Gesundheit und Soziales
Mehr Flexibilität im Pflegeberuf für mehr Motivation
Mi, 10. Mai 2023, 09:02 Uhr
Mit Instrumenten wie Flex-Pool und Teambord entlastet das Ortenau Klinikum seine Pflegekräfte. Der Dienstplan sei dadurch lange im Voraus verbindlich und verlässlich.
Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nachhaltig zu verbessern, hat das Ortenau Klinikum ein mehrstufiges Personalausfallkonzept installiert. Für mittel- und langfristige Ausfälle gibt es im Ortenau Klinikum beispielsweise den Flex-Pool. "In dieser Abteilung finden zum einen Kolleginnen und Kollegen, die Schichtarbeit und Familie nur schwer unter einen Hut bringen können, als auch jene, die gern über Stations- und Standortgrenzen hinweg flexibel arbeiten wollen, eine Heimat", so Messer. Die Beschäftigten hätten so die Möglichkeit, ihre spezielle Lebenssituation abzubilden und bestimmten ihre Einsatzzeiten weitgehend selbst. Der Dienstplan sei dadurch lange im Voraus verbindlich und verlässlich, beschreibt Messer die Vorteile des Konzepts.
Zeitgleich kann der Einsatz im Flex-Pool auch finanziell attraktiv sein. Eine hohe Flexibilität der Flex-Pool Mitarbeitenden wird auch entsprechend honoriert. Ist die Pflegekraft zum Beispiel bereit, an verschiedenen Standorten im Ortenau Klinikum zu arbeiten, wird dies mit bis zu 1000 Euro Brutto zusätzlich vergütet.
Für wen ist die Mitarbeit im Flex-Pool interessant?
Sehr unterschiedlich ist die jeweilige Motivation für die Arbeit im Flex-Pool. Unter den Beschäftigten der Abteilung finden sich beispielsweise Mütter, die Kita-Öffnungszeiten beachten müssen, Absolventen der Pflegeschulen, die erst einmal mehrere Bereiche kennenlernen wollen, sowie Pflegende, die nicht gern im Nachtdienst arbeiten oder ein zeitaufwändiges Hobby haben.
Pflegende Angehörige können sich durch den Flex-Pool ebenfalls ausreichend Freiräume zur Versorgung ihrer Angehörigen schaffen. Manchmal spielt auch der höhere Verdienst oder mehr Freizeit eine Rolle. "Im Flex-Pool sind alle diese Beschäftigten willkommen", betont die Vorständin Pflege. Für die Stationen als auch für den Flex-Pool sei das letztlich eine Win-Win-Situation.
Berücksichtigt würden zum einen die individuellen Bedürfnisse der Pflegekräfte, zum anderen erspare das Konzept den Stationsleitungen die zeitraubende Suche nach Ersatz für Personalausfälle. "Für die Beschäftigten entfällt damit das lästige Einspringen aus ihrem Frei", betont die Vorständin Pflege am Ortenau Klinikum, "denn Frei soll für unsere Pflegekräfte Frei bleiben."
Arbeitsbelastung besser verteilen
Ein weiterer wesentlicher Ansatzpunkt des Ortenau Klinikums besteht darin, die Arbeitsbelastung auf den entsprechenden Stationen zu reduzieren. Die Arbeit in der Pflege hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend verdichtet, so Messer. Idealerweise wünschten sich natürlich alle Beteiligten zusätzliche Pflegekräfte. Aufgrund des deutschlandweit vorherrschenden Fachkräftemangels, sei dies allerdings nicht immer realisierbar.
Das Ortenau Klinikum versucht daher, Pflegekräfte durch den Einsatz anderer qualifizierter Berufsgruppen zu entlasten. Ab Herbst bietet das Ortenau Klinikum beispielsweise zehn Ausbildungsplätze für Medizinische Fachangestellte mit dem klaren Ziel der Übernahme nach der Ausbildung. Medizinische Fachangestellte können aufgrund ihrer erworbenen Qualifikation vielseitig im Krankenhaus eingesetzt werden und somit auch im Pflege- und Funktionsdienst entlasten.
Teamboard für Verbesserungsvorschläge
Ein weiterer Baustein zur Entlastung der Pflegenden ist ein strukturierter und möglichst störungsfreier Arbeitsablauf. Das Ortenau Klinikum bedient sich hierfür eines ursprünglich in der Industrie entwickelten Instruments, des "Teamboards".
Am Teamboard können jederzeit Verbesserungsvorschläge beispielsweise zu den Abläufen auf der Station angebracht werden. Täglich treffen sich alle Berufsgruppen für zehn Minuten an dem Board und besprechen die Verbesserungskarten mit dem Ziel, zeitnah "unnötige" Abläufe oder Störungen zu beseitigen. "Mit Erfolg", wie Messer rückmeldet, "alle Stationen sind von der Methode absolut überzeugt, weil auf Augenhöhe und unabhängig von Hierarchien an den Themen gearbeitet wird".
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