Zischup-Interview

Keine Ausnahme für Saisonarbeiter

Zischup-Reporter Maximilian Zwick hat sich mit Armin Ortolf, einem Vogstburger Winzer, über das Thema Mindestlohn für Saisonarbeiter in der Landwirtschaft unterhalten. Das Interview wurde bereits im März geführt und ist daher auf dem entsprechenden Stand der Diskussion.  

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Zischup: Herr Ortolf, was sagen Sie dazu, dass es für Praktikanten und Langzeitarbeitslose eine Ausnahmeregelung geben soll und für Saisonarbeiter nicht?
Ortolf: Viele Bauern und Winzer zahlen den Erntehelfer jetzt schon fast den Mindestlohn. Mit der Einführung wären die Einnahmen noch geringer. Für die Industrie, die schon genug verdient, hat man Ausnahmeregelungen verhandelt, damit sie ihre Billiglöhner nach sechs Monaten rausschmeißen und neue einstellen können. Für Arbeiter aus dem Ausland ist der jetzige Lohn schon sehr viel mehr Wert als für einen deutschen Arbeiter, da in ihrem Land das Preisniveau viel niedriger ist und die Löhne auch komplett verschieden sind. Mancher Saisonarbeiter verdient hier in einer Woche so viel wie ein Gelernter in dessen Land in einem Monat.
Zischup: Denken Sie, dass die Produktion in der Folge mehr ins Ausland verlagert werden könnte?
Ortolf: Ja, ich denke schon, aber sicherlich nicht alles. Ich denke, dass auch viel mehr importiert werden würde. Für viele ist das Obst vom kleinen Bauern jetzt schon zu teurer, und sie kaufen lieber billigere Produkte aus dem Ausland. Wenn die Bauern nun die Preise noch erhöhen müssten, würden die Verkaufszahlen wahrscheinlich noch mehr sinken.
Zischup: Finden Sie, dass ein Mindestlohn europaweit eingeführt werden sollte?
Ortolf: So etwas ist wahrscheinlich gar nicht möglich. In jedem Land ist das gleiche Geld mehr oder weniger wert und die Preise sind auch überall verschieden. Wenn überhaupt müsste in jedem Land ein anderer Mindestlohn gelten, was aber wiederum auch keinen Sinn machen würde.
Zischup: Und wie denken Sie, wird sich der Mindestlohn auf die Jugend auswirken? Werden vielleicht weniger Jugendliche einen Job als Winzer oder Bauer anstreben?
Ortolf: Positiv wird es sich ganz sicherlich nicht auswirken. Es sei denn, es wird doch eine Ausnahmeregelung geschaffen. Ansonsten sehe ich für die zukünftigen Erdbeer-, Spargelbauern und Winzer schwarz. Ohne eine Ausnahmeregelung für Erntehelfer und Saisonarbeiter müssen wahrscheinlich viele kleine Betriebe dichtmachen und viel deutschen Spargel wird es nicht mehr geben.

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