Die Postkartenidylle und der Nimbus des Savoir-vivre trügen – die Provence im Südosten Frankreichs ist eine Hochburg des rechten Front National. Christoph Slangen hat sie besucht.
Der sonst so blaue Himmel über der Provence ist heute eher grau, der Gipfel des Mont Ventoux in der Ferne wolkenverhangen. 14 Grad plus an einem Wintertag, da werden in Südfrankreich schon die dicken Jacken herausgeholt. Über meine Kaffeetasse hinweg taxiere ich das halbe Dutzend Männer und Frauen, das sich an diesem Morgen auf der Brücke über dem Sorgue-Fluss postiert hat: 60 und älter.
Aber diese Rentner sind aktiv, sie drücken den Vorübergehenden ein DIN-A-5-großes Flugblatt in die Hand, auf ihren Blousons haben einige ein Logo angebracht. "PCF", Parti Communiste Français. Das Flugblatt ist ein gedruckter Aufschrei: "Um nicht allein und ohnmächtig in seiner Ecke zu bleiben, lasst uns reden", steht da. Und: "Heute führt uns der Front National an die Pforten der Teilung, des Hasses, des Krieges."
Die Kommunisten sind hier, in L’Isle-sur-la-Sorgue, zwanzig Kilometer ...