Familienglück

Ungewöhnlich normal: Eine Familie mit einem Baby – und drei Vätern

Piper und Parker sind in den USA kleine Berühmtheiten. Denn sie haben nicht nur einen, sondern gleich drei Väter. Die hart dafür gekämpft haben, dass sie alle als Elternteil rechtlich anerkannt werden.  

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Von links nach rechts: Ian Jenkins, Al...es mit der damals neugeborenen  Piper.  | Foto: Sweet Me Photography (dpa)
Von links nach rechts: Ian Jenkins, Alan Mayfield und Jeremy Hodges mit der damals neugeborenen Piper. Foto: Sweet Me Photography (dpa)
Eigentlich sind sie eine ganz normale Familie – und doch auch wieder nicht. Den die dreijährige Piper und der fast zweijährige Parker haben drei Väter. Mit ihrer polyamourösen Dreierbeziehung lebt die Familie in Kalifornien sehr zufrieden, doch es gibt noch viele Widerstände.



Für ihre drei Väter in Kalifornien hat die dreieinhalbjährige Piper drei verschiedene Namen. Alan Mayfield ist "Dada", Jeremy Hodges hört auf "Daddy" und er sei "Papa", erzählt Ian Jenkins über ihre blondgelockte Tochter. Piper hat zudem zwei Mütter: eine enge Bekannte des Trios, Meghan, spendete die Eizelle, eine Leihmutter brachte das Mädchen zur Welt. Was diese Familie einzigartig macht: Alle drei Männer, die als "Throuple" seit über acht Jahren ohne Trauschein in einer polyamourösen Beziehung leben, sind offiziell als Väter auf Pipers Geburtsurkunde eingetragen.

Drei Männer ein Baby

Jenkins, Medizinprofessor an der Universität San Diego, hat die juristische Odyssee in dem kürzlich veröffentlichten Buch "Three Dads and a Baby: Adventures in Modern Parenting" (etwa: Drei Männer und ein Baby: Abenteuer moderner Elternschaft) aufgeschrieben. Nun stehen sie im Rampenlicht, treten in Talkshows auf und machen sich für die Akzeptanz nicht traditioneller Familien stark.

Die in Deutschland verbotenen Leihmutterschaften sind in den meisten US-Bundesstaaten legal, aber die Anerkennung von drei oder mehr Eltern ist der Ausnahmefall, erst recht, wenn es drei Väter sind. "Wir sind untypisch", räumt Jenkins ein. "Aber wer uns kennt, weiß, dass wir kein verrücktes, sondern ein ganz normales Familienleben haben. Wir lieben unsere Kinder und erziehen sie zu verantwortungsvollen Menschen".

"Unser Problem war ein biologisches, keiner von uns hat eine Gebärmutter" Ian Jenkins
Piper hat inzwischen auch ein Brüderchen. Parker wurde im Juni 2019 von einer Leihmutter geboren. Mit Meghan als Eizellenspenderin haben die Halbgeschwister dieselbe Mutter. Der Junge ist biologisch Alans Sohn, während Piper mit der Samenspende von Jeremy erzeugt wurde. "Unser Problem war ein biologisches, keiner von uns hat eine Gebärmutter", witzelt Ian in seinem Buch. Mit Humor schildert er die Erlebnisse junger Eltern mit Windelpannen und schlaflosen Nächten, dazu der mühsame Weg mit künstlicher Befruchtung, das Hin und Her mit einem Team von Anwälten und die rechtlichen Hürden. "Wir sind keine Aktivisten, die etwa dafür kämpfen, dass wir drei heiraten dürfen", sagt Jeremy. "Uns geht es einzig um den Schutz unserer Kinder. Sie sollen abgesichert sein, wenn einem ihrer Väter etwas zustößt".

Eine Richterin in San Diego war zunächst skeptisch, das Trio vor Pipers Geburt als rechtmäßige Eltern anzuerkennen. Sie habe Sorge gehabt, einen Präzedenzfall zu schaffen, erzählt Alan. Doch die drei Männer trugen ihr Anliegen vor. "Ohne unser persönliches Vorsprechen, hätte sie bestimmt anders entschieden", davon ist der Psychiater überzeugt. Laut ihrer Anwälte ist es in den USA juristisch beispiellos, dass schon vor der Geburt eines Kindes drei Eltern anerkannt und amtlich eingetragen wurden.

Als Parker geboren wurde, gaben die Behörden dem Throuple für das Dreier-Geburtszertifikat grünes Licht. "Kalifornien ist in vielen Dingen ein Vorreiter, etwa im Klimaschutz oder in politischen Initiativen", sagt Ian. Es helfe zudem, dass sie keine schrägen Sonderlinge seien, mit Totenkopf-Tätowierungen im Gesicht, witzelt Ian. "Wir haben alle gute Jobs, eine sehr stabile Familie und gehen total in unseren Kindern auf".

Jeder hat seine Aufgabe

Auf ihrer Instagramseite mit rund 4000 Followern posten sie Fotos aus ihrem Alltag: am Stadtrand von San Diego ein großes Haus mit Pool, im Garten Hühner und Hasen, dazu die Hunde Otis und Hazel. Das häufigste Motiv sind die Kinder: Piper beim Zöpfe flechten, Parker Huckepack auf Ians Schulter, die Geschwister in Halloween-Kostümen, als kleiner Drache und Faultier verkleidet. "Jeder von uns hilft mit bei allem, was anfällt, von Fläschchen geben bis Windeln wechseln", so Alan. Dazu habe jeder Dad besondere Stärken. "Jeremy ist Meister im Frisieren, ich bin oft zum Trösten da, Ian ist immer für Aktivitäten zu haben."

Die biologische Mutter Meghan ist mehr als nur Eizellenspenderin. Sie wohnt an der Ostküste, nimmt aber mit Besuchen und über Videoschalten am Leben von Piper und Parker teil.

Die Kinder würden mit der Familienkonstellation ganz normal umgehen, sagt das Trio. Sie habe etwas von Mommy Meghan und ein bisschen von Daddy Jeremy, erklärt der Tierpfleger. "Natürlich weiß sie, dass unsere Familie anders ist, aber im Kindergarten erzählt sie stolz, dass sie drei Väter und nicht nur zwei Elternteile hat", sagt Jeremy.
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