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Weihnachtsbaum adé

Am Knut-Tag fliegen die Bäume raus

André Anwar
  • Mi, 12. Januar 2022, 20:30 Uhr
    Panorama

In Skandinavien endet die Weihnachtszeit am 13. Januar mit einem kuriosen Brauch. Zuerst plündern die Kinder die übrig gebliebenen Süßigkeiten, dann werden die Tannen aus den Häusern geworfen.

In Schweden wird der Baum am 13. Januar entsorgt.  | Foto: Michael Bamberger
In Schweden wird der Baum am 13. Januar entsorgt. Foto: Michael Bamberger
In Schweden geht die Weihnachtszeit erst mit dem Knut-Fest am 13. Januar zu Ende. Weihnachtsbäume werden geplündert und hinausgeworfen. Allerdings regnen die Tannen nicht auf die Straße und Passanten hinab, wie in der Werbung eines bekannten schwedischen Möbelherstellers. Das ist streng verboten.

Der Knut-Tag wird bis heute gefeiert

Ja: Es ist endlich wieder Knut-Tag! In großen Teilen des Christentums dauert die Weihnachtszeit maximal dreizehn Tage. Sie beginnt am ersten Weihnachtsfeiertag, am 25. Dezember, und endet mit dem Tag der Heiligen Drei Könige. Doch in Schweden, Finnland und Teilen Norwegens, ist erst am 20. Tag endgültig Schluss. Es ist der Namenstag von Sankt Knut. Der posthum heiliggesprochene dänische Prinz Knut wurde am 7. Januar 1131 von einem Thronfolge-Konkurrenten ermordet. In schwedischen Familien und Kirchen wird der Knut-Tag noch heute gefeiert. So lädt etwa die Östra Karups Kirche im südschwedischen Båstad am frühen Nachmittag zum Knut-Gottesdienst mit anschließendem Knut-Fest ein.

"Es ist ein schöner Abschied vom Weihnachtsfest und markiert den Neubeginn. Die Kinder lieben es." Karin Fick
Da dringen dann mitten im Januar nochmal "Stille Nacht" und andere von der Orgel und dem bedächtigen Gesang der Kirchengänger begleitete Weihnachtslieder aus den Kirchenpforten. "Es ist ein schöner Abschied vom Weihnachtsfest und markiert den Neubeginn. Die Kinder lieben es", sagt die Gemeindepädagogin Karin Fick dieser Zeitung. Nach dem Gottesdienst wird im Gemeindehaus gegessen und getrunken, eine Kindertheatergruppe tritt auf. Zu Volksliedern tanzt man um den Weihnachtsbaum, genauso wie um die Mittsommerstange.

Es folgt die Weihnachtsbaumplünderung. In bescheideneren Zeiten konnten die Kinder sich dann endlich die im Baum hängenden Süßigkeiten herausklauben. Heute werden kleine Plastikbeutel mit frischem Naschwerk an den Baum gehangen, damit die Kinder sie abpflücken können. Der folgende Hinauswurf des Weihnachtsbaumes bildet den Abschluss des Knuttages.

Wer den Baum auf die Straße wirft, muss zahlen

Glaubt man der deutschsprachigen Ikea-Werbung, werfen die Schweden dann ihre Tannen einfach aus Fenstern auf Straßen und Passanten, um Platz für neue Möbel zu schaffen. Die "Weltmeisterschaft im Weihnachtsbaumwerfen" am Knut-Tag im deutschen Weidenthal ist vermutlich davon inspiriert worden. In Schweden wirft jedoch niemand so weit. Ein Wurf auf die Straße kann Geldbußen und gar eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr nach sich ziehen, warnt etwa die Rentnerzeitung Senioren ihre Leser.

"Sowas habe ich noch nie gesehen. Entweder die Leute verbrennen ihre Bäume im Garten oder sie bringen sie zu Sammelplätzen der Müllabfuhr", sagt auch Fick und lacht. Tatsächlich wirbt etwa die Müllabfuhr Stockholm um die ordnungsgemäße Abgabe der Tannen. Die werden zu Biokohle umgewandelt. "Ein Weihnachtsbaum kann so vier volle Waschmaschinen mit Strom versorgen", wirbt sie.

Kindern gefällt der Tag

Ein bisschen fliegen die Tannenbäume aber trotzdem auch in Schweden am 13. Januar. "Mein Vater hat den Baum am Knut-Tag immer in hohem Bogen von der Terrasse in den Garten geworfen. Es war traurig für uns Kinder, dass Weihnachten dann zu Ende war, aber den Knut-Tag fanden wir immer lustig", erinnert sich die 26-jährige Stockholmer Köchin Hanna Olsson.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 13. Januar 2022: PDF-Version herunterladen

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