"Schön ist, dass ich Gutes tun kann"
ZISCH-INTERVIEW mit dem Chirurgen Wolff Voltmer über die Vor- und Nachteile seiner Arbeit im Krankenhaus.
Jana Schneider, Klasse 4b, Hebelschule, Nollingen (Rheinfelden)
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Zisch-Reporterin Jana Schneider aus der Klasse 4b der Hebelschule in Rheinfelden-Nollingen hat den Arzt Wolff Voltmer interviewt. Er ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Hegau-Bodensee-Klinikum in Radolfzell.
Voltmer: Um Arzt zu werden, musst du Medizin studieren. Wenn du gut drauf bist, dann dauert das Studium sechs Jahre. Das letzte Jahr arbeitet man schon als Student im Krankenhaus. Das nennt sich praktisches Jahr, bevor man dann seine Abschlussprüfung ablegt und Arzt ist.
Zisch: Welchen Schulabschluss muss ich haben, um Arzt zu werden?
Voltmer: Da brauchst du das Abitur. Allerdings muss das Abitur auch noch gut sein, weil es für das Medizinstudium einen Numerus clausus gibt. Das heißt, man setzt eine Note fest, die man erreichen muss, um Medizin studieren zu dürfen. Das variiert etwas von Jahr zu Jahr. Aber gut ist immer, wenn man zumindest eine 2 vor dem Komma bei der Abschlussnote stehen hat, und besser ist es, wenn man eine 1 vornedran stehen hat.
Zisch: Wie sind Sie auf den Beruf Arzt gekommen? War er Ihr Traumberuf?
Voltmer: Da muss ich ein wenig ausholen. Ich hatte früher immer Panik, wenn ich zum Arzt gehen musste, um eine Spritze zu bekommen, zum Beispiel bei Impfungen, oder wenn mir Blut abgenommen werden musste. Da habe ich immer fürchterliche Angst gehabt und ich habe mich nach der Schule gefragt, wie kann ich die loswerden, und habe dann Zivildienst gemacht. Das musste man früher nach dem Abitur machen. Entweder man ging zur Bundeswehr, oder man wurde in sozialen Bereichen tätig. Ich habe mich für den Rettungsdienst entschieden, da ich dachte, dass es mir dort vielleicht gelingen würde, meine Angst zu verlieren. Da hast du tagtäglich mit Spritzen zu tun und manchmal auch mit Blut. Über diese Zeit habe ich dann ganz viel mit Ärzten zu tun gehabt. Da waren viele dabei, die fand ich super, und ich dachte mir, Mensch, von denen kann ich viel lernen. Und da gab es auch viele, bei denen ich dachte, die wären doch besser etwas anderes geworden, weil die nämlich mit den Menschen gar nicht gut umgegangen sind. Das hat mich dazu motiviert, mich an den Vorbildern zu orientieren, und so sagte ich mir, das kann ich bestimmt besser als viele andere, und so ist dann langsam die Entscheidung gereift, Medizin zu studieren. Und ich bereue das bis heute nicht.
Zisch: Welche Art von Arzt sind Sie?
Voltmer: Ich habe mich entschieden, Chirurg zu werden, aber ich war mir am Anfang nicht so sicher. Hausarzt oder Kinderarzt waren ursprünglich auch noch Bereiche, die ich mir vorstellen konnte.
Zisch: Sind Sie zufrieden mit dem Beruf?
Voltmer: Uneingeschränkt, ja. Ich bin sehr glücklich darüber, als Arzt zu arbeiten, und eigentlich kann ich mir kaum etwas anderes vorstellen, außer vielleicht Segeltrainer…
Zisch: An welchen Wochentagen müssen Sie arbeiten?
