Pop & Politik

Neuer Ärger um Xavier Naidoo: Jüdische Vertreter fordern Absage der Comeback-Tour

Nach sechs Jahren will der umstrittene Xavier Naidoo wieder auftreten. Fans sorgen für ausverkaufte Arenen. Vertreter jüdischer Gemeinden sehen in ihm einen Antisemiten und fordern Absagen.  

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Xavier Naidoo  | Foto: Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Xavier Naidoo Foto: Klaus-Dietmar Gabbert (dpa) 

Xavier Naidoo ist zurück. Und mit ihm der Ärger. "Bei meiner Seele" nennt der wegen antisemitischer Aussagen und Verschwörungserzählungen umstrittene Mannheimer Sänger sein am 7. Juli angekündigtes Comeback. Inzwischen hat er sieben weitere Konzerte angekündigt, denn der Start in Köln am 16. Dezember ist mit 15.000 Tickets längst ausverkauft. Unter anderem in Zürich, Hamburg, München und in seiner Heimatstadt Mannheim will er im Winter auftreten. Und die Kritik nimmt Fahrt auf.

Die Jüdische Gemeinde Mannheim hat in einem offenen Brief an Veranstalter Live Nation sowie die Betreiber der Hallen appelliert, die Konzerte abzusagen. Die Mannheimer SAP-Arena sagte dem Südwestrundfunk, man erkenne als "weltoffener Veranstaltungsort" keinen Grund für eine Absage. Zwar sehe man sich den "unverrückbaren Werten des freiheitlichen Rechtsstaats verpflichtet", aber Naidoo habe sich von früheren "Irrwegen" distanziert. Auch die Kölner Lanxess-Arena sehe keinen Grund, Naidoo eine zweite Chance zu verweigern, bestätigte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Deborah Kämper, dem SWR. Das Emmendinger Festival I Em Music hatte nach einer Corona-bedingten Absage 2021 und Protesten in der Stadt den Vertrag mit Naidoo gekündigt und kein Nachholkonzert angesetzt.

Zwei Verfahren wegen Volksverhetzung sind noch anhängig

Den aktuellen Brief verbreitet ähnlich auch der Verein "Werte Initiative", er lässt an Schärfe nichts zu wünschen übrig. Die Entscheidung, Naidoo die große Bühne zu geben, "verharmlost Judenhass und stellt einen Schlag ins Gesicht derer dar, die sich tagtäglich gegen Antisemitismus engagieren." Der Brief erinnert an einige der anstößigsten Aussagen des Mitgründers der Söhne Mannheims. So habe er die geplante Vernichtung der Juden als "gelungene historische Fiktion" bezeichnet, Massenvergasungen in Konzentrationslagern geleugnet, vom "Zentralrat der Lügen" und "sogenannten Juden" gesprochen und Verschwörungserzählungen geteilt.

Nachdem Naidoo mit sogenannten Reichsbürgern aufgetreten war, wirre Theorien der QAnon-Bewegung verbreitet und mit Äußerungen zur Corona-Pandemie polarisiert hatte, veröffentlichte er 2022 ein Video, in dem er angab, sich jahrelang in Verschwörungserzählungen verrannt zu haben: "Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue."

Am Landgericht Mannheim sind weiterhin zwei Verfahren wegen Volksverhetzung gegen Naidoo anhängig. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft geht es dabei um Inhalte mit holocaustleugnendem und antisemitischem Charakter, die über einen Telegram-Kanal verbreitet wurden. Ob ein Hauptverfahren eröffnet wird, ist noch nicht entschieden. Naidoos Anwälte bestreiten die Vorwürfe und beteuern die Unschuld des 53 Jahre alten Sängers.

Schlagworte: Xavier Naidoo, Deborah Kämper
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