Taube Menschen gelten als behindert. Doch viele von ihnen fühlen sich wohl in einer Welt der Stille.
Die Frau am Schalter versteht sofort, als Claudia Mechela auf ihre Lippen zeigt und den Kopf schüttelt. Sie schiebt der blonden Reisenden ein Blatt Papier über den Tresen. Claudia hat ihre älteste Tochter in Hamburg besucht, sie steht unter den eisernen Bögen des Hauptbahnhofs und schreibt der Frau am Schalter auf, dass sie eine Rückfahrkarte nach Berlin lösen möchte.
Zeigen, Nicken, Kopfschütteln, das versteht man überall. Der Rucksacktourist am Schalter nebenan spricht nur Englisch, da dauert es länger. Ein irritierter Blick allenfalls, als Claudia die Frage nach einer weiteren Karte laut verneint, es ist ein kehliges, fremdes Geräusch. Im Klangsortiment des Deutschen ist es nicht vorgesehen. Claudia aber hört dieses Geräusch nicht, denn die 38-Jährige ist taub. Also behindert. Jedenfalls steht es so in ihrem Ausweis. "Ich empfinde das als Diskriminierung. Warum gelten Hörende als normal und wir als behindert?", fragt sie.
Kein Lärm stört die ...