Gottes eifersüchtiger Rivale

Er war der Grandseigneur der holländischen Literatur: Der Schriftsteller Harry Mulisch (83) ist in Amsterdam gestorben.
"Ich schere mich nicht um den Leser", sagte Harry Mulisch einmal. "Ein Roman ist keine Kommunikation mit der Öffentlichkeit, sondern nur mit dem Roman und daher mit mir selbst." Mulisch hielt lieber Zwiesprache mit den Großen der Weltliteratur, mit Kalibern wie Goethe und Thomas Mann. Vor allem aber bezog er alles – Gott und die Welt, Hitler und den Zweiten Weltkrieg – auf sich selbst. Dazu hatte er freilich auch gute persönliche Gründe. Mulischs Mutter war eine Jüdin aus Antwerpen, sein hassgeliebter Vater ein österreichischer Nazi-Kollaborateur, der die Arisierung jüdischer Banken organisierte. Aus dieser tragisch-schizophrenen Familiengeschichte bezog Mulisch viele seiner Stoffe ...