Es ist Europas größte Ruine: In das nie vollendete KdF-Bad in Prora auf Rügen kehrt Leben ein. Es wird gebaut, es wird gekauft, der Nazi-Klotz wird zur Wohlfühloase.
Prora. Mal sehen. Ein Container, zwei Korbsessel davor, ein Frau, die auf ihren Mann wartet und hofft, dass er keinen Unfug macht. "Den Prospekt mitnehmen kann man ja auf alle Fälle mal", sagt sie, während ihr Mann im Container "Beratung und Verkauf" steht und dem Berater und Verkäufer zuhört. Ein Rentnerpaar aus dem Ruhrgebiet, sie machen Urlaub auf Rügen. Ein leicht frischer Wind streicht von der Ostsee aufs Land, die Sonne scheint, etwas Möwengeschrei und noch mehr Baulärm, Handwerker bohren unentwegt Löcher in Beton. Die Frau sitzt in einem der Korbsessel vor dem Container und wartet weiter auf den Mann.
Prora auf Rügen, ein Ortsteil von Binz. Die beiden Herrschaften sind das kurze Stück mit dem Rad aus der Hauptgemeinde gekommen, wollen sich alles mal ansehen. In der Zeitung, ja, da haben sie schon mal etwas gelesen über dieses seltsame Bauwerk aus der Nazizeit, das nie fertig wurde. Über vier Kilometer lang, ein Riegel aus gewaltigen Blöcken mit 20 000 Wohnungen. Direkt am Strand im Bogen der Prorer Wiek, Erholung für Wehrmachtssoldaten.
Im Verkaufsbüro geht es zu wie im Taubenschlag
So hatte Hitler sich das in den 1930ern vorgestellt. Als der Krieg begann, endeten die Bauarbeiten und die Maurer zogen weiter. Die Ruinen blieben bis heute. "Aber wenn man selbst mal davor steht", sagt die Frau im Korbsessel. "Ist ...