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"Die Leidenschaft mit Tieren zu arbeiten"

  • Ella Seifert, Klasse 4a, Turnseeschule (Freiburg)

  • Fr, 01. April 2022
    Zisch-Texte

     

ZISCH-INTERVIEW mit Tierpfleger Pascal Witte über seinen Arbeitsalltag und warum er lieber im Tierheim als im Zoo arbeitet.

Tierpfleger Pascal Witte mit seinem Hund Joey  | Foto: privat
Tierpfleger Pascal Witte mit seinem Hund Joey Foto: privat

Zisch-Reporterin Ella Seifert aus der Klasse 4a der Turnseeschule in Freiburg wollte wissen, wie es ist, Tierpfleger zu sein. Ihre Klasse hat sich vorgenommen, Berufe zu beleuchten, über die man wenig weiß. Mit Tierpfleger Pascal Witte vom Tierschutzverein Freiburg spricht sie im Interview über seinen Berufsalltag und welches die schönsten Momente bei der Arbeit mit Tieren sind.

Zisch: Sie arbeiten beim Tierschutzverein Freiburg. Wie genau ist Ihre Berufsbezeichnung?

Witte: Meine genaue Berufsbezeichnung lautet Tierpfleger. Ich bin im Bereich Heimtiere und Pensionstiere tätig, das ist eine von drei Richtungen, die man als Tierpfleger einschlagen kann. Es gibt noch den Zoo-Tierpfleger, diese Ausbildung habe ich auch gemacht und es gibt noch den Tierpfleger im Bereich Forschung und Klinik.

Zisch: Wo haben Sie Ihre Ausbildung gemacht?

Witte: Meine Ausbildung habe ich im Tierpark in Berlin und im Zoo gemacht. Aber ich bin dann in den Tierschutz gegangen, weil das meiner Meinung nach sehr viel schöner ist.

Zisch: Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Witte: Weil ich von Kindheit an mit Tieren zu tun hatte. Die Leidenschaft mit Tieren zu arbeiten und für die Tiere etwas zu tun, war schon immer sehr groß.

Zisch: Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Fähigkeit, um in Ihrem Beruf zu arbeiten?

Witte: Es sind viele Fähigkeiten extrem wichtig. Aber ich denke, einer der wichtigsten Fähigkeiten ist die Kommunikation. Sowohl mit dem Tier als auch mit dem Menschen, denn mit Menschen haben wir durch die Tiervermittlung auch viel zu tun. Auch unsere Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig, damit überhaupt das Augenmerk auf den Beruf, beziehungsweise auf das Tierheim gelenkt wird.

Zisch: Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag für Sie aus?

Witte: Ich beginne damit die Katzenräume zu reinigen, weil die über Nacht einiges an Chaos verursachen. Die Katzentoiletten müssen gereinigt, die Räume müssen gewischt und gefegt, Wäsche muss ausgetauscht und auch gewaschen werden. Wenn dann die Reinigungsarbeiten in allen Tierunterkünften erledigt sind, wird gefüttert und die kranken oder frisch operierten Tiere werden medizinisch versorgt. So ab 15 Uhr beginnt dann die Zeit, in der wir die Tiere vermitteln. Wir laden Leute für Termine ein, die Interesse an einem Tier haben. Wir nehmen uns immer sehr viel Zeit für diese Vermittlungsgespräche. Wenn dann anschließend die Tiere noch ein zweites Mal mit Futter und Wasser versorgt sind und alles aufgeräumt ist, dann gehen wir auch nach Hause.

Zisch: Was bereitet Ihnen bei Ihrer Arbeit am meisten Freude?

Witte: Die größte Freude ist, wenn man ein Fundtier bekommt, das in einem sehr schlechten Zustand ist und dieses Tier sich dann langsam öffnet, auf uns zukommt und gesünder und fitter wird, eventuell an Gewicht zulegt und hoffentlich komplett gesund wird. Das ist eigentlich die größte Freude.

Zisch: Was ist die größte Belastung bei Ihrer Tätigkeit?

Witte: Die größte Belastung ist es, wenn Leute vorbeikommen und ihre Tiere abgeben müssen, obwohl sie es eigentlich gar nicht wollen. Oder aber, wenn Tiere abgegeben werden, um die sich die Besitzer offensichtlich überhaupt nicht gekümmert haben und die dann in einem sehr schlechten Zustand bei uns ankommen, teilweise verletzt oder unterernährt sind. Das sind dann schon schwierige Situationen, die weh tun. Glücklicherweise können wir den meisten Tieren helfen, natürlich können wir leider nicht jedes Tier retten, aber wir geben unser Bestes.

Zisch: Unser erster Termin zu diesem Interview ist ja geplatzt, da bei Ihnen ein Notfall reingekommen ist. Was war das für ein Notfall?

Witte: Eine Frau musste mit ihrer Tochter und ihrer Enkeltochter aus der Ukraine fliehen, aufgrund der dort herrschenden Verhältnisse. Die Frau hat sich auch schon in Kiew ehrenamtlich im Tierschutz engagiert und hatte dementsprechend auch viele Katzen bei sich zu Hause aufgenommen. Nun musste sie fliehen und hat elf Katzen mitgenommen, die sie alle in Transportboxen in ihrem Auto hatte. Ihre Tochter hat uns dann angerufen und uns gebeten, die Katzen aufzunehmen. Die Tierheimleitung hier hat ohne Zögern zugesagt. Den Tieren geht es gut und sie sind gut versorgt worden.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 01. April 2022: PDF-Version herunterladen

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