Einzigartiges Verhalten

Fadenwürmer bilden Türme und fliehen per Insekten-Flugtaxi

Mikroskopisch kleine Fadenwürmer lassen sich laut einer Studie bei Nahrungsnot per Insekten-Flugtaxi zu neuem Futter bringen. Dafür bilden sie einen Turm aus ihren Körpern.  

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Fadenwürmer bilden zusammen einen Turm aus ihren Körpern.  | Foto: Max-Planck-Institut/Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie/dpa
Fadenwürmer bilden zusammen einen Turm aus ihren Körpern. Foto: Max-Planck-Institut/Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Konstanz/Radolfzell (dpa) - Fadenwürmer fliehen bei Nahrungsknappheit per Flugtaxi in neue Umgebungen. Dazu bauen sie einen Turm aus ihren Körpern und hängen sich an Fliegen ran, wie Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und der Universität Konstanz erstmals auch in der Natur beobachten konnten. 

Laut der im Fachblatt "Current Biology" veröffentlichten Studie bestehen die Türme aus bis zu 200 Individuen. Die Würmer (Caenorhabditis elegans) türmen sich demnach vor allem in Stresssituationen, etwa bei Hunger. Die Forscher beobachteten dies auf verrottenden Äpfeln und Birnen in Obstgärten am Bodensee und somit nach eigenen Angaben erstmals in der freien Natur. 

Würmer lassen sich bei Nahrungsknappheit "mitnehmen"

Für die kleinen Würmer sei es nicht leicht, sich bei Nahrungsknappheit aus dem Staub zu machen, so das Team um Serena Ding. Die beste Chance für eine neue Umgebung sei das Aufeinanderklettern, um eine Mitfluggelegenheit bei einem vorbeifliegenden Insekt zu bekommen. Die Würmer könnten sich so in neue Lebensräume mitnehmen lassen – dieses Verhalten ist in der Biologie als Phoresie bekannt. 

An den mikroskopisch kleinen Wurmtürmen sind der Studie zufolge vom Babywurm bis zum adulten Exemplar alle Gruppen beteiligt. Innerhalb des Turms herrsche keine Spezialisierung: Kein Wurm ist "obenauf", weil er stärker oder geschickter wäre - zumindest im Labor.

Besonders faszinierend

In der Natur könnte es dagegen genetische Unterschiede zwischen Tieren mit unterschiedlichen Aufgaben geben, wie die Wissenschaftler erklären. "Möglicherweise arbeiten manche Individuen am Turmbau mit, andere agieren als Trittbrettfahrer, die von der Arbeit der anderen profitieren, ohne sich selbst daran zu beteiligen." 

Nematoden, wie Fadenwürmer auch genannt werden, gehören zu den häufigsten Tieren auf der Erde. "Ein Nematodenturm ist nicht nur ein Haufen Würmer", erklärte Erstautorin Daniela Perez von dem Max-Planck-Institut. "Es ist eine koordinierte Struktur, ein Superorganismus in Bewegung." Ansammlungen, in denen Tiere ihre Körper als Einheit fortbewegten, seien in der Natur eher selten.

© dpa‍-infocom, dpa:250606‍-930‍-637030/1

Schlagworte: Daniela Perez

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