"Irgendetwas mit Juden"

Buchvorstellung: Allen Widerständen zum Trotz arbeitet Waldkirch beharrlich seine nationalsozialistische Vergangenheit auf.
Klaus Riexinger
Waldkirch sei weder "ein Leuchtturm der Bewegung" noch eine "Insel der Glückseligen" gewesen, schreibt Bürgermeister Roman Götzmann in seinem Geleitwort zum Buch. Und doch finden sich Gründe, weshalb sich die Kleinstadt über viele Jahrzehnte und zum Teil auch noch heute so schwer mit ihrer Vergangenheit tut. Wette nennt drei solcher Merkmale, durch die sich Waldkirch von der Masse vieler Kommunen in Deutschland abhebt. Eine Besonderheit war die Dominanz der katholischen Zentrumspartei. Selbst bei der Märzwahl nach der Machtergreifung 1933 lag das Zentrum vor der NSDAP. Und noch 1934 räumte NSDAP-Bürgermeister Max Kellmayer gegenüber Reichsstatthalter Robert Wagner ein, dass die Partei in Waldkirch auf schwerem Posten stehe. Warum sich das bald darauf änderte, bleibt eine offene Frage.
Die beiden anderen Besonderheiten führen zu einem Menschen, dessen Verbrechen eine kaum zu fassende Dimension haben: zu Karl Jäger. Der Waldkircher organisierte 1941 und 1942 in Litauen die Ermordung von mehr als 138 000 Juden und führte auch noch penibel Buch über die von ihm verantworteten Erschießungen der Männer, Frauen und Kinder. Anfang der 1930er Jahre hatte der Prokurist einer ...
Waldkirch sei weder "ein Leuchtturm der Bewegung" noch eine "Insel der Glückseligen" gewesen, schreibt Bürgermeister Roman Götzmann in seinem Geleitwort zum Buch. Und doch finden sich Gründe, weshalb sich die Kleinstadt über viele Jahrzehnte und zum Teil auch noch heute so schwer mit ihrer Vergangenheit tut. Wette nennt drei solcher Merkmale, durch die sich Waldkirch von der Masse vieler Kommunen in Deutschland abhebt. Eine Besonderheit war die Dominanz der katholischen Zentrumspartei. Selbst bei der Märzwahl nach der Machtergreifung 1933 lag das Zentrum vor der NSDAP. Und noch 1934 räumte NSDAP-Bürgermeister Max Kellmayer gegenüber Reichsstatthalter Robert Wagner ein, dass die Partei in Waldkirch auf schwerem Posten stehe. Warum sich das bald darauf änderte, bleibt eine offene Frage.
Die beiden anderen Besonderheiten führen zu einem Menschen, dessen Verbrechen eine kaum zu fassende Dimension haben: zu Karl Jäger. Der Waldkircher organisierte 1941 und 1942 in Litauen die Ermordung von mehr als 138 000 Juden und führte auch noch penibel Buch über die von ihm verantworteten Erschießungen der Männer, Frauen und Kinder. Anfang der 1930er Jahre hatte der Prokurist einer ...