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"Du musst körperlich fit sein"

Karen Hettinger (73) war lange Sängerin im Opernchor des Freiburger Stadttheaters. Im Interview berichtet sie über die richtige Gesangsausbildung, ihren Plan B und darüber, was gegen Unlust beim Üben hilft. .  

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Karen Hettinger hinter den Kulissen im Freiburger Stadttheater  | Foto: Konrad Bohnacker
Karen Hettinger hinter den Kulissen im Freiburger Stadttheater Foto: Konrad Bohnacker
Zischup: Welche Qualifikationen haben Sie in deine Tätigkeit als Opernsängerin mitgebracht?
Hettinger: Ich habe einen Master of Music in Vocal Performance der Indiana University. Das ist in den USA, wo ich herkomme. Das heißt, dass ich mindestens acht Jahre Gesang studiert habe. Als ich dann nach Europa kam, habe ich hier weiterhin immer wieder Gesangsstunden genommen. Das ist sehr wichtig, da man sich selbst nicht so gut hören kann und immer jemanden haben sollte, der einen kontrolliert, auch wenn man Profisänger*in ist. Ich habe auch ein bisschen Schauspielunterricht bekommen. Ich habe natürlich Sprachen studiert und gelernt: Französisch, Italienisch, Deutsch und Englisch natürlich (lacht).

Zischup: Welche Instrumente faszinieren Sie und warum?
Hettinger: Das ist ein bisschen schwer zu beantworten, aber ich liebe eher die tiefen Instrumente komischerweise. Cello und Bratsche, auch Fagott und Bassklarinette. Fagott hat mich auch wirklich fasziniert. Tuba finde ich auch richtig klasse. Diese Instrumente finde ich so toll, weil sie tief sind und sonor, die haben einen superrunden, warmen Klang.

Zischup: Haben Sie einen Tipp, was man tun kann, wenn man keine Lust hat, sein Instrument zu üben?
Hettinger: Als ich früher Klavier gespielt habe, haben meine Eltern, wenn ich nicht geübt habe, gesagt, du musst üben. Aber sie mussten mich nicht viel anspornen, ich habe den Klang des Klaviers sehr geliebt. Beim Singen hatte ich immer ein Ziel und, auch wenn ich das nicht sofort erreicht habe, habe ich immer gehofft, dass ich es erreichen würde und war sehr motiviert. Man sollte unbedingt ein Instrument spielen, das einem gefällt, dann ist das mit dem Üben viel leichter.

Zischup: Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht den Berufsweg der Sängerin eingeschlagen hätten?
Hettinger: Wahrscheinlich wäre ich Französischlehrerin in den USA geworden. Auf jeden Fall war ich auch für Music Education – Schulmusik – ausgebildet. Französischlehrerin wäre einfacher gewesen, aber ich war, nachdem ich das College abgeschlossen hatte, nicht reif genug, um Kids zu motivieren, wenn sie keine Lust zum Lernen hatten. Das habe ich viel später gelernt, als ich hier in Freiburg an der Staudinger Gesamtschule 14 Jahre lang eine Musical AG geleitet habe. Aber ja, ich wäre Französisch- und vielleicht dann auch Musiklehrerin geworden.

Zischup: Was war Ihr inspirierendstes musikalisches Erlebnis in Ihrer gesamten Karriere?

Hettinger: Wahrscheinlich als ich in der Oper Carmen die Hauptrolle gesungen und gespielt habe. Das war das Herausforderndste, obwohl es gesangsmäßig nicht so hoch, eher etwas tiefer ist. Du bist in dieser Oper fast immer auf der Bühne, immer aktiv – und sie ist lang! Du musst viele Emotionen ausdrücken und das war sehr anstrengend, aber es war fantastisch, es hat Spaß gemacht. Ich habe viel dabei gelernt, auch was du für eine Ausdauer, auch körperlich, haben musst. Singen bedeutet nicht nur, schöne Töne zu erzeugen, du musst auch körperlich und mental fit sein, wenn du in diesem Beruf erfolgreich sein möchtest. Du musst ehrgeizig sein, aber auch eine gewisse Portion Realitätssinn haben.
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