Mangas sind weit mehr als nur Comics

Folgt man in der Buchhandlung Thalia in Freiburg dem Weg nach unten, wird man häufig von einer Gruppe Jugendlicher begleitet. Ihr Ziel: die Manga-Abteilung. Aber was sind Mangas eigentlich?.  

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Erfolgreiche Mangareihe „Naruto“: hier das Plakat zum Film  | Foto: Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de
Erfolgreiche Mangareihe „Naruto“: hier das Plakat zum Film Foto: Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de
Ältere Generationen verbinden mit den Wörtern "Manga" und "Anime" oftmals Asien oder auch China. Auch, dass darin Mädchen mit großen Augen vorkommen, kam als Antwort in einer nicht repräsentativen Umfrage aus meinem Umfeld. Ansonsten wussten einige auch gar nichts mit den beiden Begriffen anzufangen. Die Jugendlichen geben schon deutlich genauere Antworten. Viele kennen Mangas oder Animes und lieben es, in diese Welt einzutauchen. Sie können sich auch viel besser auf die japanische Leserichtung einstellen, man beginnt das Buch nämlich von hinten und liest es nach vorne durch. Mangas sind, kurz gesagt, japanische Comics, die in schwarz-weiß gedruckt werden. Sie sind oft Drehbücher für viele erfolgreiche Animes, wie die Verfilmungen von Mangas genannt werden. Aber sind sie wirklich nur Comics? Oder doch tiefgründiger als man denkt?

Hinter einer der zwei Theken befindet sich Adina, sie ist eine junge Frau, die seit 2019 bei Thalia als Buchhändlerin arbeitet. Auf die Frage: "Denken sie, dass Mangas im Trend sind, auch bei Jugendlichen in Freiburg?", antwortet sie: "Ja, Mangas sind definitiv populär. Gerade durch Netflix ist während der Corona-Lockdown-Phase die Nachfrage nach Mangas stark angestiegen." Es kaufen unterschiedliche Altersklassen Mangas, und auch die Geschlechter sind dabei gemischt. Bei der Wahl der Genres könne man jedoch klare Tendenzen sehen. Action, auch "Shonen" genannt, wird stark von der männlichen Seite gekauft, und als Gegenstück dazu, Liebesgeschichten oder "Shojo", von der weiblichen Seite.

Es gibt natürlich auch Ausnahmen, wie zum Beispiel die Mangareihe "Naruto": Obwohl es ein Shonen-Manga ist, wird es nicht nur von den männlichen Lesern geliebt. Die Handlung spielt in einer fikitiven Welt, die hauptsächlich aus der Sicht von den Ninjas des Dorfes Konohagakure dargestellt wird. Hauptfigur ist der junge Ninja Naruto Uzumaki, dessen Traum es ist, Hokage (Oberhaupt) seines Dorfes zu werden. Die Geschichte beinhaltet Abenteuer, Comedy, Fantasy, Drama, Romantik und eben Shonen oder auch Action. Es gibt unter den genannten Genres auch noch das sogenannte Etchi-Genre mit genaueren Darstellungen von Sexualität. Dieses Genre spricht andere Leser an. Bei der großen Auswahl an Genres ist für jeden etwas dabei. So wird automatisch auch eine breite Menge an Comic-Fans angesprochen.

Man identifiziert sich schnell mit den gezeichneten Charakteren und durchlebt die verrücktesten Abenteuer und verschiedensten Gefühlsregungen. In der Pubertät, aber bei manchen natürlich auch später im Leben, können Mangas einen tollen Ausgleich zum Alltagsstress darstellen. Und ganz nebenbei steigt auch die Neugier beim Lesen auf asiatische Länder und deren Kultur. Es gibt nicht wenige Teenager, die so von Mangas begeistert sind, dass sie anfangen Mangas in ihrer Freizeit zu zeichnen.

Auf die Frage: "Machen Mangas einen Großteil ihres Umsatzes aus?", antwortet Adina: "Ja, auf jeden Fall. Genaue Zahlen darf ich hier natürlich nicht nennen, aber Mangas gehören zu unseren größten Umsatzbringern. Bestimmte Titel wie zum Beispiel One Piece, Naruto oder Dragon Ball werden sehr stark gekauft und liegen auch immer noch im Trend, obwohl sie teilweise schon Jahrzehnte lang angeboten werden." Diese drei Titel spielen gleichbleibend eine große Rolle auf dem japanischen Manga- und Anime-Markt. Der original Dragon-Ball-Anime, welcher die ersten 16 Bände von Akira Toriyamas Erfolgsmanga umfasst, zählt heute zu den wichtigsten Animes überhaupt. Nicht nur, weil er sein Gerne sowie das gesamte Medium nachhaltig prägte, sondern auch, weil er international die Manga-Branche im Westen bekannt gemacht hat. "One Piece", eine seit 1997 laufende Mangareihe, ist gegenwärtig auf Platz 1 der Liste der erfolgreichsten Mangas der Geschichte. Mit weltweit mehr als 460 Millionen ausgelieferten Exemplaren, davon etwa 390 Millionen in Japan, ist es die meistverkaufte Mangareihe der Geschichte. Nun hat das "One Piece"- Franchise sogar die Gesamtumsätze des Franchises der "Herr der Ringe"-Reihe überholt. Also sowohl Classics wie auch Neuheiten lassen die Verkaufszahlen in den deutschen Buchhandlungen nicht sinken. Mangas und Animes sind somit eine große Branche und ein noch viel größeres Geschäft.

Das wird hier in Freiburg nur all zu deutlich. Erst im September hat die Comic Con in Freiburg stattgefunden. Dort haben sich allerlei Comic-Fans, also auch verkleidete Manga-Fans, getroffen. Im Alltag sieht man verkleidete Personen dann doch eher selten, dafür wird auf solchen Messen umso mehr sichtbar, dass es die Community und Leute mit diesem Hobby gibt. Ausgefallene Kostüme, bunte Haarfarben und das Interesse für japanische Comics sind typisch für diese sogenannte Cosplayszene. Es ist eine in Japan entstandene Fanpraxis, die in den 1980er Jahren auch nach Europa und in die USA kam. Der Durchbruch für Mangas in Deutschland kam Ende der 90er Jahre.

Zum Schluss ist klar, dass japanische Comics bei Jugendlichen in Deutschland immer mehr auf Interesse stoßen. Dieser Trend ist auch in Freiburg zu sehen. Viele wachsen mit dem Lesen von Mangas auf, womit die Bücher eine große Bedeutung in ihrem Leben bekommen. Nicht zu vergessen die Charaktere, welche ihnen ans Herz gewachsen sind und auch als Vorbilder gelten. Manga und Anime sind mit einer riesigen Community verbunden, die sich weltweit zusammenfügt. Das ist das Schönste am Manga-Hobby-Fan sein: Es ist länderübergreifend und verbindet.
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