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Zeitung in der Schule

Im Bärenpark leben Tiere, die sich zu sehr an Menschen gewöhnt haben

  • Till Bührer, Klasse 4b & Grundschule Malterdingen

  • Do, 24. November 2022, 15:03 Uhr
    Zisch-Texte

     

Tierpflegerin Esther Kohnke arbeitet im Alternativen Wolf- und Bärenparks Schwarzwald in Rippoldsau-Schapbach. Sie kümmert sich um Bären und erzählt im Interview von ihrer Arbeit.

Braunbären wie dieser leben im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald. Die Tiere im Park können nicht mehr ausgewildert werden. Foto: A3502 Horst Ossinger
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Sie sehen aus wie riesige kuschlige Teddys, sind aber in Wahrheit Raubtiere, die nur in der Natur richtig aufgehoben sind: Bären. Doch leider gibt es immer wieder Tiere, die von Menschen als Attraktion gehalten und schlecht versorgt werden. Der Alternative Wolf- und Bärenpark im Schwarzwald der Stiftung für Bären in Bad Rippoldsau-Schapbach bietet misshandelten Bären ein neues tiergerechtes Zuhause. Im Interview spricht Zisch-Reporter Till Bührer aus der Klasse 4b der Grundschule Malterdingen mit der Tierpflegerin Esther Kohnke über das Schicksal der Tiere.

Zisch: Um welche Tiere kümmern Sie sich?
Kohnke: Hier im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald leben nur heimische Tiere. Ich kümmere mich um den Europäischen Braunbären, Luchse und Wölfe.

Zisch: Was sind Ihre Aufgaben als Tierpflegerin im Alternativen Wolf- und Bärenpark?
Kohnke: Meine Aufgaben sind der Futtereinkauf und die Fütterung der Tiere. Dann müssen die Zäune überprüft werden, ob alle noch sicher sind. Der Kot von den Tieren muss nicht weggeputzt werden, da das Gelände der Tiere sehr groß und der Kot ein Teil des ökologischen Kreislaufs ist. Das bedeutet, der Kot von den Bären wird beispielsweise von Nagern oder Vögeln gefressen. Reinigungsarbeiten und Reparaturen stehen auch immer an.

Zisch: In der freien Wildbahn sind Bären Einzelgänger und kommen nur zur Paarung zusammen. Ist es hier auch möglich, die Tiere artgerecht zu halten?
Kohnke: Artgerecht ist für Wildtiere nur die Natur. Wir sprechen hier von tiergerecht. Unsere Tiere haben aber deutlich mehr Platz zur Verfügung, als das normalerweise der Fall ist. Das wollen wir auch so beibehalten. Der Park ist ein Tierschutzprojekt und wir wollen ein tiergerechtes, naturnahes Zuhause für die Tiere bieten. Deshalb nehmen wir auch nicht so viele Tiere bei uns auf.
Zisch: Was bedeutet der Begriff "Alternativ" im Parknamen?
Kohnke: Wenn ein Tier nicht mehr ausgewildert werden kann, dann muss es eine Alternative geben. Bären, die ihre Scheu vor Menschen verloren haben oder sogar ihre Nähe suchen, können nicht mehr in ihrem natürlichen Lebensraum leben. Die Gefahr für die Menschen wäre zu groß. Alternativ haben wir hier für die Bären große Freianlagen. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass wir kein Zoo sind. Der Wolf- und Bärenpark erhält keine finanzielle staatliche Unterstützung und finanziert sich durch Patenschaften, Eintrittsgelder und Spenden. Der Park ist ein Tierschutzprojekt der Stiftung für Bären und kümmert sich um misshandelte und vernachlässigte Bären, Luchse und Wölfe.
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Zisch: In Ihrem Projekt werden misshandelte und vernachlässigte Tiere aufgenommen und versorgt. Was war die schlimmste Tiergeschichte für Sie?
Kohnke: Alle Tiere bei uns haben eine Geschichte, die ans Herz geht. Was ich ganz schlimm fand, ist die Geschichte von der Bärin Franca. Sie lebte 17 Jahre in einem dunklen Verlies bei Schaustellern und wurde sehr schlecht versorgt. Oder auch die Geschichte von unserer Bärin Jurka hat mich bewegt. Sie ist eine ehemalige Wildbärin, die die Natur kennt. Natürlich ist das hier bei uns für sie auch ein Gefühl von eingesperrt sein, trotz großer Freianlagen. Leider geht es nicht anders, da ein Hotelbesitzer sie regelmäßig mit Futter angelockt und sie jede Scheu vor Menschen verloren hat. Aufgrund von menschlichen Fehlern müssen die Tiere lebenslänglich mit den Folgen leben.

Zisch: Sind die Tiere hier gefährlicher als ihre Artgenossen in der freien Wildbahn, da sie schon schlimme Erfahrungen gemacht haben?
Kohnke: Gefährlicher würde ich sie jetzt nicht einstufen. Die Gefährlichkeit ist, dass die Tiere zu stark auf den Menschen geprägt sind. Zum Beispiel, wenn ein Bär mit einem Menschen spielen möchte, dann kann es gefährlich und schmerzhaft werden. Wildtiere sind normalerweise scheu und würden das nicht tun.

Zisch: Können die Tiere aus diesem Park irgendwann zurück in die Wildnis, die freie Natur?
Kohnke: Leider nein, da die Tiere eine Fehlprägung haben. Sie würden immer die Nähe zum Menschen suchen. Bei der Futtersuche zum Beispiel würden sie Mülltonnen aufsuchen. Die natürliche Scheu, die jedes Wildtier hat, ist bei diesen Tieren verloren gegangen.
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Ressort: Zisch-Texte

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