Lacrosse in Freiburg
Insektenforscherinnen mit Netz und Ball
Lacrosse – ein nordamerikanischer Sport gewinnt in Freiburg immer mehr Anhänger / Zweitligapremiere für die Pumas vom PTSV Jahn bei Männern und Frauen.
Do, 17. Okt 2013, 15:00 Uhr
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Alles falsch.
Zwar laufen die Gegnerinnen der Freiburger Lacrosse-Frauen in Krokodilsgrün herum. Ansonsten aber verweist der Besuch der Zweitligapremiere auf dem Gelände von PTSV Jahn Freiburg auf tennisfremde Utensilien: einen Stock mit Fangnetz, einen Gummiball und ein Tor.
Bei Frauen ließe sich noch hinzufügen: ein Augenschutz, ein Röckchen und ein ärmelloses Bodyshirt. Das klingt nach einer Mischung aus weiblicher Eleganz und männlicher Athletik. Und genauso ist es. Lacrosse ist ein laufintensiver Mannschaftssport aus Nordamerika, bei dem ein kleiner Ball mit einem großen Schläger in das eishockeyähnliche Tor des Gegners geschleudert werden muss (siehe Infokasten). Das blickt selbst der flüchtige Zuseher schon nach wenigen Minuten. Markus Klawitter, Chefcoach der Freiburger Männer, erklärt den Modus bei den Frauen: Welches Team nach einer effektiven Spielzeit von zweimal 30 Minuten die meisten Tore erzielt hat, ist Sieger. Unentschieden sind natürlich auch möglich.
So einfach ist das. Und weil auch sonst das Reglement ziemlich übersichtlich daherkommt, eignet sich Lacrosse hervorragend als sportlicher (Wieder-)Einstieg für neugierige und aufgeschlossene Menschen, die ihren Sozialfaktor jenseits von Facebook und Twitter auf eine neue haptische Grundlage stellen wollen. "Wem Fußball zu langweilig ist und Volleyball zu normal, der sollte zu uns kommen", preist Klawitter seinen Sport an.
Und sie kommen tatsächlich. Die Pumas, so ihr selbstgewählter Name, starten in dieser Saison nach zweijähriger Vorbereitungszeit bei den Männern und bei den Frauen erstmals in der zweiten Bundesliga. Sie haben Zulauf in Freiburg. Woran das liegt? Erstens sind die Grundzüge des Spiels, das auf Fußballfeldgröße stattfindet, leicht zu erlernen. Zweitens siedelt sich dieser Sport vorzugsweise im studentischen Milieu an. "Gerne wären wir in den Hochschulsport aufgenommen worden", erklärt Lilli Lippert, Spielführerin der weiblichen Pumas. "Doch hier gibt es in Freiburg ein Kapazitätsproblem."
So schustern sie als eigene Abteilung dem PTSV Jahn fröhlich neue Mitglieder im begehrten Mittelbau der Alterspyramide zu. Auf dem Rasenspielfeld des Vereins an der Schwarzwaldstraße tragen die Männer am kommenden Samstag ihren ersten Spieltag in der zweiten Liga aus. Um 10 Uhr erwarten sie zum Auftaktmatch die SG Heidelberg/Mannheim.
Die Frauen, die in einer Spielgemeinschaft mit Mannheim antreten, haben ihren Start bereits hinter sich. Dem 9:12 gegen die SG Kaiserslautern/Saarbrücken folgte ein 14:15 gegen Friedrichshafen. Echt akzeptabel findet das Klawitter, der die Leistungsunterschiede eigentlich viel krasser erwartet hatte: "Ein bisschen ist das wie Dorfjugend gegen FC Bayern." Doch Lilli Lippert und ihre Teamkolleginnen überraschten zur Premiere selbst die eigenen Optimisten – und legten am zweiten Spieltag gleich mit dem ersten Ligasieg gegen die Neckarnixen Stuttgart/ Tübingen II nach (17:3).
Mit ihren langen Sticks wirken Lacrosse-Spielerinnen auf dem Feld wie Insektenforscherinnen, die statt Schmetterlingen einen Ball erhaschen wollen. Anfängerinnen rutscht das flubbrige Ding bei der Ballannahme schon mal aus dem beidhändig gehaltenen Kescher. Wer sich als Kind beim Eierlaufen blamiert hat, kann nachvollziehen, dass ein gekonnter Sprint mit diesem Gerät eine ziemlich unnatürliche und anspruchsvolle Angelegenheit ist. Die Netze der Schläger wackeln beim Lauf munter hin und her, damit der Ball nicht herausfällt. So wird gelaufen und gepasst. Im Idealfall folgt am Ende ein mächtiger Schwung, um den Ball katapultartig ins Tor zu schießen, das vom Torhüter des Gegners bewacht wird. Lacrosse gilt als eine der schnellsten Mannschaftsballsportarten überhaupt.
Noch müssen sich die Pumas mit anderen Unistädten zusammenschließen, um am Spielbetrieb teilzunehmen. Die Männer bilden für die erste Saison nach neunjähriger Pause mit Ulm ein Team. "Im nächsten Jahr wollen wir eine eigene Mannschaft stellen", gibt Lippert vor. 20 Spielerinnen sollten es im festen Kader schon sein, um eine Spielzeit durchzustehen. 14 Freiburgerinnen sind in der aktuellen SG involviert. Tendenz steigend.
Es ist ein Aufbruch zu neuen Ufern, den die Pumas gerade zurücklegen. Auch wenn die See in der vielfältigen Freiburger Sportlandschaft rau ist – sie schwimmen obenauf. Hat Lacrosse womöglich doch was mit "lac" zu tun?
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