Interview mit Ulrich Leibfried von Consolar

"Ich finde es prinzipiell gut, wenn die Strompreise steigen"

Steigende Strompreise machen derzeit vielen Menschen Sorgen. Andere sehen darin auch eine Chance: Der Anreiz, sparsamer mit Energie umzugehen, ist größer, wenn diese teurer ist. Hierüber sprach Zischup-Reportert Juan Ahrend mit dem Ingenieur für Solarenergie Ulrich Leibfried. Er ist Gründer und Mit-Geschäftsführer der Firma Consolar in Lörrach  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Ulrich Leibfried  | Foto: privat
Ulrich Leibfried Foto: privat
Zischup: Herr Leibfried, wie kamen Sie dazu, mit Solartechnik zu arbeiten ?
Ulrich Leibfried: Ich wollte schon im Studium später etwas machen für eine saubere Umwelt und dafür arbeiten, dass wir immer mehr unseren Energiebedarf mit erneuerbaren Energien decken können.
Zischup: Und was macht ihnen da besonderen Spaß?
Leibfried: Viele Sachen. Einmal, dass ich weiß, dass die Arbeit sinnvoll ist, die ich mache. Und ansonsten sehr das Kreative, an neuen Ideen zu arbeiten und natürlich mit netten Leuten zusammen zu sein.

Zischup: Hat es für Consolar Auswirkungen, dass die Strompreise steigen?
Leibfried: Es gibt bei der Solarenergie zwei verschiedene Techniken: Das eine ist die Solarwärme, die ist zum Heizen und für das Warmwasser da. Solche Anlagen produzieren wir. Für diese Technik gibt es Sonnenkollektoren, die das Haus direkt versorgen, und da geht keine Energie ins Stromnetz. Das heißt: das hat gar nichts mit den Strompreisen zu tun, sondern mit den Gas- und Ölpreisen. Die Gas- und Ölpreise sind in den letzten Jahren sehr stark gestiegen, deutlich stärker als beim Strom. Nur spricht man darüber zurzeit nicht so viel. Aber für uns und das Klima ist die Preissteigerung gut, weil die Leute dann anfangen nachzudenken und sich dann vielleicht eine Solarwärmeanlage installieren, anstatt so viel Gas zu verbrennen.

Zischup: Und wie ist das beim Solarstrom ?
Leibfried: Beim Solarstrom gibt es das sogenannte "Erneuerbare-Energie-Gesetz". Das heißt: Wenn du dir eine Solarstromanlage aufs Dach baust und dann Strom ins Netz einspeist, kriegst du nicht nur den Strom zu dem Preis bezahlt, den du für Strom auch zahlen musst, sondern bekommst so viel, dass du nach einigen Jahren deine Investitionen zurück bekommt. Das hat sehr gut funktioniert, so dass innerhalb von wenigen Jahren der Anteil erneuerbarer Energie im Stromnetz von einem auf 20 Prozent gestiegen ist. Und gleichzeitig sind die Kosten für eine Solarstromanlage stark gesunken, was ja gewollt war. Die Stromvergütung ist auch jedes Jahr reduziert worden, aber etwas langsamer, so dass Solarstromanlagen bis letztes Jahr immer lukrativer wurden. Das Geld für die Vergütung zahlt nicht der Staat, sondern alle Stromkunden – übrigens auch für Strom aus Windkraft oder Biomasse. Und wenn nun immer mehr Geld für die erneuerbare Energie gezahlt wird, sagen nun Politiker und Medien und im Hintergrund sicherlich die alte Stromlobby: "Halt, das wird uns aber doch zu viel." Deswegen wurde die Vergütung für Solarstrom dieses Jahr stark gekürzt und läuft in wenigen Jahren ganz aus.

Zischup: Was halten Sie persönlich vom Strompreisanstieg ?
Leibfried: Ich finde prinzipiell gut, wenn die Strompreise steigen, weil einem dann bewusst wird, dass Energie nicht einfach gratis da ist, sondern auch wirklich etwas wert ist. Es ist auch so, dass man die Strompreissteigerung gut durch bewusstes Einsparen von Energie umgehen kann.

Zischup: Und wie glauben Sie, entwickelt sich Solarenergie in der Zukunft?
Leibfried: Aufgrund der reduzierten Vergütung für Solarstrom kommen neue Techniken, die es einem erlauben, den Strom direkt von der Solaranlage im Haus zu verbrauchen. Dann werden die Leute auch zunehmend unabhängig von großen Kraftwerken. Deshalb wird das auch gut weiterlaufen mit dem Solarstrom, auch wenn die Vergütung ganz ausgelaufen ist. Wir sind dabei, eine neue Kombination unserer Solarheizung mit Solarstrom zu entwickeln, die es ermöglichen wird, ein Haus weitgehend mit Solarenergie zu beheizen und dabei nicht nur Solarwärme, sondern auch Solarstrom direkt selbst zu nutzen und zu speichern. Mit einer herkömmlichen Solarwärme- oder Solarstromanlage alleine wird man viel schwieriger den ganzen eigenen Energiebedarf decken können.
Zischup: Und warum?
Leibfried: Das Problem ist, dass man im Winter mehr Heizenergie verbraucht als im Sommer, aber im Sommer mehr Solarenergie gewinnt als im Winter.

Zischup: Und welches ist denn die effektivste erneuerbare Energie ?
Leibfried: Ja auf was bezieht man " effektiv"? Wirtschaftlich gesehen ist es bei der Stromerzeugung heute Wasserkraft, dann Windkraft und Biomasse. Vom Wirkungsgrad her ist es wahrscheinlich die Solarwärme. Aber meine Meinung ist, dass man nicht einfach sagen kann: "Diese ist die Beste", sondern dass man alle Techniken braucht und sie kombinieren muss. Der Grund ist, dass nicht immer die Sonne scheint, nicht immer der Wind weht, und Wasser fließt auch nicht immer gleich schnell. Aber durch eine gute Kombination können wir von Kohle, Öl, Gas und Atomenergie auf erneuerbare Energien übergehen.

Zischup: Und welche Energieform wäre für unsere Region am geeignetsten ?
Leibfried: Auch da ist ein Mix wichtig. Aber Sonne – also Solarwärme und Solarstrom – ist auf jeden Fall gut, da wir hier ja in einer der sonnenreichsten Gegenden Deutschlands sind. Aber auch Wasserkraft am Rhein und Windkraft im Schwarzwald sind geeignet.

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel