Weltraum-Mission

Nasa-Sonde soll in Asteroiden Dimorphos krachen

Die "Dart"-Mission klingt wie das Drehbuch für einen Hollywood-Film: Um die Erde vor Asteroideneinschlägen zu schützen, hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa eine Sonde ins All geschickt.  

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Da rauscht sie davon: die Falcon-9-Rakete mit der Sonde im Gepäck. Foto: BILL INGALLS (AFP)
Erstmals hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa eine Sonde starten lassen, die absichtlich in einen Asteroiden krachen und dadurch dessen Flugbahn verändern soll. Das Fluggerät startete am Mittwochmorgen deutscher Zeit mithilfe einer Falcon-9-Rakete im US-Bundesstaat Kalifornien. "Asteroid Dimorphos: Wir kriegen Dich", twitterte die Nasa kurz nach dem Start. Im Oktober soll die Sonde den Asteroiden Dimorphos treffen.

Nicht weniger als die "zukünftige Sicherheit der Erde" stehe auf dem Spiel, sagt Clayton Kachele. Der Manager ist bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa verantwortlich für die Mission "Dart" (Double Asteroid Redirection Test), mit der erstmals eine Sonde absichtlich in einen Asteroiden gesteuert werden soll, um dessen Flugbahn zu verändern.

Das erinnert an Hollywood-Filme wie "Armageddon", in dem Stars wie Bruce Willis und Ben Affleck in kürzester Zeit mit einem gefährlichen Manöver einen direkt auf die Erde zurasenden Asteroiden zerstörten. "Dart" sei aber "wahrscheinlich keinen Asteroiden-Film wert", sagt Nasa-Manager Kachele. Die Mission ist unbemannt und Dimorphos rast auch nicht auf die Erde zu. Von der rund 330 Millionen Dollar (rund 290 Millionen Euro) teuren Mission erhofft sich die Nasa Erkenntnisse darüber, wie die Erde vor Asteroiden geschützt werden kann.

"’Dart’ verwandelt Science Fiction in wissenschaftliche Fakten und bezeugt die vorausschauende Innovationskraft der Nasa zum Nutzen aller", sagte Nasa-Chef Bill Nelson. "Die Nasa untersucht unser Universum und unseren Heimatplaneten auf so viele Weisen, und zusätzlich arbeiten wir auch daran, unser Zuhause zu schützen – und dieser Test wird dabei helfen, eine mögliche Vorgehensweise zu untersuchen, unseren Planeten vor einem gefährlichen Asteroiden zu schützen, sollte einer entdeckt werden, der auf die Erde zurast."

Kurz nach dem Start am Mittwoch trennte sich die Sonde von der Falcon-9-Rakete, deren erste Stufe sicher wieder auf dem Schiff "Of Course I Still Love You" im Pazifik landete, wie das private Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk mitteilte. Dabei habe es sich bereits um die 95. erfolgreiche Landung einer SpaceX-Raketenstufe gehandelt. Kurz darauf rollte die Sonde ihre Solarzellen-Segel aus und begann ihren rund zehnmonatigen Flug zum Asteroiden Dimorphos.

Ein Asteroid ist ein kompliziertes Gebilde

Dimorphos, eine Art Mond des Asteroiden Didymos mit einem Durchmesser von rund 160 Metern, stellt derzeit Berechnungen der Nasa zufolge keine Gefahr für die Erde dar – und die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde, die nur eine Kamera an Bord hat, ungefährlich bleibt. Nach dem Aufprall soll die rund zwölfstündige Umlaufbahn von Dimorphos um mindestens 73 Sekunden und möglicherweise bis zu zehn Minuten kürzer dauern. Didymos ist nah genug an der Erde, um all das mit wissenschaftlichen Instrumenten von unserem Planeten und vom Weltraum aus zu beobachten und zu messen. 2024 soll "Hera", eine Mission der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, starten, um die Auswirkungen des Aufpralls genauer zu untersuchen.

Seit vielen Jahren schon überlegt die Nasa, auch in Zusammenarbeit mit der Esa, wie die Erde vor herannahenden Asteroiden geschützt werden könnte. Ein Asteroideneinschlag vor rund 70 Millionen Jahren gilt unter Wissenschaftlern beispielsweise als führende Theorie dazu, warum die Dinosaurier ausstarben. "Asteroiden sind kompliziert", sagte die an der Dart-Mission beteiligte Astronomin Nancy Chabot. "Sie sehen unterschiedlich aus, sie haben große Steine, sie haben felsige Stellen, sie haben glatte Stellen, sie haben merkwürdige Formen – all diese Sachen. Diesen echten Test an einem echten Asteroiden zu machen, dafür brauchen wir ’Dart’." All das sei ein erster Versuch, sagt Chabot – denn für die möglicherweise eines Tages wirklich notwendige Verteidigung der Erde auf diese Weise brauche man viel Vorlauf. "Wenn ein Asteroid die Erde bedrohen würde, würde man diese Technik viele Jahre im Voraus anwenden wollen, Jahrzehnte im Voraus. Man würde diesem Asteroiden einen kleinen Schubser geben, der zu einer großen Veränderung hinsichtlich seiner zukünftigen Position führen würde, und dann wären der Asteroid und die Erde nicht mehr auf Kollisionskurs."

Derzeit wissen Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte – aber Forscher haben rund 27 000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert, davon rund 10 000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern.

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