Zisch-Interview

"Ich bin die Chefin, also bleibt den Männern keine Wahl"

Seit fast 13 Jahren ist Hauptmann Anna-Katharina Krüger bei der Bundeswehr. Sie ist Kompaniechefin aus der Deutsch-Französischen Brigade in Müllheim.  

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Bei der deutschen Bundeswehr sind rund 265.000 Soldaten und Soldatinnen beschäftigt – in Uniform und Zivil. Foto: Patrick Pleul (dpa)
Zisch: Wie kamen Sie zur Bundeswehr und wie lange sind Sie schon dabei?
Krüger: Mein Vater und mein damaliger Partner waren Angehörige der Bundeswehr, außerdem kannte ich sehr viele Soldaten. Die Möglichkeit, zur Bundeswehr zu gehen, bot mir die Chance, aus meinem Ort heraus zu kommen und andere Ecken von Deutschland, sowie Menschen aus ganz Deutschland kennenzulernen, was mir damals sehr wichtig war und was mich sehr reizte. Außerdem erhielt ich ein Masterstudium bei vollem Gehalt und hatte einen sehr abwechslungsreichen Beruf, der sich stark von einem normalen Bürojob abgrenzte. Ich bin nach dem Abitur direkt zur Bundeswehr und jetzt seit fast 13 Jahren dabei.

Zisch: Wie lautet Ihr offizieller Dienstgrad und was ganz genau sind Ihre Aufgaben bei der Bundeswehr?
Krüger: Ich bin Hauptmann und Kompaniechef. Ich führe eine binationale Kompanie und muss sämtliche Aufträge, die wir haben, auswerten und mit meiner Kompanie umsetzen, sowie dafür sorgen, dass alle ausgebildet sind und das Personal und Material einsatzfähig sind.
Zisch: Welche Ausbildung beziehungsweise welches Studium haben Sie gemacht?
Krüger: Ich habe eine Offiziersausbildung, also allgemeine Grundausbildung bei der Bundeswehr und war auf der Offiziersschule des Heeres in Dresden. Dort habe ich Taktik gelernt, sowie Wehrrecht, Politische Bildung und Militärgeschichte. Außerdem habe ich eine Fernmeldeausbildung und habe einen Master of Arts. Ich habe Bildungswissenschaft studiert.
Zisch: Sind Sie Berufssoldat oder möchten es werden? Wie stellen Sie sich ihre Zukunft vor?
Krüger: Ich bin noch Zeitsoldat, möchte aber gerne Berufssoldat werden. Nach dieser Verwendung würde ich gerne eine Verwendung im Ausland machen, eventuell bei der NATO (Anmerkung der Redaktion: Die North Atlantic Treaty Organization ist ein Verteidigungsbündnis europäischer und nordamerikanischer Länder).

Zisch: Wie ist es als Frau bei der Armee? Sind mittlerweile viele Frauen bei der Bundeswehr?
Krüger: Wir haben knapp 15 Prozent Soldatinnen in der Bundeswehr. Ich glaube, wenn man sich für einen Beruf entscheidet, ist es am Ende egal, wie viele Frauen und Männer dort arbeiten. Ich kann es nicht mit einem anderen Arbeitgeber vergleichen, aber mich stört es nicht, dass es bedeutend mehr Männer gibt.

Zisch: Wie viele Soldaten und Soldatinnen sind Ihnen unterstellt?
Krüger: 180 deutsche Soldatinnen und Soldaten sowie 55 Franzosen.

Zisch: Ist es schwer, sich als Frau bei so vielen Männern durchzusetzen?
Krüger: Das kommt auf den eigenen Charakter an, denke ich. Es gibt bei beiden Geschlechtern durchsetzungsstarke Charaktere. Ich glaube aber, dass Frauen, die zur Bundeswehr gehen, von Natur aus eher durchsetzungsstark und selbstbewusst sind und daher meistens gar keine Probleme haben. Und ich bin die Chefin, also bleibt den Männern gar keine Wahl, sie müssen auf mich hören.

Zisch: Waren Sie schon mal bei einem Auslandseinsatz und wie war das für Sie?
Krüger: Ja, ich war 2018 in Afghanistan. Das war eine sehr interessante und spannende Erfahrung, man ist monatelang täglich zwölf Stunden und mehr im Dienst, hat kaum Privatsphäre und so gut wie kein Privatleben. Die Kameradschaft ist im Einsatz aber sehr gut, wir saßen abends sehr oft zusammen. Die Zeit ist für mich sehr schnell vergangen, ich hatte viel zu tun und habe viele Kameraden anderer Nationen kennengelernt. Für Heimweh hatte ich so gut wie keine Zeit.

Zisch: Haben Sie Kinder? Wie vereinen Sie Beruf und Privatleben?
Krüger: Ja, ich habe einen Sohn, er ist fast zwei Jahre alt. Bei Lehrgängen habe ich ihn immer mitgenommen, die Bundeswehr hält an Lehrgangsorten Krippenplätze bereit und größere Stuben für Eltern mit Kindern. Dadurch konnte ich schon kurz nach der Geburt wieder arbeiten, da mein Sohn in eine Krippe gehen konnte, die auch Kinder unter einem Jahr betreute. Er geht aktuell auch in die Kita und wird morgens und nachmittags durch ein Au-pair betreut, die bei uns zu Hause wohnt. Bei der letzten Übung, die drei Wochen ging, haben seine Großeltern auf ihn aufgepasst. Es ist nicht immer einfach, aber wenn man die Betreuung ordentlich plant, ist es möglich.
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