Auf Tuchfühlung mit der Giftschlange

Etwa 3000 Schlangenbisse gibt es in Australien jedes Jahr / Reptilienjäger Rob Ambrose fängt täglich bis zu vier Tiere in Sydney ein.  

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Rob Ambrose hat in einem Vorort von Sy...reicht aus, um 20 Erwachsene zu töten.  | Foto: afp
Rob Ambrose hat in einem Vorort von Sydney eine Östliche Braunschlange gefangen. Das Gift eines Bisses reicht aus, um 20 Erwachsene zu töten. Foto: afp

SYDNEY. Wenn in Mitteleuropa die Blätter von den Bäumen fallen, beginnt in Australien der Frühling – die Zeit, in der Schlangen besonders aktiv sind. Bis zu vier Mal täglich sind Reptilienjäger wie Rob Ambrose dann unterwegs, um Schlangen einzufangen, die sich in Städte verirrt haben. 20 der 25 giftigsten Schlangenarten der Welt leben in Australien.

Die Zeichen stehen auf Angriff: Die Östliche Braunschlange hat den Kopf nach hinten gebogen und die Reißzähne entblößt. Mit 1,90 Meter Länge ist diese in Australien vorkommende Braunschlange die längste ihrer Art, mit der es Reptilienjäger Rob Ambrose je zu tun hatte. Schlangenfänger wie er werden vor allem entlang der dicht bevölkerten Ostküste Australiens gebraucht, wo sich viele Giftschlangen in die Städte verirren.

Zwei Braunschlangen wurden auf einem Kinderspielplatz im Norden Sydneys gesichtet. Für Ambrose gilt Alarmstufe Rot: Das Gift eines einzigen Bisses wäre genug, um 20 Erwachsene zu töten. Schließlich ist das Reptil nach dem Inland-Taipan, der vor allem in den Wüstengegenden im australischen Outback zuhause ist, eine der giftigsten Schlangen der Welt. Ihr Biss kann innerhalb einer Stunde zum Tod führen. Ein Anwohner alarmierte Ambrose, der das Paar schließlich einfangen konnte und ins nahe gelegene Buschland brachte.

Im Gegensatz zum Inland-Taipan leben die Östlichen Braunschlangen gern in Zivilisationsnähe und reagieren aggressiv, wenn sie provoziert werden oder sich bedroht fühlen. Am aktivsten sind sie im australischen Frühling zwischen September und November, wenn sie sich paaren. Dann ist Ambrose ständig auf Achse: "Über das Jahr verteilt sind es 180 Schlangeneinsätze, aber während der Hochsaison können es vier am Tag sein."

Nach Angaben der Abteilung für Giftforschung der Universität Melbourne leben in Australien 20 der 25 giftigsten Schlangen der Welt. Schon ein einziger Kratzer ihrer Giftzähne reicht aus, um Herz, Zwerchfell und Lungen zu lähmen. Vor allem die Braunschlangen und die Taipane seien in der Super-Liga der Giftschlangen, erklärt Ambrose. "Da will man nicht unbedingt seine Kinder in der Nähe wissen. Es ist auch nicht empfehlenswert, auf eine Braunschlange oder eine Todesotter oder eine Tigerotter zu treten", sagt er.

Nach offiziellen Schätzungen gibt es jährlich rund 3000 Fälle von Schlangenbissen in Australien. 300 bis 500 davon müssen mit Gegengift behandelt werden. Durchschnittlich zwei im Jahr enden tödlich. Die meisten Australier lernen schon in ihrer Kindheit, wie ein Schlangenbiss versorgt werden muss. Seit in den Krankenhäuser Gegengift bereitgehalten wird, haben sich die Überlebenschancen auch nach den schlimmsten Bissen deutlich erhöht. So überlebte im Oktober ein Jugendlicher den Angriff eines Inland-Taipans nördlich von Sydney, weil er zügig ein Breitband-Antiserum verabreicht bekam.

Dean Purcell ist Reptilienwärter im Taronga-Zoo von Sydney und betont, mit der richtigen Erstversorgung bleibe meist sieben Stunden Zeit, ein Krankenhaus zu erreichen. Todesfälle würden immer seltener. "Ich würde bei einem Spaziergang im Busch lieber auf eine Schlange treffen als auf einen Bären", bekräftigt er.

Doch auch ungiftige Arten können manchmal so groß sein, dass sie Angst und Schrecken verbreiten. Vanessa Clarke aus Sydney rief Ambrose zu Hilfe, um zwei Diamantpythons einzufangen, die in ihrem Garten im Stadtteil Terrey Hills nisteten. Zwar zählen Diamantpythons nicht zu den Giftschlangen, doch mit einer Länge von 2,50 Metern fand Clarke sie trotzdem furchterregend. "Ich will sie lieber nicht in meinem Garten haben, wegen der Haustiere und der Kinder", erklärt sie. "Neulich hat eine der beiden eine Ente gefressen. Wir sahen die Ente in der Schlange, und die andere Ente schaute zu."

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