Aufregende Unterschiede

Doppelausstellung im Kunsthaus Zürich: Egon Schiele und die britischen Malerin Jenny Saville.
Gestatten: ein ganz normaler Teenager. Als Egon Schiele 1908 sein aquarelliertes Selbstbildnis in Bleistift und Kreide zeichnet, ist er noch keine achtzehn und schon seit mehr als einem Jahr an der Akademie der Künste in Wien eingeschrieben. Das Erscheinungsbild des jungen Kunststudenten ist makellos, die Kleidung schicklich, das Haar ordentlich gescheitelt – nichts an der Gestalt, das irritieren könnte, der leicht abwesende Blick begründet noch keine zweifelhaften Erwartungen. Auffällig an der Darstellung ist womöglich einzig der leicht ins Geometrische tendierende Bleistiftstrich, durch den der Habit des Jünglings wie das weiche Gesicht Ecken und Kanten bekommen. Vor Schieles Kunst ...