Zischup-Interview

SWR3-Moderator Volker Janitz: "Beim Radio zu arbeiten war mein Traum"

Viele junge Leute wissen nicht, welcher berufliche Weg zu ihnen passen könnte. SWR3-Moderator Volker Janitz spricht darüber, wie es ist, beim Radio hinter den Mikrofonen zu sitzen.  

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Volker Janitz im Studio  | Foto: Privat
Volker Janitz im Studio Foto: Privat
Zischup: Herr Janitz, Sie sind schon seit vielen Jahren beim Sender SWR3 als Moderator tätig. Wie sind Sie denn zum Radio gekommen?
Janitz: Es war ein Weg, der vielfach von glücklichen Zufällen begleitet war: Während meiner Ausbildung zum Kamera- und Tonassistenten lernte ich jemanden kennen, der beim Radio arbeitet. Weil es schon immer mein Traum war, dort zu arbeiten, habe ich ihn gefragt, welchen Tipp er mir geben könnte, um diesen Traum zu verwirklichen. Er riet mir, ein Studium zu beginnen und mich parallel dazu für ein Praktikum bei einem Sender zu bewerben. Genau so habe ich es gemacht. Das Besondere an meinem Weg ist, dass mir direkt nach dem Praktikum angeboten wurde, beim Sender zu bleiben. Ich habe also mein Studium abgebrochen und bin seitdem beim SWR, der damals noch SWF hieß. Das Studium abzubrechen würde ich aber in der heutigen Zeit niemandem mehr empfehlen. Begebt euch lieber erst einmal beruflich auf einen sicheren Pfad, bevor ihr beginnt, eure Träume zu verwirklichen.

Zischup: Sie haben schon unterschiedliche Sendungen moderiert: Früher war es die SWR3-Morningshow, derzeit ist es die Nachmittagssendung Move und samstags Easy. Nach welchen Kriterien werden solche personellen Entscheidungen gefällt?
Janitz: Das ist eine gute Frage...

Zischup: Beziehungsweise wer trifft solche Entscheidungen?

Janitz: Diese Entscheidungen trifft der Wellenchef mit seinem Team.

Zischup: SWR3 hat täglich etwa 3,1 Millionen Zuhörer. Die Moderatoren sind also sozusagen Promis des Radios. Wirkt sich das auf Ihr Privatleben aus?
Janitz: Ab und zu werde ich erkannt, vor allem über meinen Namen. Manche Moderatoren werden auch wegen ihrer charakteristischen Stimme erkannt. Und seit wir Webcams im Studio haben, gibt es auch immer mehr Leute, die uns anhand unseres Aussehens erkennen. Aber im Vergleich zu Fernsehmoderatoren ist das wirklich selten, worüber ich auch sehr froh bin.

Zischup: Wie viel Vorbereitungszeit benötigen Sie persönlich etwa, bis eine Sendung starten kann?
Janitz: Die einzelnen Sendungen haben tatsächlich einen Vorlauf von mehreren Stunden. Meine aktuelle Sendung beginnt um 16 Uhr, dafür treffen wir uns im Team bereits um zehn Uhr morgens. Gemeinsam überlegen wir dann, welche Themen wir ansprechen wollen, führen die Interviews und besprechen den strukturellen Verlauf, bis die Sendung schließlich starten kann.
Mehr Texte von Jugendlichen für Jugendliche gibt’s hier und unter "Schülertexte".

Zischup: Und woher kommen die ganzen Ideen?
Janitz: Manche Themen gibt uns natürlich die aktuelle Situation vor, wenn wir glauben, über etwas berichten zu müssen. Und manchmal muss man im Alltag einfach die Augen offenhalten, und dann fallen einem Dinge auf, über die man sprechen könnte. Das können auch alltägliche Begebenheiten sein: So wurde zum Beispiel aus einem heruntergefallenen Butterbrot eine Sendung mit Expertenbefragung über das Thema "Was ist an der Drei-Sekunden-Regel dran". Diese besagt, dass man Lebensmittel noch essen könne, wenn sie nicht länger als drei Sekunden auf dem Boden gelegen haben.

Zischup: Haben Sie eigentlich vor einer Sendung noch Lampenfieber?
Janitz: Ja, tatsächlich habe ich auch nach 25 Jahren immer noch ein bisschen Lampenfieber vor der Sendung. Es kann ja auch immer viel schiefgehen, zum Beispiel bei Live-Interviews. Aber weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich in den Sendungen, in denen ich kein Lampenfieber hatte, die meisten Fehler gemacht habe, bin ich auch ganz froh über ein bisschen Lampenfieber.

Zischup: Die Moderatoren im Radio wirken immer gut gelaunt, locker und souverän. Gab es einmal während einer Sendung ein unvorhergesehenes Ereignis, welches Sie ins Schwitzen gebracht hat?
Janitz: Da muss ich jetzt tatsächlich nachdenken… Eher fällt mir ein Ereignis ein, das mich nachhaltig geprägt hat, weil es so schockierend war. Das war das Flugzeugunglück über dem Bodensee im Jahre 2002, das sich während meiner Sendungszeit ereignet hat. Damals mussten wir im Studio anhand der zunehmenden Anzahl der Anrufer realisieren, dass sich etwas wirklich Schlimmes ereignet hat. Zu der Zeit gab es ja noch kein Twitter und Social Media und Ähnliches. Wir mussten dann im Radio mit als Erste darüber berichten. Außerdem hat mir einmal ein Totalausfall der Musikrechner viel Improvisationstalent abverlangt. Da musste ich mit einer spontan erzählten laaaangen Geschichte verhindern, dass ein Sendeloch entsteht, während die Techniker ihr Bestes gaben, den Schaden zu beheben.

Zischup: Verändert KI Ihren Berufsalltag derzeit schon spürbar?
Janitz: Einmal habe ich eine Sendung gemacht, in der eine KI für eine Stunde meine Stimme imitiert hat, ich habe mich also über ChatGPT quasi selbst interviewt. Natürlich greifen wir dieses aktuelle Thema inhaltlich in unseren Sendungen auf. Im Berufsalltag spielt KI für uns allerdings momentan noch keine so große Rolle. Ich bin aber überzeugt, dass sich dies mit der fortschreitenden Entwicklung und Verbesserung der KI bald ändern wird.

Zischup: Und zum Schluss noch vier Entweder-Oder-Fragen: Lieber Recherche oder lieber Mikro?
Janitz: Kein Mikro ohne Recherche! Aber: Mikro!

Zischup: Lieber Team- oder Einzelmoderation?
Janitz: Lieber Einzelmoderation.

Zischup: Lieber morgens oder nachmittags?
Janitz: Ganz klar: nachmittags!
Volker Janitz wurde 1971 in Gummersbach geboren. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst als Kamera- und Tonassistent, ehe er ein Studium begann und über ein Praktikum im Jahr 1998 zum damaligen Sender SWF, heute SWR, kam. Aktuell moderiert er die Sendungen "Move" und "Easy" bei SWR3. Der Radiomoderator lebt in Baden-Baden, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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