Die genialen Erfinder

Bäume können ganz viel erzählen, und wenn man das nicht hören kann, so kann man es doch sehen.  

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Bäume sind die genialsten Erfinder der Welt. Wenn man ihre Sprache versteht, kann man eine Menge von ihnen lernen. In Italien gibt es Olivenbäume, die von den alten Römern gepflanzt wurden - vor fast 2000 Jahren! Es kann sein, dass im Schatten eines solchen Baumes schon römische Legionäre saßen und ein paar hundert Jahre später ein Ritter und vielleicht sogar Goethe, ein berühmter deutscher Dichter, der einmal durch Italien reiste. Goethe ist seit 170 Jahren tot. Aber der Olivenbaum steht immer noch da. Schade, dass solche Bäume nicht reden können. Sie hätten so viel zu erzählen . . .

"Natürlich können Bäume reden", sagt Claus Matteck. Claus Matteck ist kein Träumer mit ein bisschen zu viel Fantasie. Er ist Physiker und überlegt sich, wie man Maschinen bauen muss, damit sie nicht zu schwer und trotzdem sehr sta- bil sind. Menschen, die so etwas machen, heißen Konstrukteure. Die besten Konstrukteure der Welt sind aber nicht die Menschen, sondern die Bäume", erklärt Matteck. "Man kann eine Menge von ihnen lernen." Die Äste lehren uns, wie man etwas baut, damit es biegsam ist und trotzdem stabil. Auch Baumwurzeln sind besonders raffiniert gemacht: Mit einer Wurzel, die so dick ist wie eine Kinderfaust, könnte man zwei Elefanten auf einmal hochheben!

Die Baumsprache ist eine Sprache, die man nicht hören kann. Aber man kann sehen, was die Bäume sagen, wenn man sie sich ganz genau ansieht. Einem Baumkenner wie Claus Mattheck erzählt ein alter Baum eine Menge aus seinem Baumleben. So erzählt er eine vom Wetter; denn Wind, Sonne und Regen haben ihn geprägt.

Der Knick im Stamm des Baumes erzählt, dass der Baum vor 150 Jahren von einem Sturm krumm geblasen wurde und dann in eine andere Richtung weiterwachsen musste, um nicht vornüberzukippen. Die Rille im Stamm berichtet von einem Gewitter, bei dem ein Blitz einschlug. Von der Energie des Blitzes wurde das Wasser im Baum so heiß, dass der Baum aufplatzte - genauso wie eine Grillwurst, die man zu dicht übers Feuer hält.

Wenn der Baum schon gefällt ist, kann man an den Jahresringen erkennen, wie alt der Baum genau war und welche Jahre gute Jahre für den Baum waren. In warmen, feuchten Jahren kann der Baum nämlich besonders viel wachsen und der Jahresring wird deshalb besonders breit. Ohne Regen geht einem Baum sowieso schnell die Puste aus, denn Bäume brauchen zum Atmen Wasser. Weil Bäume mit Blättern atmen, muss das Wasser dazu von den Wurzeln ganz nach oben in die Baumkrone transportiert werden.

Der geniale Konstrukteur Baum hat sich auch dafür eine prima Lösung einfallen lassen: Es funktioniert ganz genauso, wie wenn du durch einen Strohhalm Apfelsaft trinkst: Im Innern des Baums - von den Wurzelspitzen, bis hinauf in die Blätter, sind lauter winzig kleine Trinkhalme. Oben auf die Blätter scheint die Sonne und zieht Wasser aus den Blättern. Deshalb steigt das Wasser im Innern des Baums hoch, genauso wie der Apfelsaft in deinem Strohhalm hochsteigt, wenn du oben daran saugst.

Dass der Baum atmen kann, ist nicht nur für den Baum selbst wichtig, sondern auch für uns. Die Bäume und wir Menschen atmen nämlich im Kreis herum: Die Luft, die wir als verbrauchte Luft ausatmen, ist für den Baum gute, frische Luft, die er gerne einatmet. Und das, was der Baum ausatmet, atmen wir wiederrum ein. Solange es genug Bäume gibt, gibt es für uns Menschen auch immer genug frische Atemluft.

Katarina Bader

Illustration: Julia Schröder

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