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ALLTAG IM GEFÄNGNIS

Therapie gemacht
Mein Name ist Hamdan Hassni. Ich wurde wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren verurteilt. Ich befinde mich seit sechs Jahren in Haft. Der Tagesablauf hier ist mit einer Schichtarbeit im täglichen Wechsel zu vergleichen. Allerdings ist er unter der Woche bis 15 Uhr gleich gestaltet: 6.20 Uhr Aufstehen, 6.45 Uhr Aufschluss, 6.55 Uhr Arbeit oder Schulbesuch, 11.55 Uhr bis 12.35 Uhr Mittagspause, 14.45 Uhr Arbeitsende, um 15.05 Uhr Einschluss. Danach beginnt im täglichem Wechsel, je nach Gruppe, entweder der Hofgang um 15.45 Uhr oder um 17.45 Uhr. Um 19.40 Uhr besteht dann die Möglichkeit an einer Freizeitgruppe teilzunehmen. Jeden zweiten Tag findet auch eine Stunde Freizeit zwischen 21.15 Uhr und 22.15 Uhr statt. An den Wochenenden ist man den ganzen Tag eingesperrt, außer einer Stunde Freizeit zum Duschen, Zellenputzen und einer Stunde Hofgang.

Als ich in Haft kam, konnte ich kaum lesen und schreiben, da ich vorher nie eine Schule besucht hatte. Hier in Haft habe ich zuerst ISK-B gemacht. Jetzt besuche ich die Hauptschule. Ich habe auch eine Anti-Aggressions-Therapie absolviert. Vor der Inhaftierung war ich außer Rand und Band, ohne Halt. Nun habe ich viel gelernt und an mir gearbeitet. Ich hoffe, dass die Menschen draußen nicht nur den Straftäter sehen, sondern auch den Menschen dahinter und uns eine Chance geben. Wir sind auch Menschen. Aber wir sind Menschen mit Fehlern. Die Beamten hier verhalten sich wie das Wetter, aber zum Glück scheint auf 3/3 immer die Sonne. Ich hasse Schleimer und Verräter, davon gibt es hier in der JVA Freiburg sehr viel. Vive BVB!Hamdan HassniViel Bildung
Im Folgendem möchte ich als langjähriger ehemaliger Insasse der Justizvollzugsanstalt, kurz JVA, Bielefeld und aktueller Häftling der JVA Freiburg einen Vergleich anstellen. Ich kann jetzt die Unterschiede der Resozialisierungsprogramme in den Anstalten ausmachen. Die wichtigsten Themen: soziale Kompetenz, Bildung, neue Interessensfindung, Neuorientierung im Leben. In der JVA Bielefeld kann man beispielsweise keine schulische Ausbildung machen und ebenso keine berufliche. In der JVA Freiburg gibt es hingegen ein Bildungszentrum. Nahezu alles ist möglich. Von der Hauptschule bis zum Abitur, Schlosser, Schreiner, Maler, Fleischer, CNC-Maschinen-Führer, Elektriker, sogar studieren kann man: Informatik, Mathematik, Philosophie bis zum Doktor. Viele Häftlinge haben Probleme im Umgang mit anderen Menschen. Soziale Kompetenzen kann man nur trainieren, indem man sie anwendet. Darum hilft es uns nicht, wenn die Türen den ganzen Tag verschlossen sind.

Bielefeld und Freiburg sind auch hier unterschiedlich. Während in Freiburg der Hofgang mit Trainingsgeräten, Sportplatz, Schachspielen, Tennis, Volleyball und Tischtennis begleitet ist, gibt es in Bielefeld nur Volleyball und Tischtennis. Wenn ich an Bielefeld denke, kommt es mir hier in Freiburg manchmal wie im Landschulheim vor. Die Häftlinge sind durch den Sport ausgelastet, lernen durch faire Regeln Respekt zu zollen und miteinander umzugehen. Da es in Freiburg mehr Angebote gibt, kann ein größeres Spektrum an Persönlichkeiten abgedeckt werden. Folglich kommt es zu weniger Konflikten und körperlichen Übergriffen.

Freiburg hat im Haus mehr offene Freizeit. Abends kann man Sprachen lernen, Gitarre spielen. Viele Ehrenamtliche bieten täglich Aktivitäten wie Spiel, Kunst und religiöse Treffen. Bielefeld kann in keiner Sicht mithalten. Mir hat die Zeit in Freiburg mehr geholfen, und ich bin bester Dinge, dass ich mit dieser Hilfe zukünftig ein straffreies Leben führen kann.

Nicht wie zu Hause
Die meisten Beamten sind in Ordnung. Es gibt aber auch welche, die lässt man lieber in Ruhe. Das Essen, naja, wie zu Hause schmeckt es nicht. Die Schule macht mir Spaß. Die Lehrer und Lehrerinnen sind alle in Ordnung. Auch sonst ist es in der JVA Freiburg im Vergleich zu anderen Gefängnissen ganz okay. Gut, so schön wie die Freiheit ist es nicht. Man kann, wenn man denn will, seine Zeit hier sinnvoll nutzen, denn es gibt sehr viele gute Angebote.
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