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"Was wir jetzt brauchen, ist Sauwetter"

  • dpa

  • Di, 07. Februar 2017
    Südwest

     

Der Grundwasserpegel ist so niedrig wie zuletzt 1913 / Für Gewässer und Bäume wird das zum Problem.

Michel Wingering misst den Grundwasserstand in Grafenau.   | Foto: DPA
Michel Wingering misst den Grundwasserstand in Grafenau. Foto: DPA
KARLSRUHE (dpa). Nach langer Trockenheit sind die Grundwasserstände in Baden-Württemberg auf historischem Tief – und fallen weiter. "Seit 1913 war es nicht mehr so schlimm", sagt Wasser-Experte Michel Wingering von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW). Das könne im Lauf des Jahres zum Problem für Fließgewässer und deren Ökosysteme werden. "Solche Gewässer führen relativ früh dann Niedrigwasser und können in Teilen ganz austrocknen."

Die Zeit, in der Grundwasserreserven nach dem vorangegangenen Sommer sich durch Niederschläge oder Schneeschmelze erholen, sei zur Hälfte verstrichen. "Wir werden es nicht mehr auf normales Niveau schaffen", sagt Wingering. Der Prozess der Erholung habe noch nicht einmal begonnen. Erst müsse der Boden auftauen, dann müssten Niederschläge oder langsam schmelzender Schnee den Boden durchnässen und sättigen, bevor Wasser durchsickern und in die tiefen Schichten vordringen könne.

Zu wenig Grundwasser könne für Flüsse dramatisch sein, ergänzt Uwe Bergdolt, der sich bei der LUBW mit Fließgewässern beschäftigt. Sie wärmten sich schneller auf – das könne zu Sauerstoffabfall und schlimmstenfalls zum Sterben von Fischen und Kleinstlebewesen führen.

Auch für Bäume bedeuteten niedrige Grundwasserpegel Stress, sagt Johannes Enssle vom Naturschutzbund Nabu. Noch heute sehe man Bäumen die Folgen des Dürresommers aus dem Jahr 2003 an. Landwirte, die ihre Erdbeerfelder über das Grundwasser wässern, könnten so ebenfalls in Schwierigkeiten kommen.

Die Trinkwasserversorgung im Südwesten ist hingegen laut Zweckverband Landeswasserversorgung (LW) nicht in Gefahr. Zwar liege der Stand des großen Wasserspeichers unter der Schwäbischen Alb einen Meter unterm langjährigen Mittel. Der Zweckverband sorge bei solchen Wetterlagen aber vor: "Wir schauen dem Wettergeschehen nicht einfach zu, sondern schonen längst unsere Grundwasserreserven und greifen auf Flusswasser der Donau zurück", sagte der LW-Sprecher. Sollte es weiterhin wenig regnen, bekommen aber Aussiedlerhöfe Schwierigkeiten, die auf eigene Quellen angewiesen sind. "Die sitzen dann auf dem Trockenen und müssen Wasser von außen heranschaffen." Die Experten setzen nun auf viel Niederschlag im Frühjahr. "Was wir jetzt brauchen, sind viele Wochen Sauwetter", sagt Wingering.

Ressort: Südwest

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