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London

Streit um Buckingham Palace: Wer zahlt die Sanierung?

Peter Nonnenmacher
  • Di, 22. November 2016, 00:00 Uhr
    Panorama

Der Buckingham Palace bröckelt und muss wohl komplett erneuert werden – für etwa 434 Millionen Euro. Eine finanzielle Unterstützung für die Königsfamilie wird jetzt harsch kritisiert.

Bei genauerem Hinsehen strahlt der Buckingham Palace gar nicht mehr so sehr.   | Foto: alice (fotolia.com)
Bei genauerem Hinsehen strahlt der Buckingham Palace gar nicht mehr so sehr. Foto: alice (fotolia.com)
Der Buckingham Palace in London hat 775 Räume – das bedeutet 150 Kilometer Stromleitungen, 30 Kilometer Rohre und 2500 Heizkörper. Der imposante Bau wird aber brüchig. Experten gehen davon aus, dass das ganze Gebäude erneuert werden muss. Veranschlagt ist die Totalrenovierung des Schlosses auf zehn Jahre Arbeitszeit und 370 Millionen Pfund (etwa 434 Millionen Euro). Eine Erhöhung der staatlichen Zuwendungen an Königin Elizabeth II. um 66 Prozent hat lautstarken Unmut ausgelöst.
Dass der Buckingham dringender Renovierung bedarf, ist offensichtlich: Voriges Jahr musste zeitweise schon der State Dining Room, genutzt als Kaffeezimmer für Staatsempfänge, geschlossen werden, weil man befürchtete, der Stuck könne von der Decke fallen. Als Klempner die noch mit Ziehketten ausgestatteten Klospülungen im Wohnbereich der Royals testeten, kam ihnen die halbe Wand samt Wassertank entgegen. Zum letzten Mal wurde der Buckingham-Palast Anfang der 50er Jahre instand gesetzt. In so miserablen Verhältnissen soll die Königin mit ihrer Familie natürlich nicht leben – zumal sie im Jahr 130 000 Gäste empfängt und der Buckingham-Palast jeden Sommer mehr als eine halbe Million zahlender Besucher verzeichnet.

Die Regierung hat darum beschlossen, den Royals für die Renovierungsarbeiten mehr Geld aus den jährlichen Profiten der zur Crown Estate gehörenden Ländereien und Anwesen zuließen zu lassen. Statt 15 Prozent der Gewinne sollen den Windsors in diesen zehn Jahren 25 Prozent zukommen – damit die 370-Millionen-Rechnung abgestottert werden kann. Die staatseigene Crown Estate, die einen Gesamtwert von elf Milliarden Pfund haben soll, und die Elizabeth II. "für die Nation verwahrt", wirft zurzeit über 300 Millionen Pfund im Jahr an Gewinn ab. Darüber hinaus hat die Queen private Besitzungen wie die Schlösser Sandringham und Balmoral, deren Wert auf mehrere Milliarden Pfund geschätzt wird.

In Großbritannien gehen die Republikaner nun auf die Barrikaden. Eine Petition verlangt von der Queen, auf die Zuwendungen gefälligst zu verzichten. Wenn das superreiche Königshaus nicht aus eigener Tasche für seine "Extrakosten" aufkomme, könne man genau so gut auf es verzichten, erklärt der Anti-Monarchie-Verband Republic. Unter diesen Umständen gehe es nicht an, dass über die Crown-Estate-Gelder für die Renovierung letztlich der britische Steuerzahler aufkommen müsse, finden kritische Stimmen auf der Insel.

Für eine absolute Schande hält Republic-Sprecher Graham Smith den Regierungsentscheid. Die Rechnung solle gefälligst den Windors selbst überreicht werden. Die könnten ja zum Beispiel, statt "die königlichen Finanzen so schlecht zu managen", den Buckingham das ganze Jahr über für Besucher öffnen, statt nur im Sommer. Am liebsten würden die Antimonarchisten die Royals ganz in ein billigeres Quartier verfrachten und den Buckingham-Palast zu einem Museum machen. Aber zu Lebzeiten Elizabeths ist das eine Illusion.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 22. November 2016: PDF-Version herunterladen

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