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Zischup-Schreibwettbewerb Frühjahr 2018

"Die Kinder dort haben eher Angst als Respekt"

  • Sophie Ganter, Clara Wacker, Sara Zivkovic, Klasse 7a, Hans-Furler-Gymnasium (Oberkirch)

  • Mo, 18. Juni 2018, 00:00 Uhr
    Schreibwettbewerb Zischup

Florian Obrecht ist 19 Jahre alt und war fünf Monate lang im Entwicklungsland Ghana. Ein Interview von Sophie Ganter, Clara Wacker und Sara Zivkovic aus der Klasse 7a des Hans-Furler-Gymnasiums in Oberkirch.

Tobias Obrecht (rechts) mit einem seiner Schützlinge.   | Foto: privat
Tobias Obrecht (rechts) mit einem seiner Schützlinge. Foto: privat
Zischup: Welche Sprachen spricht man in Ghana?
Obrecht: In Ghana spricht man Englisch und teils Dialekte in verschiedenen Dörfern.
Zischup: Wie war deine Zeit in Ghana?
Obrecht: Meine Zeit in Ghana war sehr lehrreich. Einerseits war es traurig zu sehen, in welchen Lebensumständen die Menschen dort leben, doch es war auch interessant, die Kultur und die Menschen kennenzulernen. Ich war in einem Waisenhaus mit nur einem Waisen, die anderen Kinder hatten alle Eltern, doch sie wurden trotzdem abgeschoben. Außerdem statteten die Eltern ihren Kindern nie einen Besuch ab.
Zischup: Gibt es bezüglich Regeln viele Unterschiede in Ghana?
Obrecht: In der Schule werden die Kinder tatsächlich noch geschlagen. Deshalb hatten sie viel mehr Respekt und Angst vor ihren Lehrern wegen der Konsequenzen. Da Ghana ein Entwicklungsland ist bin ich mir sicher, dass dies sich in dieser Hinsicht noch bessern wird. Außerdem verdienen die Menschen viel weniger Geld, im Durchschnitt um die zehn Euro.


Zischup:
Sind die Kinder besser erzogen als bei uns in Europa?
Obrecht: Ich habe das auch immer gedacht, doch es ist nicht immer so. Die Kinder dort haben eher Angst als Respekt vor den Erwachsenen, was eher nicht der Fall sein sollte. Aber die Kinder waren trotzdem genau so locker drauf wie ihr in Europa.
Zischup: Wie lange war dein Aufenthalt und wo kamst du unter?
Obrecht: Mein Aufenthalt dauerte fünf Monate, und ich wohnte in einem kleinen Häuschen neben der Schule. Ich hatte keinen großen Luxus, jedoch reichte es vollkommen aus, um dort zu leben.
Zischup: Hast du viele Kinder getroffen, die nicht in die Schule gehen konnten?
Obrecht: Da es pro Haus vier bis fünf Kinder im Schnitt gibt, ist es klar, dass die Eltern sich das nicht leisten können. Das Schlimme daran ist, dass sie somit keine Zukunft und Arbeit haben, obwohl Bildung für das weitere Leben extrem wichtig ist.

Zischup: Wie sah dein Tagesablauf aus?
Obrecht: Ich hatte zwei Tagesabläufe. Als die Kinder Ferien hatten, waren sie den ganzen Tag ungebunden, so dass ich mit ihnen draußen alle möglichen Aktivitäten treiben konnten. Als sie Schule hatten musste ich um 7.30 Uhr aufstehen und habe auch die Fächer Englisch und Mathematik unterrichtet. Meistens hatten die Kinder bis 14 Uhr Unterricht, danach nutzte ich die Zeit, um über meinen Computer für zu Hause zu arbeiten. Am Nachmittag spielten wir gemeinsam im Wald, gingen zum Strand oder besuchten auch einmal eine Ananasfarm. Einmal pro Woche organisierte ich für alle einen Filmabend, anschließend übernachteten wir alle zusammen in einem Matratzenlager. Doch von schlafen war nicht die Rede, denn die ganze Nacht kam aus einer Ecke ein Niesen oder Husten. Wir sind jede zweite Woche an den Strand gefahren, um dort zu baden und zu spielen. Es war menschenleer, da es ein geheimer Strand ist und dort keine Touristen vorzufinden sind. Ich hatte Aufsichtspflicht, da alle Kinder nicht schwimmen konnten.

Zischup: Hat es sich für dich gelohnt, ins Ausland zu gehen?
Obrecht: Ich würde es jedem empfehlen, nach dem Abitur ins Ausland zu gehen. Man sammelt viele Erfahrungen, besonders, wenn man in ein Entwicklungsland reist, um die Lage vor Ort mitzubekommen.
Zischup: Wie bist du darauf gekommen, speziell nach Ghana zu reisen?
Obrecht: Durch eine frühere Schülerin. Sie hielt eine Präsentation über ihr Auslandsjahr in Ghana und begeisterte mich. Schließlich habe ich mich dafür entschieden, nach meinem Abitur ein Auslandsjahr in Ghana zu machen. Zwischenzeitlich hatte ich jedoch auch etwas Bedenken, alleine nach Ghana zu gehen, da dort eine andere Sprache gesprochen wird, es eine fremde Kultur ist und eben etwas ganz Neues. Meine Entscheidung, allein gefahren zu sein, bereue ich zum Glück nicht.
Zischup: Welches Erlebnis vor Ort hat dich am meisten begeistert?
Obrecht: Die zahlreichen Gespräche mit den Kindern, da sie teilweise total emotional und interessant waren. Es waren auch ziemlich traurige Geschichten dabei, die mich sehr berührt haben.

Ressort: Schreibwettbewerb Zischup

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