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Religionsfreiheit

Frankreich streitet heftig über den Burkini

Axel Veiel
  • Fr, 26. August 2016, 00:01 Uhr
    Ausland

     

Französisches Gericht soll am Freitag entscheiden, ob ein Verbot des Burkini am Strand rechtens ist. Der Streit, ob das Kleidungsstück an Frankreichs Stränden zu dulden kocht immer weiter hoch.

Zwei Tunesierinnen am Strand nahe Tuni... einen Bikini, die anderen den Burkini  | Foto: AFP
Zwei Tunesierinnen am Strand nahe Tunis: eine trägt einen Bikini, die anderen den Burkini Foto: AFP
Das oberste Verwaltungsgericht muss über einen Erlass des südfranzösischen Badeortes Villeneuve-Loubet befinden. Eine von mittlerweile rund 30 französischen Gemeinden ist das, die das vielerorts als provokatives Bekenntnis zu einem radikalen Islam wahrgenommene Kleidungsstück von ihren Stränden verbannt haben. Lionnel Luca, der Bürgermeister des Badeorts zwischen Nizza und Cannes, verweist wie die meisten Kollegen darauf, dass der Ganzkörperbadeanzug die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährde und gegen die weltlich ausgerichtete Staatsordnung verstoße. Ergänzend führt das Stadtoberhaupt ins Feld, eine so stoffreiche Badekleidung wie der Burkini sei unhygienisch und obendrein hinderlich, wenn deren Trägerin zu ertrinken drohe und von Rettungsschwimmern zu bergen sei.

Auch in den Sozialen Netzwerken gibt es Debatten

Regierungschef Manuel Valls hatte sich zuvor mit den Bürgermeistern solidarisiert. Der Burkini sei Ausdruck eines politischen Projekts, das darauf abziele, eine auf der Unterwerfung der Frau gründende Gegengesellschaft zu errichten. Oppositionsführer Nicolas Sarkozy hatte am Mittwochabend im Fernsehsender TF1 nachgelegt. "Man sperrt Frauen nicht hinter Tüchern ein, ein jeder sieht es, das ist eine Provokation." Gegenstimmen sind selten. Aber es gibt sie. So hat Anouar Kbibech, der Präsident des Französischen Rates für Muslimische Religionsausübung, davor gewarnt, die Muslime zu stigmatisieren. Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem kritisierte die Burka-Verbote als Ermutigung für Rassisten.

Längst erhitzt der Disput um die von strenggläubigen Muslimen empfohlene Badekleidung nicht mehr nur die Gemüter der durch den Terrorismus besonders dünnhäutig reagierenden Franzosen. So hatte die britische Zeitung Guardian Mitte der Woche mit Fotos aufgewartet, die vier bewaffnete Polizisten zeigen, die am Strand von Nizza eine bis auf das Gesicht verhüllte Muslimin zu veranlassen scheinen, einen Haar und Arme bedeckenden Schleier auszuziehen. In den sozialen Netzwerken tobt seither ein Glaubenskrieg. Die einen wollen in den Fotos den Beweis dafür sehen, dass bewaffnete Gendarmen in Vierergruppen ausrücken, um Musliminnen zum Tragen freizügiger Badekleidung zu zwingen. Andere sehen sich beim Betrachten der Bilder in der Überzeugung bestätigt, dass die Islamisierung Frankreichs so weit fortgeschritten sei, dass man ihr nur noch mit geballter polizeilicher Macht beikommen könne.

Ressort: Ausland

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