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Lebererkrankung

Berlin trauert um Eisbärbaby Fritz

  • dpa

  • Mi, 08. März 2017, 00:00 Uhr
    Panorama

     

Der kleine Eisbär Fritz aus dem Berliner Tierpark ist tot. Er starb nach einer plötzlich aufgetretenen, momentan noch rätselhaften Lebererkrankung. Die Jungtiersterblichkeit bei Eisbären ist hoch.

Das knuffige Fellknäuel ist tot. Fritz wurde nur drei Monate alt.   | Foto: dpa
Das knuffige Fellknäuel ist tot. Fritz wurde nur drei Monate alt. Foto: dpa
Noch etwas ungelenk tapste das kleine Fellbündel um seine Mutter herum, machte sich durch spitze Quieklaute bemerkbar und schaute mit schwarzen Knopfaugen neugierig in die Kamera. Vier Monate lang verzückte Eisbärbaby Fritz die Berliner – obwohl sie ihn bisher nur von Fotos und Videoaufnahmen kannten. Eine Chance, das plüschige Miniraubtier im Freigehege des Tierparks zu beobachten, bekommen sie nun nicht mehr. Der kleine Fritz ist tot, er starb nach einer plötzlich aufgetretenen, momentan noch rätselhaften Lebererkrankung.

Dabei hatte alles so schön angefangen. Stolz verkündete der Berliner Tierpark – das Ostpendant zum deutlich bekannteren Zoo im Westen der Hauptstadt – am 3. November seine erste Eisbärengeburt seit 22 Jahren. Nachdem einer der Zwillinge kurz darauf gestorben war, entwickelte sich das zweite Eisbärbaby prächtig, umhegt und gepflegt von Mutter Tonja, einer siebenjährigen gebürtigen Moskauerin.

Wuchs da, zehn Jahre nach dem bis dato beispiellosen Hype um Eisbär Knut im Berliner Zoo, ein neuer tierischer Star heran? Per Kamera ließ der Tierpark die Öffentlichkeit teilhaben an dem jungen Bärenleben. Schnell elektrisierten die Bilder von dem süßen weißen Bündel, das zuletzt immerhin schon 14,5 Kilo auf die Waage brachte, die Menschen. Die Bestimmung seines Geschlechts wurde ebenso zum Medienereignis wie die Suche nach einem Namen. Mehr als 10 000 Vorschläge gingen im Tierpark ein, selbst aus Japan oder Neuseeland. Eine Jury entschied sich schließlich für die wohl deutscheste aller Varianten: Fritz.

Allerdings machte Tierparkdirektor Andreas Knieriem auch von Anfang an deutlich: "Wir wollen keinen zweiten Knut." Zudem wies er auf die Risiken für den Kleinen hin: "Die Jungtiersterblichkeit bei Eisbären liegt bei 50 Prozent."

Die Warnung kam nicht von ungefähr. Knieriem: "Das ist ein schwarzer Tag für den Tierpark und seine Besucher. Ich bin fassungslos, sehr traurig und deprimiert." Besonders schlimm sei, dass Fritz am Dienstag quasi innerhalb von zwölf Stunden aus unbekannten Gründen schwer erkrankt sei. "Wir haben derzeit keine Erkenntnisse, was dort genau passiert ist."

Um die 30 Eisbären leben derzeit in deutschen Zoos. Darunter ist im Münchner Tierpark ein noch namenloses Weibchen, das kurz nach Fritz zur Welt kam. Tierschützer lehnen die Haltung und Zucht von Eisbären in Zoologischen Gärten ab, weil dies bei den normalerweise nach viel Bewegung strebenden Tieren artgerecht nicht möglich sei. Die Organisation Peta warf den Verantwortlichen nach dem Tod von Fritz denn auch vor, Eisbärenbabys rein aus Marketing- und Profitgründen zu züchten und auf einen neuen "Knut-Effekt" zu setzen. Knieriem wies das als "Quatsch" zurück.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 08. März 2017: PDF-Version herunterladen

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