Einst behielt man von Dovers Kreidefelsen aus die Nazis im Blick – heute fühlen sich Bürger und Politiker der Stadt von Flüchtlingsströmen bedroht.
Sir Bertram Ramsay ist zu ewiger Wachsamkeit verdammt. In seiner Uniform steht er über den Klippen von Dover und schaut aufs Meer hinaus. Hinter ihm liegt Dover Castle, zu seinen Füßen der Ärmelkanal und vor ihm, bei guter Sicht, in der Ferne Frankreich. Eine Hand hat er in der Tasche seiner Admiralsjacke vergraben. Drei Kinder hüpfen in der ersten Frühlingssonne ausgelassen um die Statue. Die Mutter blättert in einer Zeitung, die sich auf der Frontseite in fetten Lettern mit dem britischen EU-Referendum im Juni befasst – und einen sensationellen Erfolg der Brexit-Befürworter prophezeit.
Keine drei Monate sind es mehr bis zu dieser Abstimmung. Und niemand weiß besser als Admiral Ramsay, dass man auch durch angestrengtes Schauen nicht wissen kann, was bis dahin kommt. Zu seiner Zeit, vor einem Dreivierteljahrhundert, kam die Wehrmacht und besetzte die Kanalküste gegenüber. Ramsay war damals Befehlshaber in Dover, ...