Gefängnis

Landsberg: Uli Hoeneß tritt Haftstrafe an

Uli Hoeneß, früherer Präsident des FC Bayern München und verurteilter Steuerhinterzieher, ist am Montag ins Gefängnis in Landsberg eingerückt. Bei guter Führung wird er nicht lange dort bleiben müssen.  

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Ab jetzt in Haft: Uli Hoeneß Foto: AFP
Vor dem Haupttor der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech jagt am Montag um die Mittagszeit ein Gerücht das nächste. "Der kommt sicher durch einen Geheimeingang", meint ein Schaulustiger. Andere vermuten, er werde seine Haft in einem ganz anderen Gefängnis antreten. Oder aber: "Ein Hubschrauber fliegt ihn ein."

Rund 50 Fotografen, Kameraleute und Journalisten sowie manche Neugierige haben sich hier am Eingang des braunen, wuchtigen Gebäudes aus dem Jahr 1921 versammelt. Alle hoffen darauf, ihn bei seinen letzten Schritten in Freiheit zu sehen: Uli Hoeneß, den wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilen Ex-Präsidenten des FC Bayern München.

Als gesichert gilt zu diesem Zeitpunkt immerhin, dass der 62-Jährige morgens um sieben Uhr wie immer Frühstückssemmeln geholt hatte in seinem Heimatort Bad Wiessee am Tegernsee. Und dass ein Auto mit ihm am Vormittag sein Haus über dem See verlassen hat.

Erst am Nachmittag bestätigen sein Anwalt und die Staatsanwaltschaft München das Gerücht des Tages: Knapp drei Monate nach seiner Verurteilung hat der einstige Fußball-Nationalspieler, Weltmeister und "Mister FC Bayern München" seine Haftstrafe in Landsberg angetreten.

Offenbar schon am Vormittag war, wie Medien beobachtet haben wollen, eine schwarze Limousine mit abgedunkelten Fenstern und Rosenheimer Kennzeichen in den Anstaltsbereich gefahren. Darin war wohl Hoeneß, doch gesehen hat ihn keiner. Das Bild, auf das die Fotografen warten, gibt es nicht.    

Wegen Hinterziehung von 27,2 Millionen Euro Steuern nach Börsenspekulationen in der Schweiz war Hoeneß Mitte März verurteilt worden. Seine Selbstanzeige vom Januar 2013 hatte die zuständige Wirtschaftsstrafkammer als nicht ausreichend angesehen. Auf eine Revision hatten sowohl Hoeneß als auch die Staatsanwaltschaft verzichtet. Mit dem Haftantritt hat er sich 81 Tage lang Zeit gelassen. Sehr viel länger wäre das nicht gegangen, dann hätte er eine Ladung erhalten.

Was Hoeneß nun erwartet, hatte die Landsberger Gefängnisleitung schon vor zwei Monaten bei einem umstrittenen "Tag der offenen Tür" für die Medien gezeigt und gesagt. Zuerst einmal wird er vom Arzt durchgecheckt, denn ein Häftling muss auch haftfähig sein. Dann erhält er die Häftlingskleidung: dunkelgrüne Hose und blauer Kittel. Nach einiger Zeit kann er sich im Gefängnisladen Sportbekleidung kaufen. Ob Hoeneß die ersten Wochen in einer Einzel- oder, wie bei Neuankömmlingen üblich, in einer Zwei-Mann-Zelle verbringt, ist nicht bekannt.  

Ein Stundenlohn von 1,50 Euro

Diese ersten Wochen gelten als Eingewöhnungsphase, in ihnen wird mit der Gefängnisleitung ein "Haftplan" erarbeitet. Darin wird festgehalten, welche Ziele der Gefangene hat und wo er arbeiten möchte. In Landsberg besteht Arbeitspflicht, die Anstalt hat eigene Betriebe, von der Kfz-Werkstatt über die Gärtnerei bis zur Gefängnisküche. Immer wieder war spekuliert worden, dass Hoeneß als Besitzer einer Wurstfabrik möglicherweise in der Metzgerei arbeitet. Der Stundenlohn liegt bei um die 1,50 Euro.

Hoeneß hatte sich über seinen Anwalt dagegen gewehrt, nach Landsberg zu kommen. Er hatte befürchtet, dass Mithäftlinge oder Personal von Medien bestochen werden, um an Privatinformationen und Fotos von ihm hinter Gittern zu gelangen. Auch wurde der "Tag der offenen Tür" als Verletzung seines Persönlichkeitsrechts angeprangert – schließlich waren da die kargen Acht-Quadratmeter-Zellen zu sehen und zu fotografieren, wie Hoeneß nun eine bewohnt. Handys sind hier ebenso wenig erlaubt wie Laptops, ein Fernseher kann gemietet oder gekauft werden.

Doch wie lange bleibt der einst mächtigste Mann des deutschen Fußballs überhaupt im Gefängnis? Nach 28 Monaten kann er entlassen werden, viel früher jedoch wird er wohl Freigänger. Das bedeutet, dass er tagsüber außerhalb einer Beschäftigung nachgeht und abends wieder ins Gefängnis oder in ein Freigängerheim muss. Der wegen Bestechlichkeit in München zu achteinhalb Jahren Haft verurteilte ehemalige Bank-Manager Gerhard Gribkowsky etwa wurde bereits nach 16 Monaten Freigänger. Da Hoeneß’ Strafe deutlich geringer ist, könnte es sein, dass er Landsberg schon nach einigen Monaten wieder verlassen darf.

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