Feuer und Flamme
Große Autos, blinkendes Blaulicht, Tatütata: Alle Kinder lieben die Feuerwehr, fast alle jedenfalls. Wir Erwachsenen könnten uns da mal eine Scheibe abschneiden.
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Es fängt an, als er zwei ist. Abend für Abend schiebe ich sein Dreirad zum Waldkircher Rettungszentrum, stundenlang stehen wir vor den Rolltoren und gucken auf Löschfahrzeuge. Manchmal haben wir Glück und die Feuerwehr probt, einmal haben wir Pech und die Feuerwehrmänner stehen nur in Lederhosen auf dem Parkplatz und warten darauf, dass der Bus kommt und sie zu einem Oktoberfest in der Gegend fährt. Seiner Begeisterung tut das keinen Abbruch. Wenn es so weitergeht, wird er in 20 Jahren seinen Kaffee aus einer Tasse mit dieser Aufschrift trinken: 110 – Jungs, die man ruft. 112 – Männer, die auch kommen.
Die meisten Kinder sind irgendwann mal von der Feuerwehr begeistert. Ist ja auch logisch: Sie fährt schwere Autos, spritzt Wasser aus dicken Schläuchen, fährt mit Blaulicht durch die Gegend und macht Tatütata. Mit der Zeit lässt diese Faszination dann aber nach. Leider, muss man sagen. Denn es gibt nicht viele Tätigkeiten, die besser sind, als Leute aus brennenden Häusern zu retten.
Aber auch ich bin nicht bei der Feuerwehr gelandet, so wie die meisten Kinder, die damals in den 80er Jahren beim Tag der offenen Tür mit mir durchs Kenzinger Gerätehaus getobt sind. Oder die bei der Ferienaktion im überfüllten Mannschaftstransporter mitfahren durften, bei dem irgendwann sogar mal für ein paar Sekunden das Martinshorn anging, meistens im Rebberg, wo es keinen gestört hat. Apropos: Kürzlich hat mir mal ein langjähriger Feuerwehrmann erzählt, dass früher, als das Gerätehaus noch mitten in der Stadt lag, eine ältere Frau immer aufstand und Kaffee für alle kochte, wenn nachts die Sirenen gingen. Heute gibt es ein schickes neues Rettungszentrum direkt neben dem Neubaugebiet – und es wird wohl auch mal gemeckert und mit dem Anwalt gedroht, wenn es lauter wird. Das mit dem Aufstehen mitten in der Nacht ist natürlich so eine Sache: Ein Pieper hat keine Schlummertaste, man kann sich nicht umdrehen und weiterdösen. Wenn es brennt, muss es schnell gehen.
Das ist auch dem Fünfeinhalbjährigen bei mir Zuhause schon klar, der gerne länger liegenbleibt und immer häufiger erzählt, dass Dinoforschersein ja eigentlich auch ziemlich toll ist. Aber wer weiß? Wir haben hier eine Kinderfeuerwehr, in ein paar Monaten ist er alt genug. Vielleicht will er hin. Danach käme die Jugendfeuerwehr an die Reihe, später die Truppmannausbildung und am Ende die 112-Tasse: Männer, die auch kommen.
Er hat noch Zeit. Und er muss nicht, das ist ja das Gute, es heißt ja Freiwillige Feuerwehr. Die meisten Leute machen das nebenher, das kann man gar nicht oft genug betonen. Sie bekommen nichts dafür, dass sie mit schweren Autos durch die Gegend fahren, Wasser aus dicken Schläuchen spritzen und Tatütata machen. Sie leben den Traum, klar.
Aber trotzdem: Danke.