Gewinner Schreibwettbewerb
Recht auf Leben
Anna Wisser absolviert im Rahmen des Schulprojektes Soziales Engagement (SE) 36 SE-Stunden im Pflegeheim St. Elisabeth in Elzach. Für Zischup berichtet sie über das Leben im Heim und über ihre Arbeit dort.
Anna Wisser, Klasse 8c, Heinrich-Hansjakob-Realschule & Elzach
Mo, 16. Dez 2013, 9:43 Uhr
Schreibwettbewerb Zischup
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Am 19. September war es endlich so weit: Der Tag meiner ersten SE-Stunde rückte immer näher.
Ich konnte am Abend vorher kaum einschlafen, da ich sehr aufgeregt war. Ständig schwirrten mir irgendwelche Fragen durch den Kopf: Welche Aufgaben werden mir übertragen? Wie werden die Heimbewohner auf mich reagieren? Kann ich überhaupt mit älteren Menschen umgehen? Und viele Fragen mehr.
Ich wurde sehr nett begrüßt und ein Altenpfleger zeigte mir die beiden Wohnbereiche. Ich spürte gleich: Diesen älteren Menschen geht es hier richtig gut. Die Pflegekräfte kümmern sich sehr liebevoll um die Bewohner, indem Sie ihnen täglich mit verschiedenen Tagesabläufen den Alltag abwechslungsreich gestalten.
So habe ich unter anderem mit einigen Heimbewohnern Weihnachtsplätzchen gebacken und Adventsgestecke für ihre Zimmer gebastelt. Dabei kamen sie ins Erzählen und schwärmten von ihrer eigenen Kindheit! Ja, nun haben Sie mich tatsächlich erwischt, denn das hat mir Tränen in die Augen getrieben.
Ich spielte mit zwei älteren Damen "Mensch ärgere Dich nicht". Es hat sehr viel Spaß gemacht, weil ich dadurch auch gelernt habe, dass man beim Verlieren sogar lachen kann, denn das Verlieren fällt mir mit 14 Jahren immer noch etwas schwer. Während des Spiels lernte ich eine über 100 Jahre alte Heimbewohnerin kennen, die schon seit ihrer Kindheit dichtet und bis heute nicht damit aufgehört hat. Es macht mir Spaß, ihr zuzuhören, da ihre Reime manchmal sehr komisch sind und mich zum Lachen bringen. Wie zum Beispiel:
"Besser eins, wie keins", oder: "Die Anna, die Süße, die trägt ein langes Kleid, das geht bis an die Füße, und jeder weiß Bescheid."
Man muss den Beruf als Altenpfleger sehr zu schätzen wissen, da er nicht immer leicht für das Pflegepersonal ist. Mir macht es sehr viel Spaß und vor allem habe ich in dieser kurzen aber sehr intensiven Zeit eines gelernt. Jedem dieser Menschen im Pflegeheim muss man mit viel Respekt, Würde und Einfühlungsvermögen begegnen, da jeder Mensch seine eigene Lebensgeschichte hat.
Ich habe durch diese Menschen erfahren, dass man sich auch über kleine Dinge freuen kann und dass nicht immer nur der materielle Wert von Bedeutung ist. Was haben diese Leute schon alles hinter sich: Krieg und Hungersnot, Krankheit, Verlust eines geliebten Menschen – und dennoch haben sie eines nicht verlernt: dankbar zu sein und sich täglich an kleinen Dingen im Leben zu erfreuen. Und dabei versuche ich, sie zu unterstützen, denn auch ältere Menschen haben ein Recht auf Leben.
Mit diesem Artikel will ich dem Pflegeheimpersonal und den Menschen, die dort wohnen für diese schöne Erfahrung danken.
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