Leben zwischen zwei Welten

"Gegen die Wand" macht Jugendliche nachdenklich.  

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8500 Menschen haben "Gegen die Wand" in den vergangenen fünf Wochen im Freiburger Friedrichsbaukino gesehen. Angelockt waren sie, weil Fatih Akins Film bei der Berlinale den Goldenen Bären gewonnen hat. Jugendliche allerdings, scheint der Streifen weniger zu interessieren. Zumindest war das bei unserem Kinobesuch so: Neben den erwachsenen Besuchern machten wir nur ein Mädchen und einen Jungen im Publikum aus. Sind Konfliktthemen wie das Aufeinanderprallen zweier Kulturen für junge Leute nicht mehr wichtig?

"Gegen die Wand" zeigt, wie schwer das Leben zwischen zwei Welten sein kann. Die 20-jährige Türkin, Sibel (Sibel Kekilli), geht mit dem Alkoholiker Cahit (Birol Ünel) eine Scheinehe ein, um die Vorstellungen ihrer Familie von einer traditionellen Ehe mit einem türkischen Mann zu erfüllen. Die dadurch neu gewonnene Freiheit kostet Sibel in vollen Zügen aus.

"Gegen die Wand" ist kein 0815-Streifen. Er ist anspruchsvoll, auch wenn man etwas länger braucht, um seine Tiefe zu begreifen. Erst wenn man über den Film redet und die Meinungen und Beobachtungen anderer hört, kann man seine Eindrücke verarbeiten und vieles besser verstehen. Man fragt sich, wie das denn bei uns in Freiburg aussieht. Sehnen sich ausländische Jugendliche, die hier geboren wurden, auch nach einem freieren Leben oder sind sie gar nicht so von Traditionen gefesselt? Auch die Gefühle, die sich langsam zwischen Cahit und Sibel entwickeln, faszinieren: von der anfänglichen Abneigung hin zur Liebe. Am Ende ist die gegenseitige Abhängigkeit so groß, dass von Sibels ersehnter Freiheit nichts mehr übrig bleibt.


"Gegen die Wand" läuft im Friedrichsbau in Freiburg, Kaiser-Joseph-Straße 270.

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