Die Mädchenschule

Eine Ausnahme in Indien: In dem kleinen Dorf Shahapur lernen vor allem Mädchen das Lesen und Schreiben.  

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In Deutschland beginnt wieder die Schule. In Indien dagegen büffeln die Schülerinnen und Schüler bereits für die ersten Klassenarbeiten. Denn dort hat das Schuljahr schon im Juni angefangen - nach drei Monaten Ferien. Viele werden jetzt denken: "So lange möchte ich auch mal freihaben." Aber in Indien gibt es dafür keine Ferien zu Weihnachten, Ostern oder Pfingsten. Außerdem ist es im März, April und Mai unerträglich heiß. Nicht selten zeigt das Thermometer 50 Grad an. Und ausgerechnet in dieser Zeit wird das Wasser knapp. Da ist an Unterricht nicht zu denken.

Viele Leserinnen und Leser der Badischen Zeitung spenden seit Jahren Geld für ein Kinderdorf in Indien. In einer der trockensten Gegenden liegt Naya Jivan. Naya Jivan bedeutet "Neues Leben". Der Orden der Helferinnen Marias kümmert sich dort um 350 Mädchen. Deren Eltern haben die Lepra. Das ist eine schreckliche Krankheit, die ihnen die Finger und Zehen, die Nase und die Lippen wegfrisst. Diese Menschen leben irgendwo auf Gehwegen oder in einem stinkenden Elendsviertel. Meistens sind die Kinder gesund. Doch die Mädchen wurden von ihren Eltern ausgesetzt, weil Mädchen in Indien nichts wert sind. Wenn sich die Schwestern des Ordens nicht um sie kümmern würden, bekämen sie nie eine Schule zu sehen.

Shahapur ist das Dorf neben Naya Jivan. Die Schule da sieht aus wie jede Schule in Indien: Der Putz blättert von den Wänden, die Fenster haben keine Scheiben. In den meisten Klassenzimmern stehen nicht einmal Schreibpulte, geschweige denn Tische und Stühle, so dass die Kinder auf dem Fußboden sitzen müssen. Bis sie zwölf Jahre alt sind, schreiben die Kinder mit Kreide auf Schiefertafeln, da das Geld für Hefte fehlt. In einer Klasse sind bis zu 90 Schüler. Weil es nur einen Raum gibt, müssen die Kleinen und Großen oft zusammen unterrichtet werden. Eine Turnhalle? Ein Zeichenraum? Ein Klo mit Wasserspülung? Davon würden indische Kinder nicht einmal träumen. Nur eines ist anders in der Schule von Shahapur, als in all den anderen Schulen. Hier sind die meisten Kinder nicht Jungen, wie sonst in indischen Schulen. Hier in Shahapur sind die meisten Kinder Mädchen, eben unsere Mädchen aus Naya Jivan. Mit Hilfe der deutschen Spenden ist für das Kinderdorf eine Wasserleitung gebaut worden. Und kleine Staudämme und Teiche, in denen die Wassermassen der Regenzeit aufgefangen werden. Auf den Feldern, die zu Naya Jivan gehören, wachsen Obst und Gemüse. Es gibt Milch und Eier und viermal im Jahr sogar Hühnchen. Die Mädchen sind seither viel besser in der Schule geworden. Das liegt vor allem daran, dass sie besser ernährt werden.

Geeta ist fünfzehn. "Ich kümmere mich um die Kleineren. Ich sorge dafür, dass sie morgens gekämmt und mit sauberer Schuluniform pünktlich in die Schule gehen", erzählt sie. Einen Vater hat sie nicht, und die Mutter hat Lepra. Geeta geht in die siebte Klasse. "Eigentlich bin ich ein bisschen zu alt, aber ich habe erst mit acht mit der Schule angefangen, als ich von den Schwestern nach Naya Jivan geholt wurde." Doch nun hat Geeta große Pläne: am liebsten möchte sie Lehrerin werden. Darum lernt sie jeden Tag für das Examen. Denn sie weiß: die Schülerinnen mit den besten Noten bekommen weiter finanzielle Unterstützung für ihre Ausbildung.

Gabriele Venzky

Projekt "Indisches Kinderdorf": Spendenkonto 1007, Raiffeisenkasse Gundelfingen (BLZ 68064222). Bitte "Wasser" als Verwendungszweck sowie unbedingt Name und Adresse für die Spendenquittung angeben.

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