"Kinder spielen mit Blechbüchsen"

ZISCH-INTERVIEW mit einer Erzieherin aus Deutschland, die derzeit in Ghana in einem Waisenhaus arbeitet und viel berichten kann.  

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Carolin Burger, Zisch-Reporterin aus der Grundschule Simonswald, hat Christina Schultis per E-Mail ein paar Fragen gestellt. Christina Schultis ist als Erzieherin in einem Waisenhaus in Klikor-Agbozume in Ghana, Westafrika tätig.

Zisch: Wie sind die Lebensumstände der Kinder in Ghana?
Christina Schultis: Alles ist sehr einfach und auf das Mindeste beschränkt. Die Häuser sind oft einstöckig mit Wellblechdach. Die meisten Häuser sind gemauert, es gibt aber auch richtige Lehmhütten mit Strohdächern. Ein eigenes Zimmer kennen die Kinder nicht. Hier wohnen vierköpfige Familien in zwei Räumen, wobei einer etwa so groß ist wie ein Kinderzimmer in Deutschland.
Zisch: Gibt es fließend Wasser?
Schultis: In dem Dorf Klikor, in dem ich lebe, gibt es Strom, aber kein fließendes Wasser. Vor jedem Haus steht ein großer Tonkrug, der einmal in der Woche mit Wasser gefüllt wird. Dieses wird dann zum Kochen und Duschen benutzt. Duschen muss man mit einem Eimer.
Zisch: Wie funktioniert das?
Schultis: Du füllst dir Wasser in einen 20-Liter-Eimer, gehst damit in die Kabine unter freiem Himmel, nimmst dann einen Sandkasteneimer und schüttest das Wasser über. Die Toiletten sind gewöhnungsbedürftig. Waschen müssen hier alle von Hand, sogar die sechsjährigen Kinder aus dem Waisenhaus waschen ihre Kleidung selbst. Es wird sehr auf Ordnung und Sauberkeit geachtet. Nahrung ist in Klikor nicht viel, aber ausreichend vorhanden. Es herrscht keine Hungersnot.
Zisch: Gehen die Kinder zur Schule ?
Schultis: Ja, eigentlich alle Kinder aus dem Waisenhaus gehen regelmäßig zur Schule. Sie sind zwischen fünf und 21 Jahre alt. Momentan sind es fünf Mädchen und etwa 25 Jungen. Sie haben Schule von 7. 30 bis 15 Uhr. Jede Klasse hat ihr eigenes Klassenzimmer mit Tischen und Bänken.
Zisch: Feiern die Kinder in Ghana so etwas wie Advent und Weihnachten?
Schultis: Von Weihnachten oder Advent bekommt man nicht viel mit. Gefeiert wird Weihnachten schon, aber überhaupt nicht in dem Stil, wie wir das kennen. Es gibt keinen Weihnachtsbaum, keine Geschenke, keinen Adventskranz, kein Weihnachtsgebäck. Die Leute gehen einfach nur in die Kirche.
Zisch: Haben die Kinder Spielsachen zum Spielen?
Schultis: Spielsachen haben die Kinder eigentlich gar keine. Sie spielen mit alten Autoreifen oder Blechbüchsen.
Zisch: Gibt es ein Fest oder irgendein Ereignis für die Kinder, auf dass sie sich im Voraus freuen?
Schultis: Das gibt es nicht. Geburtstag wird im Heim nicht gefeiert, da die Kinder teilweise gar nicht wissen, wann sie genau geboren sind.
Zisch: Müssen die Kinder, die in Familien leben, arbeiten und Geld verdienen, damit sie nicht verhungern?
Schultis: Im Normalfall müssen sie nicht arbeiten, um genügend Geld für Nahrung zu haben. Das Leben ist auch sehr günstig.
Zisch: Was würdest du dir für die Kinder wünschen und wie kann ich den Kindern helfen?
Schultis: Was ich mir für die Kinder aus dem Waisenhaus wünsche, ist eine gute schulische Ausbildung für eine sichere Zukunft. Was den Kindern manchmal fehlt, sind so einfache Dinge wie Bleistifte, Radiergummi, Spitzer oder ähnliches. Wenn du ihnen etwas schicken möchtest, ist so etwas immer sehr sinnvoll.

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