UNTERM STRICH: Lasst die Augen sprechen

Die Brauen sind eine wichtige Errungenschaft der Evolution / Von Franz Schmider.  

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"Ich seh’ Dir in die Augen, Kleines", haucht Humphrey Bogart als Zyniker Rick in Casablanca seiner Filmpartnerin Ingrid Bergmann ins Ohr. Die öffnet sich wie ein Buch, indem sie die Brauen nach oben zieht. Wir verstehen uns, ohne viele Worte. Blicke können töten, Wimpernschläge locken, Brauen sprechen.

Wer jetzt wieder einmal glaubt, früher sei alles besser gewesen, speziell in Sachen differenzierter und einfühlsamer Kommunikation, der denkt wohl einfach in zu kurzen Zeiträumen. Sicher, es gab Zeiten, da hat man richtig miteinander geredet und nicht nur Mitteilungen in die virtuelle Umlaufbahn geschickt. Und ein Gespräch diente dem Austausch von Gedanken und Erfahrungen und nicht der bloßen Bekanntmachung eigener Befindlichkeiten.

Doch jenseits dieser eigenen Wahrnehmung ist nun wissenschaftlich belegt, dass sich der Mensch in Sachen sozialer Interaktion auf gutem Weg befindet. Man muss nur den Bogen weit genug spannen. Sagen wir bis ins Mittelpleistozän. Wir wissen natürlich nicht, worüber unsere Urahnen vor rund einer halben Million Jahren so geredet haben und wie oft am Ende eines solchen Dialoges die Keule das finale Argument war. Doch so subtil wie heutzutage ging es beim Homo heidelbergensis definitiv nicht zu. Das kann man sehen – sagt die Wissenschaft. Denn wo wir Augenbrauen haben, hatten die Heidelberger nur dicke Wulste. Die dienten mitnichten der Stabilisierung des Schädels, wie lange vermutet wurde, sie sollten Stärke demonstrieren und Furcht einflößen. Rein kommunikativ nicht unwichtig, aber evolutionär wurde der Vorteil überflüssig, je mehr die Menschen die Höhlen verließen und sich in Gemeinschaften organisierten. Überlegen wurde, wer besser und vor allem differenzierter kommunizieren konnte. Der Wulst verschwand, zurück blieb eine dünne Linie feiner Haare.

Was wir daraus lernen können? Wir sollten uns häufiger und aufmerksamer in die Augen sehen, besonders beim Reden.
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