Zischup-Interview

"Mehr Jugendliche trinken hochprozentigen Alkohol"

Bei Jugendlichen ist Rauschtrinken sehr populär. Dr. Jürgen Ernst ist Oberarzt am Evangelischen Diakoniekrankenhaus Freiburg und beobachtet, dass im Stadtgebiet deutlich mehr Jugendliche zu härteren Sachen greifen. Ein Interview.  

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Komasaufen ist gefährlich: Eine schwere Alkoholvergiftung kann zum Tod führen.  | Foto: dpa
Komasaufen ist gefährlich: Eine schwere Alkoholvergiftung kann zum Tod führen. Foto: dpa
Zischup: Wie viel Promille muss man haben, um ins Koma zu fallen?
Jürgen Ernst : Das kommt darauf an, wie oft man etwas trinkt und ob man männlich oder weiblich ist. Ab 1 bis 1,5 Promille wird es gefährlich und es können komatöse Zustände auftreten.

Zischup: Wie oft behandeln Sie solche Fälle nach Komasaufen?
Ernst: Bei uns hier im Evangelischen Diakoniekrankenhaus sind sie zum Glück eher selten, höchstens alle zwei bis drei Mal im Quartal.

Zischup: Wie alt sind die Jugendlichen?
Ernst: In der Regel sind es 14- bis 18-Jährige, die Altersspanne reicht aber bis Mitte 20.

Zischup: Was war der härteste Fall, den Sie je behandelt haben?
Ernst: Das war ein Betrunkener, der ins Koma gefallen war. Er war nicht mehr bei Bewusstsein und musste künstlich beatmet werden.

Zischup: Trinken Frauen und Mädchen mehr als Männer und Jungs ?
Ernst: Sie trinken ungefähr gleich viel, aber Frauen trinken heute mehr als vor 10 bis 15 Jahren .

Zischup: Hat sich etwas am Trinkverhalten verändert?
Ernst: Ja, früher hat man auf Dorffesten vielleicht ein bis zwei Bier getrunken und darauf geachtet, dass Jüngere nichts bekommen. Heute trinken immer mehr Jugendliche hochprozentigen Alkohol.

Zischup: Gibt es Tage, an denen es besonders schlimm ist?
Ernst: Ja, beispielsweise an Silvester, den Weinfesten oder an bestimmten Events wie dem "Sea of Love".

Zischup: Wie gehen Sie vor, wenn ein Betrunkener bei Ihnen eingeliefert wird?
Ernst: Es hängt davon ab, ob die Person noch ansprechbar ist und selbst atmet. Auf jeden Fall muss der Patient überwacht und gegebenenfalls auch künstlich beatmet werden.

Zischup: Was passiert bei einer Alkoholvergiftung?
Ernst: Es gibt verschiedene Stufen einer Alkoholvergiftung. Das beginnt damit, aufgeheitert zu sein, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen und Koordinationsstörungen zu bekommen. Die Folge können schwere Unfälle oder Bewusstlosigkeit und Koma sein. Im schlimmsten Fall führt eine schwere Vergiftung zum Tod.

Zischup: Wie reagieren die Eltern darauf, wenn das Krankenhaus bei Ihnen zuhause anruft?
Ernst: Die Reaktionen sind unterschiedlich. Die meisten Eltern sind sehr überrascht, weil sie denken, ihr Kind trinkt kaum Alkohol.

Zischup: Was können Eltern dazu beitragen, um Komasaufen zu verhindern?
Ernst: Nicht nur die Eltern können was dagegen tun. Vor allem die Jugendlichen unter sich sollten aufeinander aufpassen und darauf achten, dass sie es nicht übertreiben mit dem Alkohol. Oder wenn der Freund oder die Freundin zu viel getrunken haben, sie nach Hause bringen oder die Eltern anrufen.



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