Voltmer: Das ist so ein Punkt, der manchmal vielleicht etwas doof ist. Wenn man Finanzbeamter ist, dann arbeitet man von Montag bis Freitag und hat jedes Wochenende frei und nachts muss man schon gar nicht arbeiten. Das ist aber, wenn man Arzt ist, etwas problematisch, denn die Menschen werden ja nicht nur zwischen acht und 16 Uhr krank, sondern rund um die Uhr und auch am Wochenende. Das heißt, es gibt keinen Tag und keine Minute, in der man als Arzt im Krankenhaus nicht unter Umständen arbeiten muss. Natürlich gibt es Dienstpläne und gesetzliche Vorgaben, wie lange und wie oft man arbeiten darf. Aber die Arbeitsbelastung für einen Arzt ist hoch. Gerade finden deshalb zum Beispiel Tarifverhandlungen statt, bei denen die Ärzte dafür kämpfen, dass sie zumindest an zwei Wochenenden im Monat ganz frei haben.
Zisch: Wie lange müssen Sie täglich arbeiten?
Voltmer: Es gibt gesetzliche Regelungen, wie lange man arbeiten darf. In meinem Bereich ist es aber so, dass ich bei einer Operation nicht einfach sagen kann, so es ist gerade 16 Uhr, ich höre auf zu arbeiten und verlasse einfach den OP. Das heißt, es gibt grobe Richtlinien, an denen man sich orientiert, das ist dann aber keine wirkliche 40-Stunden-Woche. Viele Ärzte arbeiten deutlich darüber hinaus, auch nachts und an Wochenenden. Ich in einer leitenden Funktion bin morgens um 7.10 Uhr im Krankenhaus und gehe, wenn ich fertig bin. Das kann mal um halb sechs sein, wenn ich Glück habe, aber manchmal ist es halb sieben oder eben noch später.
Zisch: Was ist das Schöne am Arztberuf?
Voltmer: Also unbedingt, und das macht mir ganz viel Spaß: Dass ich mit Menschen arbeite und in aller Regel Gutes tun kann. Das heißt, ich kann zum Beispiel bei einem Kind mit einem gebrochenen Arm einen schicken Gips machen, und nach vier bis fünf Wochen ist der Arm wieder geheilt und das Kind kann danach wieder segeln. Gerade in der Chirurgie sieht man schnell, wenn man gute Arbeit geleistet hat.
Zisch: Was ist nicht so toll an dem Beruf?
Voltmer: Gute Frage! Einen Punkt habe ich schon genannt, dass ich viel arbeiten muss und manchmal auch Wochenenddienst habe. Mittlerweile bin ich aber kein Assistenzarzt mehr und muss daher nicht mehr die ganze Zeit im Krankenhaus sein, wenn ich Dienst habe, sondern habe mein Diensthandy an. Ich werde nur gerufen, wenn die Ärzte, die im Krankenhaus sind, nicht mehr weiter wissen. Das sind dann aber meistens Fälle, bei denen man gefordert ist, weil die nicht so einfach zu behandeln sind. Meine Kinder haben mal gesagt, wie doof es sei, dass ich Arzt bin, da ich am Wochenende so viel im Krankenhaus bin. Das ist sicher ein Nachteil. Und es ist auch körperlich anstrengend, wenn man viel und auch nachts arbeiten muss. Das ist belastend, wird aber durch die tollen Dinge, die man bei der Arbeit erfahren darf, aufgehoben.
Zisch: Wie viele neue Patienten kommen ungefähr an einem Tag?
Voltmer: Das ist in der Unfallchirurgie ganz unterschiedlich. Am Bodensee ist es zum Beispiel so: Wenn im Sommer viele Touristen zum Baden kommen, dann kommen auch viel mehr Menschen ins Krankenhaus, weil sie sich den Fuß umknicken oder weil sie im Wasser in eine Scherbe treten oder weil sie abends ein Glas Wein zu viel getrunken haben und sich dann den Kopf irgendwo anstoßen. Das kann man aber nie so vorhersagen. Im Winter, wenn der See zugefroren ist und die Schlittschuhfahrer unterwegs sind, dann ist bei uns natürlich auch mehr los. Bei schlechtem Wetter kann es manchmal etwas ruhiger sein.
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