Account/Login

Mit fliegenden Bögen und dahin eilenden Läufen

  • Sa, 17. Februar 2001
    Zisch

     

Stringsurfer stellten sich in der Klinik an der Lindenhöhe vor.

OFFENBURG. Zunächst einmal: Die Akustik im Foyer der "Klinik an der Lindenhöhe" ist überraschend gut, die Atmosphäre gar nicht schlecht, die Empore über dem Foyer reizvoll. Da auch zahlreich Publikum gekommen war, fand das Konzert der "Stringsurfer" am Donnerstagnachmittag unter stimulierenden Bedingungen statt. Einzig die das Foyer durchquerenden Gäste störten ein wenig - ein Manko, das sich beheben lässt.

Die "Stringsurfer" der Musikschule Offenburg sind etwa 25 Streicher zwischen neun und 13 Jahren, hier verstärkt durch fünf Perkussionisten und eine Querflöte. Früher waren die Stringsurfer das "Zwergenorchester" der Musikschule. "Aber inzwischen sind die Schüler keine Zwerge mehr", erläutert die Musikpädagogin Dorothea Gander, Leiterin des Ensembles, "und so haben wir einen neuen Namen gesucht." Zuvor stellte Gander jedoch ihre Violin/Viola-Klasse vor, die in unterschiedlichen Besetzungen - meist Quartette - entsprechend bearbeitete Ausschnitte aus den vier Jahreszeiten bot. Da murmelten passend zum Wetter die Bächlein lieblich, und es säuselten die Zephyrwinde. Aber auch das wuchtige Sommergewitter mit Donner und Hagelschlag tobte durch das Foyer - - und es grummelte ganz ordentlich! Beeindruckend, welche Power vier zarte Fiedeln - zwei Violinen, zwei Bratschen - entwickeln können, toll die quicken Läufe, die fliegenden Bögen.

Die Stringsurfer glänzten dann mit der liebenswürdigen Kindersinfonie, die gelegentlich als Nr. 47 zu Haydn zahlreichen Sinfonien gezählt wird, von der man aber vermutet, dass sie auch von dem seinerzeit berühmten Musikpädagogen Leopold Mozart komponiert sein könnte, der viele solche Werke, häufig für seine Schüler, schrieb. Ob Papa Mozart oder Haydn: Es ist ein lebendiges, bildhaftes Frühlingsstücklein, gelungen aufgeführt. Für Dorothea Glander, die 1992 das damalige Zwergenorchester gründete, hat dieses Ensemble pädagogische wie ästhetische Gründe: "Der Klang im Orchester ist etwas ganz anderes." Auch die sozialen Aspekte sollte man nicht übersehen: Zweimal im Jahr gibt es ein Probenwochenende in einer Jugendherberge. Glander: "Das gibt viel Zusammenhalt." Schwieriger dagegen sei das Sich-selber-hören und die Konzentration des einzelnen auf sich und auf den Dirigenten: "Man muss lernen, ein Auge vorn beim Pult zu haben."

Konzertpremiere in der Klinik

Für die "Klinik an der Lindenhöhe" war dieses Konzert eine Premiere. "Für uns ist das ein Element, um uns in die Stadt, den Stadtteil, das Umfeld hier einzubringen", wie Verwaltungsleiter Hubert Köninger die Veranstaltung begründet. "Wir wollen unseren Nachbarn auch etwas bieten." Ebenso wie den eigenen Patienten. Das Verhältnis zwischen einem Krankenhaus für Psychiatrie und Psychologie, wie es die Klinik an der Lindenhöhe darstellt, und der "normalen" Umwelt sieht Köninger als längst nicht mehr als so schwierig an, wie das oft noch vor Jahrzehnten der Fall gewesen sei. "Die Begegnungen finden statt, und wir unterstützen das, auch hiermit. Im Publikum waren Patienten und Besucher von außerhalb." Das Haus bietet unter anderem Musik-, Kunst- und Werktherapie an. Die Patienten in der Kunsttherapie entwarfen das gelungene Plakat zu dem Gastspiel der Stringsurfer. "Für unsere Leute ist das ein Ansporn, die Kinder mit ihrem jugendlichen Elan zu erleben." Weitere Veranstaltungen sollen folgen.

Robert Ullmann

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 17. Februar 2001: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel