Polizei
Auch Streifenpolizisten im Südwesten sollen Taser testen
Bisher können Streifenbeamte im Ernstfall nur zwischen Schlagstock oder Schusswaffe wählen. Gewerkschafter fordern deshalb schon lange den Einsatz sogenannter Taser. Nun sollen sie getestet werden.
dpa
Di, 24. Jun 2025, 14:09 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Stuttgart (dpa/lsw) - Streifenpolizistinnen und Streifenpolizisten in Baden-Württemberg sollen eine Alternative zur Schusswaffe bekommen - zumindest testweise in einigen Regionen. "Die Polizei Baden-Württemberg wird künftig Taser auch im Streifendienst und bei Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten testen", sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU). Bisher sind die Elektroimpulsgeräte nur bei Spezialeinheiten im Einsatz. Zuvor hatten die "Badischen Neuesten Nachrichten" berichtet.
Bisher hatte das Innenministerium den Einsatz der Technik im Streifendienst abgelehnt. Den Sinneswandel begründet Strobl mit einer technischen Fortentwicklung der Geräte. Diese könne für die Polizei Vorteile haben. Der bundesweit am häufigsten verwendete Taser sei inzwischen in einer Weiterentwicklung zu bekommen, die bis zu zehn Einzelauslösungen ermögliche und nicht wie bisher zwei Einzelauslösungen, hieß es vom Innenministerium.
Tests im Südbaden und bei Spezialeinheiten
Im Fall der Fälle würden die Beamten aber auch weiter zur Schusswaffe greifen, so Strobl: "Eines ändert sich nicht: Wer Polizistinnen oder Polizisten mit einem Messer angreift, riskiert das eigene Leben!"
Testen sollen die Geräte Streifenbeamte im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg. Dafür werden Beamte in den Polizeirevieren Freiburg-Nord, Freiburg-Süd, Weil am Rhein und Titisee-Neustadt mit der Technik ausgerüstet. Zudem wird eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit des Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen mit Tasern ausgestattet.
Der Test soll nach Angaben des Ministeriums möglichst bald beginnen. Der genaue Zeitplan werde in den nächsten Wochen ausgearbeitet und hänge vor allem von den Lieferfristen des Herstellers der Taser ab. Man rechne mit einem Start der Erprobung im Jahr 2026.
Gewerkschaft hält Tests für überflüssig
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hatte die Einführung von Tasern seit langem gefordert und kritisiert nun, dass zunächst ein Testlauf geplant sei, obwohl andere Polizeien den Einsatz seit Jahren erfolgreich praktizierten. "Wer in der aktuellen Sicherheitslage und bei dem Anstieg der Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte solche Zeiträume festlegt, weiß nicht, was auf der Straße passiert. Dafür gibt es kein Lob", sagte Landeschef Ralf Kusterer.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßte dagegen den Testlauf. Damit schaffe man eine solide Einscheidungsgrundlage, ob und wie der flächendeckende Einsatz sinnvoll sein könne, sagte Thomas Mohr, Mitglied im Landesvorstand. "Die technische Weiterentwicklung des Tasers ist nicht zu übersehen – gerade die höhere Auslösekapazität ermöglicht eine flexiblere Nutzung im Einsatz", so Mohr.
Mit einem Taser wird ein Gegner mehrere Sekunden lang handlungsunfähig gemacht, weil die Geräte eine kurzzeitige Lähmung im Nervensystem verursachen. Aus der Distanz schießt der Polizist mit Draht verbundene Pfeile ab. Für den Getroffenen ist das schmerzhaft, denn der Pfeil dringt mehrere Millimeter tief in die Haut und gibt einen Stromimpuls ab. Damit sollen Polizisten einen Angreifer auf Distanz halten können - ohne dass es das Risiko einer tödlichen Verletzung gibt. Allerdings ist der Einsatz eines Elektroschockers nicht risikofrei: Insbesondere für Ältere, Schwangere und Menschen mit Herzproblemen kann der Taser tödliche Folgen haben.
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