau haben Paul Burger interviewt. Er ist Suchgruppenhelfer bei der Rettungshundestaffel Oberrhein.

Zisch: In welcher Organisation sind Sie tätig und wie lange schon?
Burger: Seit 2011 bin ich bei der Rettungshundestaffel Oberrhein tätig. Diese gehört dem Bundesverband Rettungshunde an und ist im Katastrophenschutz Baden-Württemberg anerkannt.
Zisch: Welcher Hund ist geeignet als Rettungshund?
Burger: Er muss Menschen mögen, sich mit anderen Hunden vertragen und eine mittlere Größe haben. Zu kleine Hunde haben nicht die Kondition, da die Wege zu weit sind für sie, und sehr große Hunde sind oft zu träge. Der Hund muss arbeiten wollen und soll Spaß daran haben, sich ausbilden zu lassen. Am besten fängt man mit einem jungen Hund an.
Zisch: Was genau ist ein Rettungshund und was für Arten gibt es?
Burger: Ein Rettungshund ist erst nach der Prüfung ein Rettungshund. Es gibt Flächenhunde, die suchen im Wald oder auf Flächen nach vermissten oder verirrten Personen. Es gibt aber auch Trümmersuchhunde, die kommen nach Erdbeben, Explosionen oder Einstürzen zum Einsatz. Bei uns ist so etwas zum Glück äußerst selten. Dann gibt es noch Lawinensuchhunde, Wasserrettungshunde und Mantrailerhunde – Letztere aber nicht in unserer Staffel. Mantrailerhunde suchen eine bestimmte Person, andere Suchhunde suchen jeden Menschen.
Zisch: Wie läuft so eine Suche ab?
Burger: Die Rettungshundestaffel wird über die Leitstelle alarmiert. Dann rücken wir aus. Unsere Anfahrt ist manchmal auch über eine Stunde lang. Am Ziel angekommen geben wir dem Hund den Befehl "Such!" und lassen ihn von der Leine. Allein durch seinen Geruchssinn sucht er nach der vermissten Person. Hat er die Person gefunden, bleibt er dort und bellt, bis der Hundeführer da ist.
Zisch: Braucht der Hundeführer auch eine Ausbildung?
Burger: Ja, der Hundeführer muss ebenfalls eine Ausbildung machen. Und er braucht eine zusätzliche Ausbildung in Erster Hilfe für Menschen, Erster Hilfe für Hunde sowie im Funken. Er muss sportlich sein, muss sich gut orientieren können und verschiedene Suchtaktiken kennen. Nur wenn Hund und Herrchen die Prüfung bestehen, sind sie einsatzfähig.
Zisch: Wie oft wird trainiert?
Burger: Wir trainieren etwa sieben bis acht Stunden in der Woche. Am Mittwoch ist Gerätetraining auf unserem Übungsplatz in Istein. Dort lernt der Hund über Holzplanken zu gehen, Steigungen hoch- und runterzulaufen, über Leitern zu klettern, durch dunkle Röhren zu laufen oder sogar zu kriechen. Zudem sind wir dort auch im Gelände. Samstags sind wir dann beim Flächentraining im Wald. Da sind dann Personen im Wald versteckt. Oder wir trainieren im Trümmerfeldgelände. Dafür gibt es ein großes Übungsgelände in der Schweiz.
Zisch: Wo kommen die Teams zum Einsatz?
Burger: Unsere Staffel wird immer dann alarmiert, wenn eine Person vermisst wird. Oft sind das ältere Menschen, die verwirrt sind. Oder es sind Wanderer oder lebensmüde Menschen. Wenn man nicht weiß, in welchem Gebiet die Person sein könnte, kann aber auch die Rettungshundestaffel nichts machen. Ein Trümmereinsatz ist bei uns zum Glück sehr selten. Trotzdem sollte jeder Hund beide Ausbildungen haben.
Zisch: Gehen Sie auch zu Auslandseinsätzen?
Burger: Nein, das ist eine spezielle Ausbildung, da dort noch mehr dazugehört.
Zisch: Wie groß ist Ihre Staffel?
Burger: Wir haben momentan 15 Hundeführer und zwölf ausgebildete Flächenhunde sowie acht ausgebildete Trümmersuchhunde. Wobei manche beide Ausbildungen haben, die somit beides Mal aufgelistet sind. Zudem arbeitet der Vorstand mit sowie der Zugführer, der der Einsatzchef ist. Und dann haben wir noch Suchgruppenhelfer. Die haben dieselbe Ausbildung wie der Hundeführer, haben aber keinen Rettungshund – so wie ich.
Zisch: Wieso sind Sie kein Rettungshundeführer?
Burger: Mein Hund Yucca hatte kein Interesse an der Personensuche. Sie war schon drei Jahre alt, als wir gemeinsam angefangen haben.
Zisch: Waren Sie schon oft bei Einsätzen?
Burger: Ja, schon bei mehr als 25 Einsätzen. Bei einem hat unsere Suchgruppe auch die vermisste Person finden können und wir konnten sie unverletzt dem Rettungsdienst übergeben. Oftmals findet man die Person aber gar nicht, weil sie sich gar nicht in dem Gebiet aufhält, wo gesucht wird. Und zwei Mal hatte ich einen Einsatz, aus dem die Personen bis heute noch nicht gefunden sind.
Zisch: Ist die Arbeit freiwillig oder bekommt man Geld dafür?
Burger: Nein, das ist alles ehrenamtlich. Man bekommt kein Geld. Auch die Einsatzkleidung muss man zum Teil selbst kaufen. Es ist ein ziemlich aufwendiges Hobby.

Ressort: Zisch-Texte

  • Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Sa, 14. Oktober 2017:
  • Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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