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Tierheime

Große Koalition will Problem überfüllter Tierheime angehen - aber die Kassen sind leer

Bernhard Walker
  • Mi, 15. März 2017
    Deutschland

     

Die Große Koalition hatte Abhilfe gegen die Platznot versprochen / Sie scheiterte aber dabei, die Kommunen zu unterstützen.

Ein Hund wartet auf ein neues Zuhause   | Foto: DPA
Ein Hund wartet auf ein neues Zuhause Foto: DPA
BERLIN. Es ist ein einziger Satz, aber der fällt eindeutig aus: "Wir werden gemeinsam mit den Ländern und den Kommunen die Initiative ergreifen, um das Problem überfüllter Tierheime anzugehen", heißt es im Koalitionsvertrag der Großen Koalition. Und das hat Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) auch getan. Allerdings sind am Runden Tisch zu den Tierheimen, den er eingesetzt hatte, keine Ergebnisse zustande gekommen.

Dabei steht fest, dass viele Heime mit Platznot zu kämpfen haben. Besonders schwierig ist die Lage an der bayerisch-österreichischen Grenze. Weil dort die Polizei verstärkt kontrolliert, gehen ihr mehr illegale Hundetransporte aus Osteuropa ins Netz. Viele der Tiere sind nicht geimpft und wurden mitunter schon Tage nach der Geburt von der Mutter getrennt. Sie landen im Tierheim Passau.

Neben dem Welpenhandel über das Internet gibt es zudem digitale Marktplätze für Exoten – Tiere, von denen viele früher oder später im Tierheim landen, weil ihre Besitzer mit der Pflege von Spinnen, Schlangen, Bartagamen (Echsen) oder Landschildkröten überfordert sind oder die Kosten auf andere abwälzen wollen. Und die sind beträchtlich. Ein Terrarium ist viel teurer als die Unterbringung von Hunden, Katzen oder Hasen. So kosten allein die UV-Speziallampen, die Bartagamen brauchen, bis zu 300 Euro.

Zwar ist gesetzlich geregelt, dass die Kommunen für die Kosten der Pflege von Fundtieren aufkommen müssen. Allerdings beklagt der Deutsche Tierschutzbund (DtSchb), dass vielerorts die dafür bereit gestellten Mittel nicht ausreichten. Aus seiner Sicht ist dafür mindestens jährlich ein Euro je Einwohner nötig. Davon seien viele Kommunen in Baden-Württemberg weit entfernt, meint DtSchb-Sprecher Marius Tünte.

Am Runden Tisch waren auch Abgesandte der kommunalen Spitzenverbände vertreten. Die ließen sich aber nicht auf konkrete Zusagen ein. "Uns war immer klar", sagt Tierschutz-Präsident Thomas Schröder, "dass die Spitzenverbände keinen verpflichtenden Rahmen für alle Städte und Gemeinden vereinbaren würden". Doch hätten sie sich nicht einmal zu einer Empfehlung für eine kostendekkende Unterstützung der Tierheime bereitgefunden: "Eine aktive Rolle im Sinne der Absicherung des praktischen Tierschutzes sieht anders aus."

Den Tierheimen bleibt somit nur, im Gespräch mit Bürgermeistern, Landräten und Gemeinderäten Druck zu machen. Dass es in Baden-Württemberg einen Fördertopf für den Bau oder die Modernisierung von Tierheimen gibt, ist in ihrem Sinne. Allerdings fließen Mittel aus dem Fördertopf nur, wenn ein Tierheim und die Kommune Eigenmittel in gleicher Höhe aufbringen. Weil diese vielerorts fehlen, wird die Förderung im Südwesten nach Angaben des Tierschutzbundes nicht vollständig abgerufen. Einen anderen Weg geht Mecklenburg-Vorpommern, das für die Modernisierung von Tierheimen Zuschüsse von bis zu 90 Prozent bezahlt. Dafür stellt Schwerin 2016 und 2017 je eine Million Euro bereit. In Baden-Württemberg, das fast sieben Mal mehr Einwohner als Mecklenburg-Vorpommern zählt, ist der Fördertopf mit 500 000 Euro im Jahr dotiert.

Ressort: Deutschland

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 15. März 2017: PDF-Version herunterladen

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