Auftritt in Freiburg

Alice Mertons veröffentlicht ihr zweites Album "S.I.D.E.S"

Die Pop-Rockerin Alice Merton hat jetzt ihr zweites Album "S.I.D.E.S" herausgebracht: Es ist trauriger und persönlicher als das erste. Grund dafür ist auch die Corona-Pandemie. Im Juli tritt sie beim ZMF in Freiburg auf.  

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Alice Merton  | Foto: Danny Jungslund (dpa)
Alice Merton Foto: Danny Jungslund (dpa)
Alice Merton ist gerade aus Dublin zurückgekommen, dort lebt ihre Familie. Jetzt sitzt die Musikerin in ihrer Wohnung in Berlin, für das Videointerview anlässlich ihres zweiten Albums "S.I.D.E.S." hat sie ihren Laptop vor sich. Fühlt sie sich in ihren vier Wänden tatsächlich heimisch? "Ich bin immer noch rastlos", bekennt die 28-Jährige. "Im Grund fühle ich mich dort zuhause, wo Menschen sind, die ich liebe."

Diese Philosophie ist wohl ihrer eigenen Biografie geschuldet. Die Tochter einer Deutschen und eines Iren wurde in Frankfurt geboren, ihre Kindheit verbrachte sie in Kanada, mit 13 zog sie nach München, ihren Schulabschluss machte sie in England. "Ich glaube nicht, dass ich irgendwann für den Rest meines Lebens an einem Ort bleiben werde", sagt sie.

Der erste Lockdown war für Merton ein Einschnitt

Gezwungenermaßen musste aber auch Alice Merton ihren Lebensstil umstellen, als der erste Lockdown kam. "Ich war traurig, dass meine Konzerte und meine Schreibsessions abgesagt worden waren", bekennt sie. "Auf der andere Seite merkte ich, dass ich ganz dringend eine Pause brauchte." Das Touren hatte ihr nämlich ziemlich zugesetzt: "Ich litt an Lampenfieber und Panikattacken. Nach meinen Auftritten konnte ich nachts nicht schlafen." Allerdings besserte die Pandemie ihren Seelenzustand nicht unbedingt. "Ich begann, mir existentialistische Fragen zu stellen: Macht das, was ich tue, wirklich einen Sinn? Will ich in Zukunft überhaupt noch Musik machen?"

Dieses Kopfkarussell kam in Gang, weil Alice Merton ihre Sozialkontakte nicht mehr richtig pflegen konnte: "Ich bin zwar niemand, der oft ausgeht. Trotzdem fühlte ich mich während des Lockdowns zum ersten Mal richtig einsam." Hinzu kamen persönliche Probleme: Alice Mertons Großmutter starb, sie selbst machte eine Trennung durch, eine langjährige Arbeitsbeziehung zerbrach plötzlich. "Auf einmal sagte diese Person zu mir: ‚Ich will nicht mehr mit dir arbeiten.‘ Das war hart für mich."

Eine solide Weiterentwicklung

Mit all diesen Erfahrungen setzte sich Alice Merton teils in einer Therapie auseinander, teils ließ sie sie in ihre neuen Lieder einfließen. "Island", "Future" oder "Blurry" wirken wie typische Trennungssongs. Das ist laut der Sängerin aber nur die halbe Wahrheit: "Wenn jemand keine Lust mehr hat, beruflich mit dir zu kooperieren, dann fühlt sich das an wie ein Beziehungsaus. In beiden Situationen fehlt einem jemand. Man hat ganz ähnliche Gefühle, die in viele Stücke parallel eingeflossen sind."

Kein Wunder also, dass etliche Nummern etwas dunkler sind als die Titel ihres Debütalbums "Mint", das 2019 auf Platz zwei der deutschen Charts stand. "Meine neuen Songs sind definitiv facettenreicher", erklärt Alice Merton. "‚S.I.D.E.S‘ ist für mich, wie eine Pralinenschachtel. Man weiß nicht, was einen im nächsten Stück erwartet." Bei "Same Team" etwa paart sich Pop mit Industrial- und Elektro-Elementen. "Vertigo" verschreibt sich treibenden Rhythmen. In einige Lieder schleichen sich rockige Gitarrenriffs ein. Eine solide Weiterentwicklung.

Alice Merton: S.I.D.E.S. (Paper Plane Records).
Die Künstlerin tritt am Freitag, 22. Juli, 20.30 Uhr, beim Zelt-Musik-Festival in Freiburg auf.

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