Ein Neptunbart als Quallenschutz

LONDON. Weder Quallen, Wind noch Wetter konnten ihn aufhalten: Der in Simbabwe geborene Sean Conway hat als erster Schwimmer in 135 Tagen von den Weg von der Süd- zur Nordspitze Großbritanniens zurückgelegt.  

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LONDON. Weder Quallen, Wind noch Wetter konnten ihn aufhalten: Der in Simbabwe geborene Sean Conway hat als erster Schwimmer in 135 Tagen von den Weg von der Süd- zur Nordspitze Großbritanniens zurückgelegt.

So recht kann er es selbst noch nicht glauben. Aber Sean Conway hat – endlich – sein Ziel erreicht. Diese Woche ist er, kalt aber triumphierend, den Wellen entstiegen. Als Erster hat er es geschafft, die ganze Länge Großbritanniens "abzuschwimmen". Was immerhin mehr als 1400 Kilometer sind, von Land’s End in Cornwall bis zum schottischen John O’Groats. Den Leuten in Schottland muss er wie ein verirrter Neptun der Moderne vorgekommen sein, als er, mit Silberkappe, vaselineverschmiertem Gesicht und rotem Rauschebart, an Land ging.

135 Tage hatte er gebraucht, um den nördlichsten Punkt der Insel zu erreichen. 90 Tage davon hatte er, in Tagesetappen, mit Schwimmen verbracht. Den Rest der Zeit wartete er auf besseres Wetter. "Es war", sagte Conway jetzt, "das Schwerste, was ich je im Leben unternommen habe". Der in Simbabwe aufgewachsene und im englischen Cheltenham angesiedelte extrovertierte Sportsmann hat sich schon einiges an Strapazen zugemutet.

Einmal ist er auf den Kilimandscharo geklettert – in einem Pinguinkostüm. Ein andermal ist er in weniger als vier Monaten 24 000 Kilometer durch sechs Kontinente geradelt. Einen Teil davon mit einem angebrochenen Rückgrat, nachdem ihn in Amerika ein Lastwagen überrollt hatte.

Wichtig sei ihm gewesen, nicht aufzugeben, meint Conway. Als "Höchstleistungsabenteurer", der "schon ziemlich verrückt" sei, beschreibt er sich gern selbst. Jedenfalls war er, auf der Suche nach neuen Großtaten, irgendwann auf die britische Küste gekommen. Zu Fuß und auf Rädern ist der Weg von der Süd- zur Nordspitze Britanniens ja schon von vielen zurückgelegt worden. Aber geschwommen ist vom einen Ende der Insel zum anderen noch niemand.

Also machte sich der 32-Jährige Ende Juni ans Werk. Dummerweise wurde sein Begleitteam schon am ersten Tag seekrank. Am Abend nach dem Start tweetete Conway um Hilfe: "Kennt irgendjemand einen Arzt in St Ives, der uns Pflaster gegen Seekrankheit verschreiben kann?" Die anderen Verzögerungen des ursprünglich auf zwei Monate angelegten Projekts hatten vor allem mit rauer See und wechselhaftem Wetter zu tun: "Starke Winde und hoher Wellengang haben uns leider ein bisschen aufgehalten."

Mehrfach wurde Conway von Quallen gestochen. Den Neptunbart ließ er sich als Schutz wachsen: "Ab und zu schwimmt man ein paar Schläge und hat plötzlich so eine Qualle im Gesicht. Ich weiß nicht, wer dabei den größeren Schrecken kriegt – die Qualle oder der Schwimmer."

Salzwasser in Kehle und Nase und blaugefrorene Zehen: Leicht war es für Conway nicht, worauf er sich eingelassen hatte. Je näher er dem Ziel kam, und je herbstlicher es wurde, desto mehr Probleme hatte er mit einem zunehmend starreren Kiefer. Die letzten Wochen konnte er nur noch Brei verdrücken. Festes Essen zu kauen war ihm eine Qual. Auch das Begleitboot hatte schon mal Schlagseite. Mehrmals habe er sich gefragt, ob er "das Wetterfenster verpasst" habe und aufgeben müsse, gesteht Conway: "So schwer hatte ich es mir nicht vorgestellt."

Am Ende schaffte er, was er sich vorgenommen hatte. Das Guinness-Buch der Rekorde hat jetzt eine neue Höchstleistung zu verbuchen, die Wohlfahrtsorganisation War Child Charity 6 000 Pfund an Extraeinnahmen. Ihr kommen all die Spenden für die Aktion zugute. Für Kinder in Kriegsgebieten wollte Conway etwas tun.

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