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Zischup-Interview

"Am Geld soll es nie scheitern"

  • Erika Baranceanu, Klasse 8b, St. Ursula-Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 26. April 2024
    Schülertexte

     

Du bist ein Mädchen, dir geht es nicht gut und du weißt nicht, wohin du dich mit deinen Problemen wenden kannst? Charlotte Gareis vom Frauen- und Mädchen-Gesundheitszentrum in Freiburg weiß Rat.

Charlotte Gareis  | Foto: Erika Baranceanu
Charlotte Gareis Foto: Erika Baranceanu
Zischup: Wollen Sie sich einmal vorstellen?
Gareis: Ich bin Charlotte Gareis und bin Sozialpädagogin. Ich arbeite schon seit über 20 Jahren hier im Frauen- und Mädchen-Gesundheitszentrum (FMGZ). Mein Bereich ist hauptsächlich die Beratung der Mädchen.

Zischup: Mit welchen Problemen kommen Mädchen und Frauen in das FMGZ?
Gareis: Viele Mädchen kommen hierher mit Essstörungen, Selbstverletzungen oder einfach, weil es ihnen nicht gut geht. Sie haben Probleme in der Familie oder auch manchmal Stress mit den Freundinnen, bis dahin, dass sie Suizidgedanken haben. Bei den erwachsenen Frauen sind es ein bisschen andere Themen: psychische Probleme, aber auch viel Verhütungsberatung und gesundheitliche Themen, wie zum Beispiel vaginale Infekte, Menstruationsschmerzen oder die Gebärmutter.
Zischup: Wer arbeitet hier alles? Gibt es Personen, die für verschiedene Arten von Problemen zuständig sind?
Gareis: Hier arbeiten hauptsächlich Sozialarbeiterinnen und jede einzelne hat bestimmte Schwerpunkte. Ich kenne mich zum Beispiel gut mit Essstörungen aus, berate aber zum Beispiel auch Trans-Jugendliche. Andere Kolleginnen kennen sich zum Beispiel mit dem Thema Brustkrebs besser aus.

Zischup: Wie kann man Sie hier erreichen?
Gareis: Man kann anrufen, eine Mail schreiben und wir haben auch einen Instagram-Account. Man kann auch zu den Öffnungszeiten persönlich vorbeikommen, dann sieht man schon mal, wie es hier aussieht. Der Beratungstermin kann dann dort ausgemacht werden.

Zischup: Kosten die Sprechstunden etwas und wie wird das FMGZ finanziert?
Gareis: Für Jugendliche ist die Beratung kostenlos. Für Erwachsene kann es etwas kosten, aber es ist der Grundsatz, dass es nie am Geld scheitern soll. Also auch dann kann die Beratung kostenlos sein. Wir werden zum Großteil von der Stadt Freiburg finanziert, aber müssen auch ganz viel Spendengelder auftreiben und Stiftungsanträge stellen. Das ist also noch eine große Summe, die wir zusätzlich auftreiben müssen.

Zischup: Welche Hilfsangebote können Sie hier machen?
Gareis: Wir bieten Beratungen an. Manchmal sind es nur einzelne Gespräche, aber gerade für Jugendliche ist es oft auch ein Beratungsprozess. Wir helfen auch bei der Therapiesuche, wenn es massive Probleme sind.

Zischup: Was können Frauen und Mädchen in einer Sitzung hier tun?
Gareis: Wir besprechen in der Beratung, was die betroffene Person für Probleme hat. Dann gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zu helfen. Es kommen zum Beispiel Jugendliche mit Ängsten. Da machen wir dann verschiedene Übungen. Es gibt auch Aufgaben, die sie zu Hause machen können. So gibt es für unterschiedliche Problemlagen unterschiedliche Ansätze.

Zischup: Was können Mädchen und Frauen tun, wenn sie sich nicht trauen, hierher zu kommen?
Gareis: Sie können zum Beispiel Freundinnen fragen, ob sie sie begleiten. Das passiert öfters. Dann trauen sie sich eher, zu kommen. Auch Lehrkräfte oder Schulsozialarbeiterinnen begleiten sie öfters. Es können sie auch Jungs begleiten. Sie können außerdem vorher schon mal per E-Mail eine Frage stellen, dann kann man sich schon ein bisschen schreiben und ein Beratungsgespräch ausmachen.

Zischup: Müssen die Erziehungsberechtigten Bescheid wissen, wenn ihre Tochter hierher kommt?
Gareis: Nein, das müssen sie nicht. Die Jugendlichen können ab zwölf Jahren auch ohne das Wissen der Eltern kommen. Wir haben Schweigepflicht, aber manchmal ist es auch gut, wenn die Eltern Bescheid wissen. Wir machen das aber nie gegen den Willen der Mädchen. Außer in extremen Fällen, dann informieren wir die Eltern.

Zischup: Können auch Teile des LGBTQ zu Ihnen kommen, also zum Beispiel Transgender und Non-Binäre?
Gareis: Ja, wir sind völlig offen für die Trans-Community. Hier sind Jugendliche und Erwachsene jeglichen Geschlechts willkommen. Das bedeutet, es können auch Trans-Jungs hierher kommen. Es ist also nicht nur ein Mädchenraum.

Zischup: Kann man mehrmals kommen oder ist es auf ein Treffen beschränkt?
Gareis: Nein, man kann auch öfter kommen. In der Regel kommen Jugendliche zu zwischen fünf bis zehn Terminen.

Zischup: Wie sehen die Sprechstunden hier aus?
Gareis: Die Sprechstunden sind telefonisch, montags, mittwochs und donnerstags. Aber wir haben jeden Tag offen und die Beratungsgespräche sind außerhalb der Sprechzeiten.

Zischup: Kann man Probleme auch über das Telefon klären?
Gareis: Ja, man kann kürzere Sachen auch am Telefon klären. Man kann auch am Telefon beginnen für ein erstes Kennenlernen und dann schauen, ob sich die Person danach zum nächsten Termin in die Beratungsstelle traut.

Zischup: In welchem Alter kommen Mädchen und Frauen im Durchschnitt hierher?
Gareis: Die Mädchen kommen ab zwölf Jahren hierher, die Erwachsenen so bis zu einem Alter von 65 Jahren. Bei den Jugendlichen ist das am meisten vertretene Alter zwischen 14 und 17 Jahren.

Zischup: Bieten Sie hier auch Workshops an und wenn ja, zu welchen Themen?
Gareis: Wir gehen mit vielen Workshops in die Schulen. Wir machen dort Präventionsworkshops zum Thema Essstörung, zum Thema psychische Krisen, zur sexuellen Bildung. Wir gehen auch in Grundschulen mit dem Thema Gewaltprävention.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. April 2024: PDF-Version herunterladen

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