Englischer Aasesser

Delikatessen von der Straße

Brite kocht aus überfahrenen Tieren ungewöhnliche Gerichte wie Dachs-Gulasch.  

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Arthur Boyt auf Delikatessenjagd.   | Foto: afp
Arthur Boyt auf Delikatessenjagd. Foto: afp
Die englische Küche gilt nicht gerade als Gourmetküche: Haggis, Blood Pudding oder Minzsoße sind ein Graus für den verwöhnten badischen Gaumen. Aber der Brite Arthur Boyt setzt einen drauf: Er isst totgefahrene Tiere, die er auf oder an der Straße findet. Tröstlich: Iltis, Katze und Hund sind nicht umsonst gestorben.

Die englische Küche gilt nicht gerade als Gourmetküche: Haggis, Blood Pudding oder Minzsoße sind ein Graus für den verwöhnten badischen Gaumen. Aber der Brite Arthur Boyt setzt einen drauf: Er isst totgefahrene Tiere, die er auf oder an der Straße findet. Tröstlich: Iltis, Katze und Hund sind nicht umsonst gestorben.

Man nehme einen toten Dachs und lasse ihn mit Gewürzen und Kräutern fünf Stunden schmoren – für Arthur Boyt gibt es nichts Besseres. Der 74-Jährige sammelt in Cornwall im Südwesten Englands überfahrene Tiere von der Straße und bereitet daraus ungewöhnliche Mahlzeiten zu. Hunde, Katzen, Iltisse, Mäuse – bei dem pensionierten Wissenschaftler landet alles im Kochtopf. Schon seit den 1960er Jahren holt sich der Naturliebhaber Aas vom Straßenrand und findet, das sollten mehr Leute tun.



Sein abgelegenes Haus im wildromantischen Bodwin Moor ist voll von ausgestopften Tieren. "Die Leute können es nicht glauben, dass ich überfahrene Tiere esse. Wenn sie es versuchen, würde es ihnen wahrscheinlich schmecken", sagt Boyt, während sein Dachs-Eintopf in der Küche köchelt. "Das Problem ist nicht der Geschmack, es ist nur eine Kopfsache, man muss sich nur überwinden, dieses Zeug zu essen. Man muss sich sagen, okay, es ist einfach Fleisch."



Besonders schmackhaft findet Boyt Hund: Zwei Lurcher, eine Art Windhund, und ein Labrador-Kadaver wanderten schon in seinen Kochtopf. Zuvor habe er versucht, die Besitzer ausfindig zu machen, betont er. Das Fleisch schmecke "fein, rund und süß" wie Lamm, erzählt er. "Dazu trinke ich Rotwein, vielleicht einen Chianti."



In Boyts Kühltruhe finden sich auch Bussarde, Falken und Blindschleichen. Vor fauligem Fleisch schreckt der Exzentriker ebenfalls nicht zurück: Er habe schon zwei Wochen alte Kadaver gekocht, nachdem er Maden und Zecken abgepflückt habe, sagt er. "Ich habe Zeug gegessen, das dunkelgrün war und gestunken hat. Man muss es nur ordentlich kochen, dann stört die Fäulnis nicht beim Genuss."

Der eigenwillige Gourmet betont: "Ich bin von den totgefahrenen Tieren noch nie krank geworden." Zwar sei Dinner-Gästen schon schlecht geworden, als sie wieder zuhause waren: "Aber ich bin sicher, das war was anderes."



Der Verzehr von so genanntem Roadkill ist in England legal – solange die Tiere versehentlich überfahren wurden und nicht vorsätzlich. Boyt findet das Aas entweder selbst am Straßenrand oder er bekommt Hinweise von Nachbarn. Die Asphalt-Delikatessen kommen nur auf den Tisch, wenn seine Frau, eine Vegetarierin, nicht zu Hause sei, erzählt Boyt. "Sie besucht einmal in der Woche ihre Mutter, und wenn sie dort übernachtet, ist das für mich die Gelegenheit für ein Festessen." Für den Abend hat Boyt einen Bekannten eingeladen – der 17-jährige Daniel Greenaway ist gespannt. "Das wird ja mal interessant, ich habe gehört, es schmecke gut", sagt der junge Mann. Boyt schöpft Dachs-Eintopf auf den Teller – den Kopf des Tieres für sich selbst, weniger eindeutig erkennbare Fleischstücke für den Gast. Dazu gibt es rohen Spinat und eine Flasche Rioja. "Nicht schlecht", kommentiert Greenaway, nachdem er nervös probiert hat. Boyts ist weniger zurückhaltend. Begeistert kommentiert er: "Das ist sehr zart. Das Fleisch ist grobfaseriger als Reh, es ist süßlich, geschmackvoll, gut gewürzt – mmmm!"

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