Der Abstand zwischen der Elite und der Normalbevölkerung wächst auch wegen unterschiedlicher Vermögen quasi automatisch. Wie groß darf er werden? Wann muss die Politik eingreifen? Ein Essay.
In einer Nacht der frühen 1950er Jahre türmte mein Großonkel. Im DDR-Dorf Wilsleben stieg er mit Frau und Tochter auf einen Pferdewagen. Sie ließen sich bis zum Bahnhof bringen und fuhren mit dem Zug nach Westen. Die letzten paar hundert Meter über die damals noch weitgehend offene Grenze zur Bundesrepublik gingen sie zu Fuß. Ihren Hof, etwa 60 Hektar Land, Pferde, Vieh und ihre Heimat sahen sie nie wieder.
Der Bauer, ein Bruder meiner Großmutter, hatte zuvor die Information erhalten, dass ihm Gefängnis drohe, weil er während der Nazizeit Zwangsarbeiter beschäftigt habe. Deshalb flüchtete die Familie. Der Hof wurde kollektiviert und Teil einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft. Ähnlich erging es vielen Wohlhabenden, die im Osten ...