Mehrere Standorte betroffen

Bosch-Sparprogramme: Bis zu 1.560 Stellen sollen wegfallen

Die Autokonjunktur schwächelt, die Konkurrenz wächst: Bosch setzt erneut den Rotstift an. An mehreren Standorten sind Einschnitte geplant. Zahlreiche Stellen sollen gestrichen werden.  

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Bosch will erneut Stellen streichen - dieses Mal in Reutlingen. Auch eine Tochterfirma ist betroffen. (Archivbild) Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Reutlingen/Abstatt (dpa) - Der Technologiekonzern Bosch macht bei seinem Sparprogramm Tempo und plant Stellenstreichungen an mehreren Standorten in Deutschland. Betroffen sind das Werk in Reutlingen sowie die Tochterfirma Bosch Engineering mit Sitz in Abstatt bei Heilbronn. Insgesamt stehen mehr als 1.500 Arbeitsplätze auf dem Spiel, wie aus Mitteilungen des Unternehmens hervorgeht. 

In Reutlingen sollen im Bereich für Steuergeräte bis Ende 2029 bis zu 1.100 Jobs wegfallen. Hintergrund sind demnach verschärfte Marktbedingungen, deutlich sinkende Stückzahlen sowie ein zunehmender Wettbewerbs- und Preisdruck. Der Markt sei durch neue Anbieter hart umkämpft und die dortige Steuergerätefertigung nicht mehr wettbewerbsfähig. In Autos stecken je nach Alter und Fahrzeugklasse Dutzende dieser Bauteile, die zum Beispiel Motor, Klimaanlage oder Fahrassistenzsysteme steuern. 

"Stellenabbau fällt uns nicht leicht"

Neben der Produktion sind von den Sparplänen auch die Entwicklung und die Verwaltung betroffen. Bereichsvorstand Dirk Kress teilte mit: "Der erforderliche Stellenabbau fällt uns nicht leicht, ist zur Zukunftssicherung des Standorts jetzt aber dringend erforderlich." Der Konzern habe Betriebsrat und Belegschaft in Reutlingen über die Situation informiert. Es gebe noch keine Entscheidung über mögliche Maßnahmen. Es sollen nun Gespräche aufgenommen werden. Man wolle gemeinsam mit dem Betriebsrat eine Lösung finden und die Umsetzung der Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich gestalten, sagte Kress.

Parallel zum Umbau investiert Bosch weiter in den Halbleiterbereich. Bis Ende 2025 wird die Reinraumfläche in Reutlingen demzufolge um mehr als 5.000 Quadratmeter erweitert, um dort Siliziumkarbid-Chips zu produzieren. Bei E-Autos ermöglichen diese Halbleiter größere Reichweiten und effizientere Ladevorgänge, da durch sie weniger Energie verloren geht. 

Von den Plänen nicht betroffen sind die Bereiche Bosch eBike Systems und Bosch Sensortec. Insgesamt beschäftigt Bosch rund 10.000 Mitarbeiter in Reutlingen. Die Stadt liegt ungefähr 30 Kilometer südlich von Stuttgart.

Tochterfirma setzt ebenfalls den Rotstift an

Auch bei der Tochterfirma Bosch Engineering stehen Einschnitte bevor. Dort sollen weltweit bis zu 460 Stellen gestrichen werden - davon rund 380 Jobs am Hauptsitz in Abstatt bei Heilbronn und Holzkirchen bei München. Welcher Standort wie stark betroffen ist, war zunächst unklar. Weltweit hat die Bosch-Tochter ungefähr 3.100 Mitarbeiter, davon rund 2.200 hierzulande. Ziel sei, den Abbau auch hier mit sozialverträglichen Maßnahmen zu gestalten. 

Bosch Engineering müsse auf Überkapazitäten und den Kostendruck reagieren und sich wettbewerbs- und zukunftsfähig aufstellen, teilte eine Sprecherin mit. Das Unternehmen sieht sich demnach nicht nur mit einer stagnierenden Zahl von weltweit produzierten Fahrzeugen und Unsicherheiten durch die globale Zollpolitik konfrontiert, sondern auch mit hohem Investitionsdruck durch den Wandel hin zum E-Motor. Der Markt für Ingenieursdienstleistungen entwickele sich nicht so wie prognostiziert. Die Bosch-Tochter verzeichnet den Angaben nach Verschiebungen von Kundenprojekten und einen verstärkten Wettbewerb, insbesondere durch chinesische Anbieter. 

Die bisherigen Bemühungen sind Geschäftsführer Johannes-Jörg Rüger zufolge nicht ausreichend: "Daher müssen wir strukturelle Anpassungen vornehmen und können auch einen Stellenabbau leider nicht vermeiden.". Bereits in den vergangenen Monaten wurde die wöchentliche Arbeitszeit der Belegschaft in Deutschland gesenkt, und die Gehälter wurden entsprechend reduziert.

Das Unternehmen ist auf Entwicklungen im Fahrzeugbereich spezialisiert und Dienstleister für Autohersteller. Auf Grundlage von erprobter Technik entwickelt Bosch Engineering aber auch Lösungen für Firmen außerhalb der Autoindustrie an, beispielsweise Sensoren für Assistenzsysteme von Landmaschinen oder elektrifizierte Bootsantriebe.

Tausende Bosch-Jobs sollen wegfallen

Beim weltgrößten Autozulieferer mit Sitz in Gerlingen bei Stuttgart gibt es seit Ende 2023 eine ganze Reihe von Abbauprogrammen. Tausende Jobs sollen in den kommenden Jahren weltweit wegfallen. Mit den Anpassungen in Reutlingen und Abstatt summiert sich der angekündigte Stellenabbau mittlerweile auf fast 15.000 Jobs - ein großer Teil davon in Autozulieferbereich in Deutschland. Aber auch die Hausgeräte-Tochter BSH und die Werkzeugsparte sind betroffen. 

Bosch-Chef Stefan Hartung rechnete zuletzt angesichts der Wirtschaftslage und dem Wandel in der Autoindustrie mit weiteren Einschnitten. Ende 2024 hatte der Konzern weltweit insgesamt fast 417.900 Beschäftigte - und damit rund 11.600 weniger als ein Jahr zuvor. In Deutschland sank die Mitarbeiterzahl um gut 4.500 auf mehr als 129.600 (minus 3,4 Prozent).

© dpa‍-infocom, dpa:250722‍-930‍-827527/3

Schlagworte: Dirk Kress, Stefan Hartung, Johannes-Jörg Rüger

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